Albert Sanchez Piñol - Im Rausch der Stille / La pell freda

  • Kurzmeinung

    Squirrel
    Dunkel, düster - und doch lesenswert. Hochpolitisch und regt zum Nachdenken an
  • Kurzmeinung

    javaline
    Ich empfand den Roman dunkel, düster, hoffnungslos.
  • Im Rausch der Stille- Albert Sanchez Pinol


    Dieses wortgewaltige, poetische, tiefgründig in Sätzen wie Hammerschläge geschriebene Buch erschien diese Woche bei S.Fischer.
    Diesem spanischen Bestseller wünsche ich riesigen Erfolg.


    Es ist keinem Genre eindeutig zuzuordnen.


    Ein irischer Freiheitskämpfer setzt sich für ein Jahr auf eine Südpolarmeerinsel als Wetterbeobachter ab. Dort angekommen merkt er sofort, dass auf dieser Kleinst-Insel etwas nicht stimmt. Er trifft dort nur auf einen verstörten-verstörenden Leuchtturmwärter.
    Ab seiner ersten Nacht dort in seinem kleinen Haus wird er von menschenähnlichen Fröschen angegriffen, die aus dem Meer kommen. Er kommt fast ums Leben und darf nach Tagen in den Leuchturm. In die vermeintliche Sicherheit. Ein Gemetzel beginnt, bis--- bis er sich durch verschiedene Ereignisse gestärkt, fragt, ob diese Wesen wirklich Monster sind, oder ob der Mensch das Monster ist...


    Schon die ersten beiden Sätze des Buches sind genial.
    Die Geschichte steigert sich zu einer unerträglichen Spannung, lässt einen am Ende gedankenvoll zurück.


    Perfekte Unterhalung. Viel Spaß wünscht euch Emily

  • Hallo Emily,


    liegt auch auf meinem Bücherstapel.
    Ich hatte schon die ersten 50 Seiten gelesen, aber festgestellt, dass das absolut kein "zwischen Tür und Angel"-Buch ist.


    Tolle Sprache und eine sehr düstere Atmosphäre, aber man sollte diesem Buch wirklich Zeit widmen (ich hab's mir für den Urlaub vorgenommen...).


    Liebe Grüße
    Sandra

  • Danke für den Tipp.


    Habe es auf meinem Wunschzettel, werde aber auf das TB warten ;-)

    Liebe Grüsse
    Wonneproppen
    ;-)


    Ich lese gerade "Im Dunkel der Wälder" von Brigitte Aubert
    Es gibt nur ein Leben für jeden von uns: unser eigenes. Euripides

  • Hallo Emily,


    von Buffa habe ich nur vor ein paar Jahren "Nichts als die Wahrheit" gelesen und habe es als spannenden und sehr schwarzen Krimi in Erinnerung...
    "Evangeline" klingt ähnlich, über Kannibalismus kann man wohl nicht gerade optimistisch schreiben, oder?


    Einen schönen Sonntag wünscht
    Sandra


    Und an Wonneproppen: zwei Jahre wirst du dich da noch gedulden müssen...

  • Hallo Sandra,


    optimistisch? Na ja, eher nicht. Aber richtig spannend.
    Ich fühlte mich sofort als Jury. Bei diesem Thema kommt man aber zu keinem Ergebnis.


    Ich habs abends angefangen zu lesen, wusste, dass ich sehr früh raus muss. Irgendwann zwang ich mich zum Aufhören, das Thema verfolgte mich bis tief in die Nacht hinein, so dass ich trotzdem kaum geschlafen habe.


    Für mich so ein Buch, wo man gegen jede Vernunft nicht unterbrechen kann. Ich denke viele von euch kennen das.


    Emily

  • Bei meinem gestrigen Besuch in der Bibliothek habe ich "Im Rausch der Stille" im Bestseller-Regal entdeckt und mich sofort festgelesen. Die Sprache ist toll und die Geschichte läßt einen nicht mehr los. Mehr dazu wenn ich durch bin...


    LG
    Siebenstein

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • Ich habe "Im Rausch der Stille" nun zu Ende gelesen. Die Geschichte bleibt spannend, geht aber in eine Richtung, die mich normalerweise eher nicht interessiert (z.Bsp. das allnächtliche Gemetzel oder die mitunter grausamen und abstoßenden Szenen im Zusammenhang mit dem "Maskottchen"). Irgendwann habe ich die Geschichte als Metapher begriffen und von da an konnte ich mit dem Buch auch wieder mehr anfangen.


    Alles in allem bin ich froh, dieses Buch gelesen zu haben, denn ich habe einen Schriftsteller kennengelernt, dessen Sprache mich begeistert hat. Ich mußte das Buch mehrmals zur Seite legen, um einzelne Sätze auf mich wirken zu lassen. Diese Feinfühligkeit im Ausdruck (die oft so gar nicht zur eigentlichen Geschichte zu passen schien) hat mich sehr beeindruckt. Ich bin gespannt, was uns nach diesem Erstling noch erwartet...


    LG
    Siebenstein

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • Vielen Dank Emily,


    wie konnte ich diese Rezi nur übersehen. ](*,) Auf jeden Fall ist dieses Buch schon notiert und ich hoffe, ich finde es auch in der Bücherei, werde dann gleich mal nachsehen :wink:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Ich habe dieses Buch vor ein paar Monaten meiner Mutti entführt und es gehört zu den wenigen Büchern, die ich nur angelesen und dann wieder weggelegt habe.


    LG,
    Casoubon.

  • Moin, moin,
    also ich fand den Pinol sehr gut - halt anders. Und auf jeden Fall hat er mich mehr beeindruckt als die letzten 36278 Bücher von Stepfen Kingele. Ok, die Meinungen über "Im Rausch ..." gehen ja nicht nur hier auseinander. Der eine kann was damit anfangen, der andere nicht. Mir hat es sehr gefallen, aber ich mag diese Art von Geschichten auch gerne. Nächste Woche hole ich mir den Nachfolger "Pandora im Kongo".
    Allerdings weiß ich noch nicht, wann ich dazu komme, es zu lesen ... habe da noch so viel rumliegen ... (z.B. Die vierte Zwischeneiszeit, Konfuzius Gespräche, irgendein Hohlbein, einen Indridason, Imagon, Die Feuer von Eden, den Nachfolger von Watership Down - Shardik, ach ja - und MUSASHI (ungekürzt, Hardcover, für 1,50€ auf´nem Flohmarkt!!!) ...etc)
    Gruß

    Das Buch:
    Verborgen hinter etwas, das es niemals offenbahren kann, zeigt sich nur ein kleiner Teil von dem, was es ist: eine Ganze Welt.
    - M-F Hakket

  • Diese Geschichte hat mich sehr gefesselt, beeindruckt und zum Nachdenken angeregt (auch nachhaltig).


    Es gibt da einen Konflikt/Widerspruch den ich für mich nicht auflösen kann. Ich verstehe diese Wesen aus dem Meer auch als "Platzhalter" für das Anderssein an sich - OK.


    Was mich aber stört ist, das dem Buch so viel "zärtliches" angedichtet wird. Sicher ist es das in weiten Teilen, ABER ich kann nicht verstehen wieso er das Objekt seiner Liebe, das Maskottchen, dermaßen malträtiert! Wieso? Das geht von der ersten Minute an los, als er sie bei dem Brunnen entdeckt. Was soll die "Message" dahinter? Ist das eine S/M Geschichte? Und wieso erleidet sie das alles mit. Ich würde gerne mehr über ihre Intention erfahren; wieso flieht sie nicht? Wieso ignoriert sie die jüngeren aus dem "Rudel". In welchem Verhältnis steht sie zu den anderen Wesen? Wieso wird der Protagonist im Gegensatz zu seinem Vorgänger verschont, bzw. wenn er schon verschont wird, wieso hat er es nötig sich weiter auf dem Leuchtturm zu verbarrikadieren? Offensichtlich kann er doch mit den anderen so gut, also wieso kommuniziert er nicht weiter??


    Ein tolles Buch.. läßt aber viele Fragen offen..

    "So schön Liebesgeschichten auch sind, immer bringen sie Probleme mit sich,
    und zwar eine Menge Probleme. Wenn hingegen eine Liebesgeschichte perfekt ist,
    gibt es nur ein Problem, ein einziges: dass sie nämlich erlogen ist."
    Albert Sánchez Pinol - Pandora im Kongo

  • Ich habe das Buch vor etwa vierzehn Tagen gelesen und fand es gut - ich würde es allerdings weder als Roman noch als als Erzählung und auch nicht als Fantasy-Story bezeichnen. Vielleicht am ehesten als Parabel. :-k


    Nach der Lektüre habe ich die Rezis bei amazon gelesen und war recht überrascht, dass das Buch viele aus dem Grund negativ bewerteten, weil sie die körperliche Annäherung zwischen den beiden Männern und der "Echsen"-Frau abstoßend fanden.
    Manche schrieben, es sei für sie eine Verherrlichung von Sodomie. Mit dieser Deutung kann ich persönlich nichts anfangen. Ich empfand beim Lesen der Liebeszenen (oder als was man es bezeichnen möchte) die körperliche Ebene gar nicht wirklich als präsent (auch wenn die Anatomie des weiblichen Wesens näher beschrieben wurde), für mich lief das alles eher auf der mentalen Ebene ab. So wie auch trotz der vielen Kampfszenen für mich immer der Eindruck überwog, dass vieles, was dort auf der Insel geschieht mehr im Geiste statt findet. Was auch erklärt, dass der Neuankömmling irgendwann beginnt, die Handlungen des Leuchtturm-Besetzers zu hinterfragen: Hat er denn jemals versucht, mit den Wesen in Kontakt zu treten oder war direkt das Feindbild präsent? Spielt sich also ein Großteil dieses Krieges im Kopf ab?


    Die Fragen, die bei mir auftauchten, hat Prof P schon treffend zusammen gefasst: Wie kommt es zu derartigen Gewaltausbrüchen gegenüber dem Maskottchen? SM ist m.E. keine Antwort hierauf. Ich habe es eher so verstanden, dass die beiden Männer all ihre Wut, ihren Frust, ihre Emotionen, mit denen sie nicht umgehen können an dem Wesen auslassen, das das ganze Tohuwabohu auf dieser Insel (und generell im Leben) mit beinahe stoischer Gelassenheit erträgt.
    Warum sie nicht flieht? Ich denke, sie ist vor ihrem eigenen Volk zu dem Leuchtturm geflohen. Und wählte damit das für sie kleinere Übel. Die Gesetze des Volkes verstehen weder die beiden Männer noch der Leser und das könnte durchaus auch absichtlich so angelegt sein.
    Wird der Protagonist verschont? Oder ergeht es ihm am Ende doch wie seinem Vorgänger, denn schließlich beginnt am Ende mit der Ankunft des Neuen eine Wiederholung.


    Was mir übrigens stilistisch nicht an diesem Buch gefiel ist, dass es zu Beginn daher kommt wie ein historischer Reisebericht. Das weckt u.U. völlig falsche Erwartungen beim Leser: erst erfolgen detaillierte Beschreibungen bzgl. des Lebens der Haupfigur, dann wird der Stil nahezu minimalistisch. Der Kontrast passte für mich nicht ganz.


    Ansonsten: Ein typisches Buch, das polarisiert: Entweder man mag es oder man legt es gleich weg.

  • Kleiner Tipp: Wem "Im Rausch der Stille" gefallen hat... der wird "Pandora im Kongo" lieben! ;-)
    Finde es gigantisch... um Klassen besser. Herrlich viele "Weisheiten" darin verpackt, sehr philosophisch.
    Ein begnadeter Erzähler, dieser Herr Pinol!

    "So schön Liebesgeschichten auch sind, immer bringen sie Probleme mit sich,
    und zwar eine Menge Probleme. Wenn hingegen eine Liebesgeschichte perfekt ist,
    gibt es nur ein Problem, ein einziges: dass sie nämlich erlogen ist."
    Albert Sánchez Pinol - Pandora im Kongo

  • Da ich diese Rezi nicht mit der Infoseite zu meiner Ausgabe des Romans verlinkt war, habe ich selbst eine geschrieben. Da ich nun feststellen musste, dass diese hier bereits existiert, hänge ich meine einfach hinten an.



    Mit fabelhaftem Mut entführt uns Albert Sánchez Piñol auf eine Insel am Ende der Welt. Ein irischer Freiheitskämpfer flüchtet, er sucht die Einsamkeit auf einer Insel unter dem Sturm. In einem alten Leuchtturm glaubt er sich sicher , doch schon in der ersten Nacht geschieht etwas Seltsames. Unheimliche Wesen aus dem Wasser greifen ihn an – ein abgründiges Szenario nimmt seinen Lauf. Aus einem erbitterten Kampf um Leben und Tod entbrennt schließlich besessene Liebe ... Ein Abenteuerroman im Stile Joseph Conrads – ein fantastisches Bravourstück.
    „Im Rausch der Stille“ bewegt sich auf dem Schmalen Grat zwischen Mensch und Kreatur und schöpft aus dieser Begegnung seine ungeheure erzählerische Kraft.
    [Text der ersten Innenseite des Bandes]



    Neben der Konstruktion der Einsamkeit, der sich Piñol in seinem Roman widmet, zeigt er zudem die bisweilen fatalen Auswüchse menschlicher Selbstbezogenheit. Vieles, was wir nicht auf den ersten Blick erkennen oder aus der falschen Perspektive betrachten bekommen wir in den falschen Hals. Oft haben wir aber in unserer kreatürlichen Beschränktheit auch gar keine Chance ein objektives Bild von einer Sache oder einer Situation zu bekommen.
    Das Alleinsein, welches aus dieser Selbstbezogeheit resultieren kann streicht der Autor dabei als weit endgültiger heraus als es jede von uns selbst gewählte Form der Einsamkeit jemals sein könnte. Durch ihren Einfluss findet sich der namenlose Ich-Erzähler zwischen allen denkbaren Exzessen hin und her geworfen wieder. Ohnmächtige Gewalt wird so zum letzten Mittel der Auseinandersetzung, ja der Kommunikation überhaupt, mit sich selbst und anderen. So erschreckend, dass man manchmal lieber die Augen Schließen würde, ohne wirklich die Wahl zu haben.


    „Ja, vielleicht sind wir die einzigen Tiere auf dieser Insel! Wir beide und unsere Flinten und Gewehre und Munitionen und Explosionen! Töten ist sehr leicht, aber es ist schwer, sich auf den Feind einzulassen!“ (Albert Sánchez Piñol: Im Rausch der Stille. Fischer 2008. S. 258)


    Zu der mitreißenden Handlung gesellt sich bei Piñol ein sehr bildhafter und mit massig Vergleichen aufgeladener Stil, der sich allerhand Kunstgriffe wie rascher und langsamer Zeitformenwechsel bedient.


    Im Gegensatz zu dem was ich zu Beginn dachte, ein Roman, dessen Schauplatz zwar ein Leuchtturm ist, der aber ohne einen einzigen Leuchtturmwärter auskommt, außer dem Leser selbst vielleicht. Bis auf kleine Einschränkungen hat mir dieses Buch wirklich sehr gut gefallen.


    Klappentext

  • Der Originaltitel im Katalanischen kautet: "La pell freda". Und wiederum fragt man sich, was diese "rauschhafte" Übersetzung soll... Im Deutschen könnte man doch auch "Kalte Haut" sagen..., wie man es in anderen Sprachen getan hat!

  • Und wiederum fragt man sich, was diese "rauschhafte" Übersetzung soll... Im Deutschen könnte man doch auch "Kalte Haut" sagen..., wie man es in anderen Sprachen getan hat!

    über Sinn oder Unsinn deutscher Titel fremdsprachiger Bücher hab ich aufgehört, mich zu wundern #-o

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier