Albert Sanchez Pinol - Pandora im Kongo

  • Nun bin ich endlich dazu gekommen, Pinols Nachfolger von "Im Rausch der Stille" zu lesen.
    Und auch wie bei "Rausch ..." gehen die Meinungen ja weit auseinander.
    Tja, wie ist das Buch nun? Auf jeden Fall dicker. Auf jeden Fall weniger Düster. Auf jeden Fall brutaler. Auf jeden Fall lustiger.
    Der junge Autor Thomas Thomson verdient sich seine ersten Brötchen als Literatur-Neger für eine SchundromanheftReihe.
    Allein, wie die Entstehung dazu, die Beziehungen zwischen Literatur-Neger und offiziellen Autoren verläuft, ist gut für den einen oder anderen Brüller.
    Thomson wohnt in einer Pension mit recht merkwürdigen Mitbewohnern. Da ist z.B. die immer nörgelnde, verbissende Pensionsleiterin. Da ist der Ire MacMahon, der die vier tödlichen Arten des Furzes erfindet (!), und da ist Marie-Antoinette, die Panzerlose Schildkröte, die eine angeborene Abneigung gegen Thomson hat. Die Kämpfe zwischen Thomson und der Schildkröte sind herrlich.


    Irgendwann wird Thomson von einem Anwalt beauftragt, die Lebensgeschichte eines des Mordes angeklagten Stallburschen aufzuschreiben und als Roman zu verfassen. Dieser Stallbursche war mit seinen englischen Herren im Kongo, um dort nach Gold zu suchen. Als sie eine Mine ausgehoben haben, tauchen "Tektoner" auf. Extrem große und "weiße" Menschen ... und - natürlich - eine wunderschöne Tektonerin, mit der der Stallbursche ein Verhältnis beginnt.


    An dieser Stelle war ich enttäuscht. Die Tektonerin und der ganze Plott drumherum kam mir wie ein billiges, nur etwas ausgedehnteres Plagiat von "Im Rausch ..." vor. Trotzdem schaffte Pinol es, mich weiter lesen zu lassen. Diese Parallele zu seinem ersten Roman ist zwar ärgerlich, trotzdem fesselte die Geschichte weiter.


    Nun will ich nicht zu viel verraten, da die ganze Geschichte am Ende noch eine sehr interessante und bösartige Wendung macht. Und vor allem:
    Die Kopie seines Erstlings macht Sinn. Definitiv. Man kann sich am Schluss das Grinsen nicht verkneifen. Pinol muss mit Sicherheit klar gewesen sein, dass er sich kopiert. Und bestimmt hat er es mit Absicht getan.
    Warum?
    Wieso?
    Selber lesen. :loool:

    Das Buch:
    Verborgen hinter etwas, das es niemals offenbahren kann, zeigt sich nur ein kleiner Teil von dem, was es ist: eine Ganze Welt.
    - M-F Hakket

  • Danke für die gute Rezension!


    Ich bin ein großer Fan dieses Buches! Finde Pinol einen begnadeten Erzähler.
    Die Parallelen zu "Im Rausch der Stille" empfand ich als absolut nicht störend. :-)


    Viele Grüße
    Prof.P

    "So schön Liebesgeschichten auch sind, immer bringen sie Probleme mit sich,
    und zwar eine Menge Probleme. Wenn hingegen eine Liebesgeschichte perfekt ist,
    gibt es nur ein Problem, ein einziges: dass sie nämlich erlogen ist."
    Albert Sánchez Pinol - Pandora im Kongo