Gunnar Gunnarsson – Schiffe am Himmel

  • Für Christine


    Original : Skibe på himlen (Dänisch, 1926)
    Deutsche Übersetzung : Erwin Magnus


    ZUM BUCH :
    Die Beschreibung der Kinder- und Jugendjahre von Uggi suchen in der isländischen Literatur ihresgleichen. Manche meinen, sie stehe in keiner Weise Werken der Weltliteratur wie den Jugendbeschreibungen von Maxim Gorki und Marcel Pagnol nach.


    Das hier verlinkte Buch unter dem Titel « Schiffe am Himmel » besteht eigentlich aus einem ersten Buch «Spiel mit Halmen » und eben dem zweiten Buch, « Schiffe am Himmel ». Zusammen bilden diese fast gleichlangen Bücher die ersten beiden übersetzten Werke des fünfbändigen, autobiographisch inspirierten Entwicklungsromans « Die Kirche auf dem Berg », der aber wohl auch stark von dichterischen Elementen geprägt ist. Dieser Roman gilt als einer der Hauptwerke überhaupt in der isländischen Literatur.
    (Quelle u.a. : http://www.skriduklaustur.is/i…aldverk&Itemid=60&lang=de )


    BEMERKUNGEN :
    Unterteilt sind diese beiden Bücher in 7, bzw. 8 Kapitel, wobei wir innerhalb dieser wiederum voneinander unterscheidbare Themeneinheiten ausmachen können. Sie sind zwar stets durch drei Pünktchen angezeigt, doch nicht etwa drucktechnisch voneinander abgesetzt, was eventuell leicht ungewohnt oder irreführend sein könnte (ich spreche von meiner Ausgabe).


    Der Roman ist strikt chronologischund einfach aufgebaut,aus der Sicht eines Ich-Erzählers im Rückblick auf seine früheste Kindheit in Island. Am Ende dieser dreihundertachtig Seiten ist die Hauptperson Uggi wohl gerade mal circa 8 Jahre alt ?! Dies zeigt für mich hervorragend an, wie sehr also eine solche ländliche, einfache Kindheit zur Jahrhundertwende (zwischen 19. und 20. Jahrhundert) doch reich angefüllt war. Ich komme nicht aus dem Staunen heraus, wie hier ein Junge, eingebettet in das Treiben eines Viehhofes mit Schafzucht, ein schlichtweg reiches Leben fûhrt. Reich nicht so sehr im materiellen Sinne, aber in den Freuden des Alltags, der Nähe zu den Bezugspersonen und der Einbindung in die stets nahe Natur.


    Vater Greipur ist zunächst Verwalter auf dem Hofe des älteren Bruders bevor er später für ein Jahr einen anderen Hof in eigener Regie übernimmt. Nach der Rückkehr bietet ihm der Schwiegervater an, einen Hof näher zu seiner eigenen Familie (mehrere Tagesreisen entfernt) zu bestellen. Eine Handvoll Hauptfiguren bereichern das Bild : die allzeit liebende, fürsorgliche Mutter Selja, eine ältere Dienerin und ihr Sohn Nonni, die Schwestern und Dienerinnen Siggi und Maria Mens, die wachsende Geschwisterschar... Später kommen durchziehende Gestalten hinzu oder die Nachbarn und ihre Kinder (potentielle Freunde allzumal) von den umliegenden Höfen.


    Begegnungen und Abschiede gehören dazu : und letztere gelten oft fürs Leben in einem Land, wo gewisse Entfernungen in mehreren Tagesritten gezählt werden.


    Bezeichnend für diese Lebensart, die doch gerade mal drei Generationen zurückliegt : wie groß doch der Raum für Erzählungen jedweder Art war ! Jede Person hat was zu sagen, ist voller Geschichten, teilt sich mit. Nahe sind Gestalten aus der mythischen oder symbolischen Welt ! Wie reich war doch die Phantasie, die Traumwelt dieser Menschen, wie gesellschaftlich in gewisser Hinsicht ihr Zusammensein. Eine noch sehr orale Kultur.


    Dabei sind es oft knorrige Charaktere, echte Originale mit ihren kantigen Eigenarten. Zu jedem gibt es was zu sagen, und Uggi wird dies in stets lustiger Weise auch angehen. Kaum eine Seite, auf der wir nicht was zu schmunzeln hätten. Allerdings auch Stoff zum Nachdenken bekommen. Wo stehen wir wohl angesichts einer solchen Geselschaft ? Ist da nur Fortschritt ?


    Aber in Uggis Alter erscheinen alle Mitmenschen (noch ?) als irgendwie von Grunde auf « gut ». Noch kennt er nicht das tiefe Mißtrauen, das vielen später zueigen ist. Insofern prägt ein Urvertrauen ins Leben und seine Gaben diese Menschen, diesen Roman. Wie kann das ein ganzes Leben nicht prägen?


    Und das tut gut.


    Für alle Liebhaber von Kindheitsgeschichten und das zumal in nordischer/isländischer Atmosphäre sicherlich ein guter Griff ! Warme Empfehlung !


    ZUM AUTOR :
    Der isländische Schriftsteller Gunnar Gunnarsson wurde 1889 im Fljótsdalur in Ostisland geboren und wuchs dort als Sohn eines armen Bauern auf dem Hof Valþjófsstaður auf. Als er acht Jahre alt war, starb seine Mutter. Er besuchte nur die einfach Volksschule und besuchte ab dem achtzehnten Lebensjahr für zwei Jahre die Volkshochschule in Jütland, Dänemark. Hier lernte er auch Franzisca Jörgensen kennen, die er 1912 heiratete.

    In Dänemark versuchte er auch sein Glück als Schriftsteller. So erschien 1912 sein Roman « Ormarr Ørlygsson », der der erste Teil einer Tetralogie wurde, die in Deutschland unter dem Titel « Die Leute auf Borg » erschien und bereits 1919 als erster isländischer Roman überhaupt verfilmt wurde. Diese Romane machten ihn berühmt, so dass nun in rascher Folge weitere Romane von ihm erschienen, die seinen Ruhm festigten und ihn über Skandinavien hinaus bekannt machten.

    In Deutschland begann sein Ruhm mit « Salige er de enfoldige » (dt. Der Hass des Pall Einarsson) von 1921. 1926 ging er zurück nach Island, wo er sich zunächst in Ljótsstaðir bei Vopnafjörður niederließ. 1938 kaufte er den Hof Skriðuklaustur in der Nähe seines Elternhauses. Dieser Hof ist heute ein Museum über Gunnarsson.

    Im Jahr 1948 zog er nach Reykjavík, wo er begann, seine Bücher, die er bislang in Dänisch geschrieben hatte, ins Isländische zu übersetzen. Seine letzten drei Romane, die alle nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind, schrieb er erstmals original auf isländisch. Der letzte erschien 1955, in diesem Jahr war er auch für den Nobelpreis für Literatur nominiert. Normalerweise werden die Nominierten nicht bekannt gegeben, aber es kam inzwischen heraus, das er zu diesem Zeitpunkt bereits zum dritten Mal vorgeschlagen war. Gunnarsson gilt neben Halldor Laxness als grösster Romanautor Islands im 20. Jahrhundert.

    Gunnar Gunnarsson starb 1975 in Reykjavík, ein Jahr später seine Frau. Sie wurden auf Viðey beigesetzt, einer kleinen Insel im Westen Islands. Seine Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, sind in Deutschland aber nahezu vergriffen.
    (Quelle siehe : http://www.histo-couch.de/gunnar-gunnarsson.html ; ausführlicher Artiekl auf Englisch auch hier : http://en.wikipedia.org/wiki/Gunnar_Gunnarsson )


    Eine Vielzahl an Büchern des Autors ist frühzeitig übersetzt worden, heute aber nur mehr oder weniger leicht erhältlich ! Oben rezensiertes Buch stammt aus dem Antiquariat.


    Gebundene Ausgabe: 372 Seiten
    Verlag: Langen, G. Müller
    ASIN: B0000BIWNL

  • Hallo Tom,
    da es natürlich keine ISBN zu seinen Bücher gibt sehen seine beiden Reihen bei uns etwas arm aus, aber wenn du die Titel der zusätzlichen Bände weisst wäre ich dir sehr dankbar.
    Liebe Grüsse Mara


    Die Kirche auf dem Berg / Fjallkirkjan
    http://www.buechertreff.de/buc…nnarsson-reihenfolge.html


    Die Leute auf Borg / Borgslægtens Historie
    http://www.buechertreff.de/buc…nnarsson-reihenfolge.html

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • ... da es natürlich keine ISBN zu seinen Bücher gibt sehen seine beiden Reihen bei uns etwas arm aus, aber wenn du die Titel der zusätzlichen Bände weisst wäre ich dir sehr dankbar.


    Die Kirche auf dem Berg / Fjallkirkjan
    http://www.buechertreff.de/buc…nnarsson-reihenfolge.html


    Soweit ich weiß, wurde nur obiges Buch (=zwei Bände) auf Deutsch übersetzt. Ich konnte allerdings zumindest die dänischen Titel ausfindig machen:
    Serienname: Fjallkirkjan (Die Kirche auf dem Berg)1. Leg med strå (Spiel mit Halmen)
    2. Skibe på himlen (Schiffe am Himmel)
    3. Natten og drømmen
    4. Den uerfarne rejsende.
    5. Hugleik.


    Hilft das weiter?


  • Und es gibt sie doch, eine Fortsetzung! Ich erhielt neulich die deutsche Fassung des dritten Bandes "Natten og drømmen". Auf Deutsch: "Nacht und Traum". Den nehme ich mir bald vor!