Maurizio de Giovanni - Der Winter des Commissario Ricciardi

  • Originaltitel: Il senso del dolore. L’inverno del commissario Ricciardi


    Klappentext:
    Neapel, Anfang der dreißiger Jahre. Commissario Ricciardi, ein intelligenter, melancholischer Einzelgänger aus reichem Elternhaus, besitzt eine Gabe, die sein Schicksal bestimmt: Er hört die letzten Gedanken der Toten, sieht sie gefangen im Augenblick ihres Sterbens. So auch, als Arnaldo Vezzi, der Star der Opernszene, der Lieblingstenor des Duce, ermordet aufgefunden wird…


    Ich habe mich bei der Bewertung sehr schwer getan. Auf der einen Seite bietet der Autor hier keinen Kriminalfall, der einen den Schlaf raubt, auch die Ermittlungen des Commissarios ziehen sich eher als das sie zum Weiterlesen animieren. Mittunter stellt sich die Frage, ob man von Ermittlungen überhaupt sprechen kann, wenn Commissario Ricciardi und sein Helfer Maione quer durch die Stadt stapfen, um mit Menschen zu reden, die beim Erscheinen des Polizisten sofort in Ehrfurcht erstarren und sich selber eingestehen müssen, dass Lügen oder Vertuschen jetzt nichts mehr bringen wird. Spannung also sollte der Leser bei diesem Buch nicht erwarten, was auch daran gelegen haben mag, dass keine Verdächtigen präsentiert worden sind und als dann der Schuldige auf der Matte steht, müsste man schon mit Ignoranz geschlagen worden sein, um ihn nicht zu bemerken.


    Ebenfalls sehr schade fand ich, dass der Autor es verpasst, die Stimmung der damaligen Zeit einzufangen. Ich hatte mir das Buch auch gerade deshalb gekauft, weil der Klappentext Schlagwörter wie „dreißiger Jahre“ und „Duce“ enthält. Doch leider hätte der Roman zu jeder anderen Zeit spielen können, es hätte keinen Unterschied gemacht.


    Der Roman gewann immer dann an Stärke, wenn die Rede von Commissario Ricciardis Nachbarin war. Diese Szenen waren sehr schön und gefühlvoll beschrieben, so dass ich hin und wieder einige Passagen mehrmals gelesen habe. Überhaupt gelingt es dem Autor sehr gut, Figuren zu erschaffen, ihnen Charakter zu geben. Gepaart mit einer überzeugenden Handlung hätte es ein sehr guter Krimi werden können, doch so reicht es nur für :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .