Greg Bear - Die Stadt am Ende der Zeit

  • Klappentext:
    Seattle, Gegenwart: „Träumen Sie von einer Stadt am Ende der Zeit?“ heißt es eines Tages in einer Kleinanzeige in lokalen Magazinen und Zeitungen. Niemand kann mit dieser kryptischen Frage etwas anfangen. Fast niemand. Denn es gibt drei Menschen unter uns, deren Geist auf unerklärliche Weise mit Ereignissen verbunden ist, die in fernster Zukunft stattfinden – in einer Stadt, in die sich die letzten intelligenten Bewohner eines sterbenden Universums geflüchtet haben. Eine Stadt, die nun Kontakt mit unserer Welt aufnimmt, um dieses Universum zu retten.


    Über den Autor:
    Greg Bear wurde 1951 in San Diego geboren und studierte dort englische Literatur. Seit 1975 als freier Schriftsteller tätig, gilt er heute als einer der ideenreichsten wissenschaftlich orientierten Autoren der Gegenwart. Seine zuletzt veröffentlichten Romane "Das Darwin-Virus", "Die Darwin-Kinder", "Jäger" sowie "Stimmen" wurden zu internationalen Bestsellererfolgen.


    Allgemeines zum Buch:
    „Die Stadt am Ende der Zeit“ umfasst 895 Seiten und gliedert sich in 127 Kapitel, die mit durchschnittlich sieben Seiten eine angenehme Länge haben.


    Geschrieben ist das Buch aus Sicht eines allwissenden Erzählers in der Vergangenheitsform.


    Das Cover ist auffällig und stimmungsvoll gezeichnet und fällt beim Stöbern im Buchladen schnell ins Auge.


    „Die Stadt am Ende der Zeit“ ist im Dezember 2011 als Taschenbuch im Heyne Verlag erschienen. Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel „City at the End of Time“. Übersetzt wurde das Buch von Ursula Kiausch.


    Meine Meinung zum Buch:
    Das Buch liest sich wie ein zweiter Teil einer Reihe, deren ersten Teil man nicht kennt. So stößt man auf Begriffe wie Kalpa, Bione oder Typhon und kann sie sich nicht selbst erklären, da sie sehr speziell sind und an Fachbegriffe erinnern. Man fühlt sich als Leser daher ins kalte Wasser geworfen und muss sich in einer völlig fremden Welt orientieren. So weiß man beispielsweise auch nicht, was das Chaos ist oder was es ausgelöst hat, was Integralläufer sind oder ein Angelin. Zum Verständnis des Buches wäre es wünschenswert, hierüber mehr zu erfahren, aber Erklärungen bleiben einfach zu kurz. Auch das Glossar am Ende des Buches führt diese Begriffe nicht auf. Immerhin finden sich hier Erläuterungen für "Boson", "Eidolon" oder "Sessile".


    Im Verlauf des Romans begegnet dem Leser dann eine Handvoll an Charakteren, die sehr anschaulich und lebendig beschrieben sind. Auch ihre Lebenshintergründe und Alltagsabläufe werden detailiert beschrieben. Ihre Rollen im Verlauf des Buches bleiben aber leider undurchsichtig - genau wie die Handlung des Buches selbst. Und so fällt es schwer, sich auf das Buch zu konzentrieren.
    Erschwert wird das Ganze noch durch Sprünge zwischen den Handlungssträngen so dass man sich oft neu orientieren muss.


    Der Stil des Autors ist hingegen sehr angenehm, vor allem bildhaft. Das Buch liest sich leicht und flüssig. Besonders bei der Beschreibung der Charaktere baut der Autor eine tolle Atmosphäre auf, die es ermöglicht, sich ein lebendiges Bild von den Figuren zu machen.



    Mein Fazit:
    Ein flüssiger Endzeit-Thriller, der viele Ideen einbringt und große Bilder malt, aber wegen seiner Komplexität leider bis zum Schluss undurchschaubar bleibt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Schade, Gaensebluemche! :cry: Sowohl Titel, Cover als auch Handlung hätten mir zugesagt, aber wenn ich das mit den Begriffen so lese und dass man ohne Erklärungen in eine fremde Welt geworfen wird, ist es wohl auch nichts für mich. Das hört sich eher an wie Science-fiction für Fortgeschrittene und dazu zähle ich mich jedenfalls noch nicht. Ähnlich ist es mir vor Kurzem bei "Collector" von Markus Heitz ergangen und ich habe es nicht mal mehr bis zum Ende geschafft. Trotzdem vielen Dank für die Rezi.

  • Kapo, Schience-Fiction für Fortgeschrittene trifft es wirklich ganz gut. :roll: Hätte ich vorher eine Leseprobe von dem Buch gelesen, hätte ich es mir wohl nicht zugelegt. Ich habe mich sehr schwer mit dem Buch getan.

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
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  • Hm, eigentlich mag ich Greg Bear ja ganz gerne und war von "Das Darwin-Virus" und "Die Darwin-Kinder" total begeistert, aber deine Rezi hört sich ja nicht so toll an :-?


    Ich hatte es in der Buchhandlung auch schon in der Hand und war beim reinlesen nicht wirklich überzeugt und da wir oft die gleiche Meinung über Bücher haben, bleibt es wohl erst mal noch ein bisschen auf der Wunschliste. :wink:

    Life isn't about waiting for the storm to pass.....
    it's about learning to dance in the rain!


    2018 gelesene Bücher 45 :study: 20122 Seiten
    abgebrochen: 0


  • @ Magic_Eye:


    Ich habe keine anderen Bücher des Autors gelesen, kann dir daher nicht sagen, ob "Die Stadt am Ende der Zeit" mit denen zu vergleichen ist. Aber du sagst ja selbst, dass du nach dem Probelesen nicht so überzeugt von dem Buch warst...

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
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    Bettina Belitz - Scherbenmond


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  • Kurz zum Buch




    Mein Buch ist die Roman-Ausgabe, die für 9,90 € im Handel zu finden ist. Insgesamt hat das Buch 895 Seiten, ab Seite 881 findet man ein Glossar für Worte wie Astyanax oder Typhon. Weiterhin findet man auf den Seiten 863 bis 881 einen wissenschaftlichen Anhang.


    Das Buch besteht aus mehreren Teilen: Eröffnet wird es mit einem Prolog. Danach folgen 127 Kapitel, die wiederum in drei Teile aufgeteilt wurden: 1. Schicksalswandler, 2. Gebrochener Logos und 3. Terminus und Typhon. Den Abschluss des Buches bildet dann ein Kapitel, das als Zwischenstück bezeichnet wird.


    Sehr praktisch ist die Unterteilung bei den Kapiteln, durch den man Gegenwart von der Stadt am Ende der Zeit unterscheiden kann. Die Kapitel, die in unserer Zeit spielen sind mit zehn Nullen übertitelt, die bei den Kalpa mit vierzehn Nullen. Zusätzlich findet man über jedem Kapitel eine Ortsangabe, wo man sich nun befindet.


    Ein allwissender Erzähler begleitet den Leser bei seiner Reise durch dieverschiedenen Zeite, Städte und auch Menschen. Dementsprechend wurde das Buch auch in der dritten Person verfasst.




    Meine Meinung




    Ich bin wirklich zwiegespalten. Und das Buch gibt auch Anlass dazu.


    Zuerst einmal wird einem eine große Anzahl an Personen vorgesetzt. Auf der Protagonisten-Seite wären da beispielsweise Ginny, Jack, Daniel, Jebrassy, Tiabda, die vier Hexen, Ghentum usw. Bei den Gegenspielern lernen wir u.a. Whitlow, Max Glaucous, den Nachtfalter kennen. Und dann gibt es noch die bleiche Herrin, Ishanaxade und Sangmer, den Pilger, Mnemosyne, Polybiblios, den Bibliothekar und viele mehr. Der gesamte Roman hat einfach ein unglaublich großes Personal, das man doch den Überblick verlieren kann. Ich jedenfalls hatte lange Zeit keinen rechten Überblick.




    Dazu kommt etwas, das sowohl genial als auch schwierig für den Leser ist. Bear entwickelt hier eine unglaubliche Welt, eine unglaubliche Zukunftsvision mit Dingen, die der Mensch heute sich nicht einmal vorstellen kann. Er entwickelt Völker, Welten und Götter und dabei passiert das Gleiche, wie bei dem großen Personal: Man verliert den Überblick. Mit den neuen Worten wird der Leser überhäuft und ich bin sicher, dass man selbst beim wiederholten Durchlesen immer noch Dinge findet, die sich einem nicht gleich erschließen:




    Bosonische Aschuren waren von ihrem Eroberungszug durch Lichtjahre dunkler Materie zurückgekehrt und hatten sich über alle anderen erheben wollen, waren jedoch von den mesonischen Kanjuren unterworfen worden, die ihrerseits den aus Quarkintegralen zusammengesetzten Devas unterlegen waren. Später hatten die Devas sich gezwungen gesehen, das Feld den Noetikern zu überlassen. Noetische Masse war ihm strengen Sinn gar keine Materie - eher ein Bindemittel zwischen Raum, Schicksal und zwei von sieben Aspekten der Zeit.


    S.340




    Und durch diese Anzahl an Personen und Inhalt passiert soviel, dass stellenweise nichts passiert. Man lernt die vielen Personen kennen, wirddurch Passagen, aus denen auch das obrige Zitat stammt, in die Welt eingeführt und irgendwie auch nicht. Und ich muss gestehen, bis weit zumEnde hin hatte ich keine Ahnung, was genau der Inhalt nun bezweckt. DieWelt, die Bears entwickelt, hat mich fasziniert, sein Schreibstil ist leicht, bildreich und es macht Spaß zu lesen, zumindest dann, wenn die Passagen nicht nur aus neu eingeführten Wörtern bestehen.


    Nur der Inhalt, das Ziel, kam irgendwie zu kurz. Man weiß, dass da die Stadt am Ende der Zeit ist, vorne ist auch eine Zeichnung über ihren Aufbau zu finden, man lernt verschiedene Charaktere kennen, verschiedeneFähigkeiten. Doch was passiert eigentlich? Na ja, da ist die Kalkfürstin, die Integralläufer und Schicksalswandler fangen und töten lässt. Man hat eben diese Springer auf vertikaler Ebene. Einen scheinbarunsterblichen Buch-Hüter und seine Katzen. Dann gibt es noch Träumer, in beiden Zeitlinien. Die Bücher von Ishanaxade und ihrem Pilger. Den Hüter Ghentum, der auf ein Gespräch mit dem Bibliothekar wartet. Eine Gruppe Kalpa, die die vom Chaos beherrschte Ebene durchqueren sollen, auf der Suche nach einer legendären Stadt. Chaos? Ja, genau. Das Chaos ist schließlich das, was passiert. Nicht nur im Text selbst, auch das Buch wird stellenweise schlicht und einfach chaotisch. Letzten Endes
    frage ich mich immer noch, was jetzt eigentlich passiert ist.




    Fazit




    Stadt am Ende der Zeit ist kein Buch für nebenbei, kein Buch, um es nur einmal zu lesen. Man muss sich konzentrieren, man muss dabei sein (und es hilft, eine Personen-Mind-Map zu erstellen, wenn man durcheinander kommt). Die Zusammenhänge erschließen sich erst spät, aber irgendwann passiert es dann doch. Aber trotz allem würde ich das Buch eher Liebhaber von Technik und technischen Dystopien empfehlen. Wer keine offenen Fragen mag, ist hier vielleicht eher fehl am Platz, denn bei so vielen Neuentwicklungen und Ideen kommt zweifellos immer etwas zu kurz.

  • Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel „City at the End of Time“.


    Und hier noch das Cover zum Original.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker: