Zum Inhalt:
Als ihre beste Freundin Claire ihr auf der Fähre nach Nantucket mitteilt, dass es auf der Insel eine neue Familie gibt und dass sie sich ganz sicher ist, dass jede von ihnen mit einem der Söhne unheimlich glücklich werden wird, ist das für Helen nur Anlass zu einem ungläubigen Blick und einem nachsichtigen Lächeln über die Freundin. Denn dass Helen sich in irgendwen verlieben wird, hält sie dann doch für recht ausgeschlossen. Viel zu sehr ist das großgewachsene Mädchen damit beschäftigt, in der Schule nicht aufzufallen – Helen ist sich sicher, dass die anderen Schüler sie für einen Freak halten, und sie selbst wäre die Letzte, die abstreiten würde, dass mit ihr irgendwas nicht stimmt. Ja, sie ist anders als andere Schüler… nur, was mit ihr nicht stimmt, das weiß sie auch nicht so genau.
Jedenfalls, als Helen dann das erste Mal auf die Söhne der Familie Delios trifft, sieht es überhaupt nicht so aus, als ob sich da eine große Liebe anbahnen würde – Helen hört unheimlich Stimmen etwas von „Blut für Blut“ flüstern, und als sie Lucas Delios das erste Mal gegenübersteht, hat sie nur einen Wunsch: sie will ihn töten. Unbedingt. Noch nie hat Helen solchen unbändigen Hass gespürt. Und Lucas scheint es umgekehrt nicht anders zu gehen.
Aber warum ist das so? Und wie kommt es, dass die Stimmen und die unheimlichen Visionen, die Helen in der Nähe der Delios-Familie hat, dann genauso plötzlich verschwinden wie der Hass, der sie fast zu zerstören drohte? Das ist nicht ganz einfach zu erklären, ohne zu viel zu verraten, aber so viel sei gesagt: Helen muss erfahren, dass die griechischen Götter alles Andere als reine Mythologie sind und dass nicht nur die Delios-Familie, sondern auch sie selbst Nachkommen der Götter sind. Und das Leben als Scion (wie sich die Halbgötter nennen) ist nicht immer nur faszinierend und spannend – es ist auch unheimlich gefährlich und vor allem gebunden an uralte Voraussagungen, Regeln und Flüche, die es Helen unmöglich machen, immer das zu tun, was ihr Herz ihr sagt.
Meine Meinung:
Gut, ich gebe es zu, ich habe einen Twilight-Abklatsch erwartet. Ich habe die Punkte auf einer imaginären Liste abgehakt: ein Mädchen, das sich für einen Freak hält und am liebsten nicht auffallen möchte, eine riesige Familie mit einem Geheimnis – vor allem aber mit unheimlich gutaussehenden Familienmitgliedern, die protzige Autos fahren. Das Mädchen lebt natürlich beim alleinerziehenden Vater. Ach ja, und eine alte Fehde führt dazu, dass das Mädchen in Gefahr gerät. So weit, so gut, diese Parallelen sind sicher nicht zu leugnen und haben mich gerade zu Anfang des Lesens ein bisschen gestört. Auch im Verlauf des Romans ist das Verhältnis zwischen Helen und Lucas manchmal etwas twilightlastig.
Aber: für mich hat sich das Lesen von „Göttlich“ trotzdem gelohnt. Erstens ist Helen keine Bella. Helen kann nämlich selber was und ist nicht einfach ein Menschenmädchen, das sich in ein überirdisches Wesen verliebt. Zweitens fand ich die Idee, die griechische Mythologie quasi zu etwas Realem zu machen, um dann die Fantasyhandlung drumherum zu stricken, wirklich gut. Ich kenne mich jetzt nicht so im Detail aus, aber ich fand die Umsetzung ganz gut gelungen.
Aber was für mich ausschlaggebend war, dieses Buch echt zu mögen, war der Humor. Josephine Angelini kann sehr unterhaltsam erzählen und ich denke, die meisten Leser werden vor allem Helens Freundin Claire ins Herz schließen. Szenen, in denen der „laufende Meter“, wie die kleine Asiatin auch gern mal genannt wird, vorkommt, sind fast immer echt witzig. Schön ist zum Beispiel, wie gelassen sie Helens Halbgottdasein hinnimmt (dass mit Helen etwas nicht stimmt, hatte Claire immer schon geahnt, und in dem Zusammenhang gibt es eine sehr lustige Anspielung auf Twilight!) und wie sie es immer wieder schafft, sich in vermeintlich ernsthafte Kampftrainings für Helen einzuschleichen, weil sie es einfach so spannend findet, dabei zu sein, wenn etwas so „Abgefahrenes“ passiert. Ich jedenfalls mochte Claire mit Abstand von allen Figuren am liebsten. Ich denke aber, dass die ein oder andere Leserin vor allem Lucas Delios hoffnungslos verfallen wird. Und da er im Gegensatz zu Edward Cullen bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch etwas essen könnte und man mit ihm bei strahlendem Sonnenschein am Strand entlangspazieren kann, hat das Schwärmen von einem Halbgott sicher auch seine Vorteile…
Ein guter Auftakt zu einer vielversprechenden Trilogie!
Das Buch hat übrigens auch ein eigenes Lied: Hier gibt's das Video dazu.