Inhalt:
Fire ist ein Monsterkind, die Tochter eines Menschenmonsters und einer menschlichen Frau, und nach dem Tod ihres Vaters die letzte ihrer Art. Mit ihrem flammend roten Haar zieht sie alles um sich herum in ihren Bann – und sie kann in die Köpfe der Menschen eindringen und ihre Gedanken verändern. Sich ihrer großen Macht über andere und den Schäden, die sie damit anrichten kann bewusst zieht Fire sich in die Abgeschiedenheit zurück, bis eines Tages Anschläge auf sie verübt werden. Als dann plötzlich Prinz Brigan, der Bruder des Königs, vor ihrer Tür steht und ihre Hilfe erbittet, folgt sie im widerstreben nach King´s City auf die königliche Burg. Ehe sie sich versieht ist Fire mittendrin in Kriegsplanungen und Verschwörungen. Und in der Familie des Königs, dessen mysteriöser Bruder immer mehr zu Fires Vertrautem wird.
Meine Meinung:
Wer bei „Die Flammende“ auf die Fortsetzung von Kristin Cashores Erstlingswerk „Die Beschenkte“ gehofft hat, wird enttäuscht sein. „Die Flammende“ ist eine völlig andere Geschichte mit gänzlich anderen Charakteren. Lediglich König Leck, der in „Die Beschenkte“ bereits einige Male erwähnt wurde, spielt auch in diesem Buch eine Rolle. Allerdings ist er hier noch ein Kind, „Die Flammende“ spielt also zeitlich vor „Die Beschenkte“.
Auch die Welt, in der die Geschichte spielt, ist eine andere. Die sieben Königreiche aus „Die Beschenkte“ werden allerdings ebenfalls am Rande erwähnt. Schauplatz in „Die Flammende“ ist das Königreich Dells, in dem es keine Beschenkte gibt. Es gibt Menschen, Tiere – und Monster. Was genau diese Monster sind, wird nicht ganz klar in diesem Buch. Man erfährt lediglich, dass sie anders aussehen als ihre „normalen“ Artgenossen, dass sie viel schöner, bunter und farbenprächtiger sind, und dass (zumindest die großen Monster) gefährlich sind und gejagt werden. Kleinere Monster, wie z.B. Katzenmonster hält man sich durchaus auch mal als Haustier. Menschenmonster gibt es außer Fire keine mehr, und aufgrund der Grausamkeit ihres verstorbenen Vaters ist sie weit bekannt und gefürchtet. Dennoch zieht sie, wo immer sie auch hinkommt, alle Anwesenden in den Bann ihrer unglaublichen Schönheit. Die Menschen sind wie besessen von ihr, wollen sie berühren, sie heiraten – oder hassen und beschimpfen sie. Das macht Fires Leben nicht gerade leicht, so dass sie sehr zurückgezogen lebt und wenig von sich selber hält. Sie hat Angst vor ihrer Macht, vor dem, was sie damit anrichten könnte, davor, dass sie so werden könnte wie ihr grausamer Vater. Kristin Cashore gelingt es wunderbar, dem Leser diese Ängste nahezubringen und zu verdeutlichen. Man kann Fires Probleme nachvollziehen und sich gut in sie hineinversetzen. Mit dem Monstermädchen hat die Autorin eine Heldin geschaffen, die der Beschenkten Katsa gar nicht so unähnlich ist. Ich finde allerdings nicht, wie in anderen Rezensionen beschrieben, dass die Geschichten einander sehr ähnlich und daher vorhersehbar sind.
Der Anfang des Buches zieht sich ein wenig in die Länge und an manchen Stellen war ich bezüglich der Handlung ein wenig verwirrt, da einige Dinge vorweggenommen werden, ohne dass man eine Erklärung dazu geliefert bekommt. Allerdings werden zum Ende hin so ziemlich alle Unklarheiten beseitigt. Nichtsdestotrotz fand ich „Die Flammende“ ab und zu ganz schön kompliziert, beinahe schon ZU kompliziert für Jugendliche, für die es ja eigentlich geschrieben sein soll. Auch ist die Geschichte an einigen Stellen ziemlich brutal, was mich ebenfalls daran zweifeln lässt, ob dieses Buch wirklich für Jugendliche geeignet ist.
Ich brauchte eine kleine Weile, um in die Geschichte hineinzukommen, aber als ich mich erstmal hineingefunden hatte, ließ sie mich nicht mehr los, vor Allem, als Fire in der Burg des Königs lebt, mit all den tollen Leuten um sich herum. Besonders Brigan, Hanna und den Welpen Blotchy habe ich sehr in mein Herz geschlossen (wer braucht schon einen gutaussehenden König, wenn man Prinz Brigan haben kann?), aber auch den Rest der Königsfamilie, Blocker, Fires Wachen, Tess fand ich toll. Lediglich Archer ist mir öfter mal gehörig auf die Nerven gegangen.
Spannungsmäßig passiert in den ersten 2/3 des Buches gar nicht so viel, aber dennoch ist es alles andere als langweilig! Man ist so gefangen in Fires Welt, dass man keine Kämpfe oder andere „spannende“ Dinge braucht, um sich gut unterhalten zu fühlen.
Auch mit ihrem zweiten Buch konnte Kristin Cashore mich überzeugen. Ihre Art zu schreiben, Geschichten und Figuren für den Leser zum Leben zu erwecken und ihn in anderen Welten versinken zu lassen ist eine ganz besondere. Ich hoffe, es gibt bald ein weiteres Buch von dieser herausragenden Autorin.