John Katzenbach - Der Professor / What Comes next

  • Ich habe die Geschichte nun als Hörbuch gehört.
    Eigentlich habe ich es nur bestellt, weil es ziemlich günstig zu haben war und ich mal was von Katzenbach ausprobieren wollte.
    Mit dem Klappentext hatte ich mich daher nicht besonders auseinander gesetzt, und schon gar nicht mit irgendwelchen Rezensionen. Und so war ich doch seeehr überrascht, welches Thema das Buch behandelt.


    Es herrscht die ganze Zeit über eine absolut beklemmende Atmosphäre und es war grausam, zu wissen, dass es wirklich genug kranke Menschen auf Welt gibt und man vor sowas nicht sicher sein kann...
    Oft konnte ich diverse Verhaltensweisen (von Jennifer aber auch von Adrian) nicht so richtig nachvollziehen, aber wer weiß schon, wie man in einer solchen Ausnahmesituation reagieren würde.
    Mit an Demenz erkrankten Menschen kenne ich mich nicht genug aus um sagen zu können, ob Adrian sich realistisch verhält oder nicht, aber merkwürdig fand ich, wie abgeklärt er auf einmal zum Ende hin wieder wurde.


    Insgesamt aber eine gute, packende Story, der ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: gebe!

  • Kurzbeschreibung (Amazon):


    Der pensionierte Psychologieprofessor Adrian Thomas bekommt von seinem Arzt eine niederschmetternde Diagnose: Demenz. Noch immer unter dem Eindruck der bestürzenden Nachricht blickt der alte Mann auf die Straße hinaus und sieht ein etwa sechzehnjähriges Mädchen vorübereilen. Gleichzeitig rollt ein Lieferwagen heran, bremst ab und beschleunigt wieder: Das Mädchen ist verschwunden. Der Professor ist verwirrt. Täuscht er sich, oder ist er gerade Zeuge einer Entführung geworden? Wenn er tatsächlich ein Verbrechen beobachtet hat, muss er handeln – das ist er sich schuldig. Die Frage ist nur, wie. Wird ihm seine Krankheit die Chance lassen, das Richtige zu tun?


    Der Schreibstil:


    Dies ist eines der Bücher, die man einfach "weglesen" kann, ohne groß darüber nachzudenken. Trotz der immerhin 560 Seiten hat es sogut wie keine Längen, und wenn ich die Zeit gehabt hätte, hätte ich es wohl von vorne bis hinten komplett durchlesen können. Die Erzählweise ist größtenteils chronologisch, ab und an wird die gleiche Begebenheit aus unterschiedlichen Blickwinkeln gezeigt so das man erst nach und nach rausbekommt, was genau geschehen ist. Wie so oft bei Thrillern, wechselt der Autor zwischen unterschiedlichen Perspektiven hin und her. Da wäre unter anderem die typischen Täter- und Komissarperspektiven, Adrian, den ich aufgrund seinen Kampf mit der Demenz besonders liebenswert fand und natürlich auch Jennifer, das Entführungsopfer. Nebenbei existiert noch ein weiterer Blickwinkel, der jedoch auf keine spezielle Person beschränkt ist.


    Die Handlung:


    Eigentlich wollte Adrian Thomas sich an diesem Tag, nachdem er seine schreckliche Diagnose – Demenz – erfahren hat, seinem Leben ein Ende setzen, solange er noch "er selbst" ist. Doch ausgerechnt auf dem Weg vom Arzt nach Hause wird er Zeuge eines Verbrechens, ein Teenager wird vor seinen Augen entführt. Nach einigem hin und her beschließt er, dem Mädchen zu helfen und ermittelt mehr oder weniger auf eigene Faust – wobei ihm einige Halluzinationen dabei helfen seine Gedanken zu sammeln. So bekommt er unter Anderem Ratschläge von seiner verstorbenen Ehefrau und von seinem Bruder.
    Doch auch das Täterpaar hat es faustdick hinter den Ohren. Dieses Mädchen ist bereits ihr viertes Opfer, die ersten drei konnten sie unbemerkt verschwinden lassen sobald sie ihnen nicht mehr von Nutzen waren.
    Trotz ihrer ganzen Vorsichtmaßnahmen begehen sie einen ziemlich großen Fehler, der mir ein Wenig von ihrer Glaubwürdigkeit nahm: nachdem sie erheblichen Aufwand betrieben haben damit das Mädchen nicht erkannt wird, geben sie ihr etwas in die Hände, woran sie von jedem der sie näher kennt sofort identifiziert werden kann ... na ja.


    Fazit:


    Ein packender Thriller, der dank seiner absolut düsteren und beängstigenden Atmosphäre auch durchaus seine fünf Sterne verdient hätte, würde er zum Ende hin nicht so stark nachlassen. Irgendwie lief mir im letzten Abschnitt des Thrillers alles viel zu glatt ab, es passte meiner Ansicht nach nicht zum sonstigen Aufbau. Nicht desto trotz: auf jeden Fall lesenswert.



    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "In Büchern liegt die Seele aller vergangener Zeiten" (Thomas Carlyle)



    :study: Andrzej Sapkowski - Der letzte Wunsch:study:



    Sub: 368

  • Inhalt

    Professor Adrian Thomas leidet an schnell fortschreitender Lewy-Körper-Demenz, zu deren Krankheitsbild starke Halluzinationen gehören. Thomas hat keine Angehörigen mehr, seine Frau und sein Sohn leben nicht mehr, und ist deshalb entschlossen, sich das Leben zu nehmen. Er wird auf keinen Fall abwarten, bis er kein bekanntes Gesicht mehr zuordnen kann und nicht mehr weiß, ob er an diesem Tag schon gefrühstückt hat. Als Psychologieprofessor, der in der Forschung tätig war, weiß Adrian nur zu gut, wie die Krankheit die Vorgänge in seinem Stirnlappen aus dem Ruder laufen lässt.


    Adrian wird aus dem Fenster seines Hauses zufällig Zeuge, wie direkt vor seinen Augen völlig überraschend ein Mädchen von einem Mann und einer Frau in einen Transporter gezerrt wird. Zurück bleibt eine pinkfarbene Kappe. Indem Adrian den Vorfall bei der Polizei gemeldet hat, sorgte er unbewusst für vollendete Tatsachen. Er kann sich jetzt kaum noch umbringen, während die Polizei ihn als Zeugen braucht.


    Jennifer, das Mädchen, das in so entschlossenem Schritt an Adrians Haus vorbeimarschierte, wird kurze Zeit später von ihrer Mutter und deren Lebensgefährten vermisst gemeldet. Niemand fordert für Jennifer Lösegeld. Ein sehr schlechtes Zeichen; denn es bleibt nur wenig Zeit, um Jennifers Spur aufzunehmen. Zuständig für den Fall ist Terri Collins, die perfekt organisierte alleinerziehende Mutter zweier kleiner Kinder. Terri war als Ermittlerin bisher nur mit alltäglichem Kleinkram befasst und muss nun in einem unlösbar scheinenden Fall ermitteln. Terris einziger Zeuge ist ein alter Mann in so erbärmlichem Gesundheitszustand, dass die Ermittlerin sich fragt, wie Adrian überhaupt noch Autofahren kann.


    Jennifer wird unterdessen mit verbundenen Augen gefangen gehalten und bewusst darüber getäuscht, wo sie sich befindet, um ihren Willen zu brechen. Kameras verfolgen rund um die Uhr jede Regung der Gefangenen Nummer vier. Als die Kreditkarte gefunden wird, die Jennifer am Tag ihres Verschwindens bei sich hatte, ahnt Terri, dass im Fall Jennifer jemand mit sehr großem Aufwand seine Spuren zu verwischen sucht. Adrian fühlt sich von den Stimmen seiner verstorbenen Frau Cassandra, seines Bruders und seines Sohnes angestachelt, sich mit Hilfe seines Wissens als Forscher in mögliche Täter hineinzuversetzen und ihre Spur aufzunehmen. Ein spannender Wettlauf um Jennifers Leben und gegen Adrians geistigen Verfall beginnt.


    Fazit

    John Katzenbachs Psycho-Thriller lebt von der Gedankenwelt seiner beiden Hauptfiguren Adrian und Jennifer, deren Gedanken der Autor mit bemerkenswerter Einfühlung beschreibt. Adrian Thomas ist Wissenschaftler und Patient in einer Person. Seine sehr eigene Logik eines Demenzkranken arbeitet der Autor eindrucksvoll heraus. Auch Jennifers disziplinierter, entschlossener Kampf sich von ihren Entführern nicht zum Objekt, zur Nummer, degradieren zu lassen hat mich fasziniert. Dagegen konnte Katzenbach mich mit der restlichen Handlung kaum fesseln, weil mich weder die vielen Nebenfiguren interessierten noch Adrians verstorbene Familienangehörige, deren Stimmen ihn ständig belästigen. Der filmreife und für mich überraschende Schluss leidet m. A. unter sprachlichen und logischen Mängeln. In einer dramatischen Schluss-Szene geht niemand mal eben zu einem Punkt, da rennt jeder um sein Leben. - Die unangemessene Wortwahl/Übersetzung fällt vorher schon in anderen Szenen auf, zum dramatischen Schluss passt die in diesem Fall betuliche Sprache gar nicht.


    Die Idee, einen in seiner geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigten Mann zur Hauptfigur eines Psychothrillers zu machen, hat mich für dieses Buch gewonnen, die Ausführung der Idee hat mich nicht überzeugt. Von Anfang an habe ich dem Autor nicht abgenommen, dass ein Demenzkranker, der schon längst daran scheitert, seinen Alltag zu organisieren, so zielgerichtet handelt wie Adrian. Seine Angehörigen, die Adrian in seinen Halluzinationen zu sich sprechen hört, treiben ihn dazu an, sich für ihn völlig neue Informationen zu beschaffen; er arbeitet mit diesen Stimmen wie in einem Ermittlerteam.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

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    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „John Katzenbach - Der Professor“ zu „John Katzenbach - Der Professor / What Comes next“ geändert.