Ildefonso Falcones - Die Pfeiler des Glaubens / La mano de Fátima

  • Zunächst einmal möchte ich mich herzlich beim Randomhouse-Verlag bedanken, der mir freundlicherweise ein Leseexemplar zu dem Roman "Die Pfeiler des Glaubens" von Ildefonso Falcones zur Verfügung stellte.


    Zum Inhalt des Romans:


    Wir schreiben das Jahr 1568, Ort: die Bergregion der Alpujarras, Spanien. Die spanischen Muslime, verächtlich Morisken genannt, Nachfahren der einstigen Mauren, werden von den Christen gnadenlos unterdrückt und übervorteilt und planen einen Aufstand gegen die Behandlung.
    Hernando, der aus der brutalen Vergewaltigung eines Christenpriesters mit der muslimischen Aischa hervorging, deswegen und aufgrund seiner äußerlichen Andersartigkeit - er hat vom Vater die strahlend blauen Augen geerbt - von seinem Stiefvater behandelt wird wie der letzte Dreck.
    Sein einziger Halt - außer seiner Arbeit als Mauleseltreiber, die er liebevoll ausführt - ist der alte Gelehrte Hamid, der ihn den muslimischen Glauben und dessen Regeln lehrt. Gezwungenermaßen muß er allerdings auch die Regeln des christlichen Glaubens lernen und fühlt sich keiner Glaubensrichtung zugehörig und von allen verachtet und ausgegrenzt. Sogar im Haus seiner Mutter darf er nicht mit den Stiefgeschwistern leben/schlafen oder gar essen, wenn der Stiefvater Ibrahim anwesend ist.


    Im Verlauf des auf beiden Seiten schonungslos und brutal geführten Aufstandes der Morisken gegen die herrschenden Christen gelingt es Hernando durch sein vorsichtiges Verhalten und verantwortungsvollen Umgang mit den Maultieren, die die Kriegsbeute tragen müssen, sich den Respekt der Führer des Aufstandes zu verschaffen - sehr zum Ärger seines gierigen Stiefvaters, der ihm alles neidet, was Hernando zustande bringt, einschließlich der zarten Liebesbande mit Fatima, deren Ehemann gleich zu Beginn der Rebellion sein Leben verlor. Hernando, der sehr pragmatisch veranlagt ist, gelingt es durch seine Friedfertigkeit und indem er einfach immer beherzt tut, was gerade notwendig ist, um selbst zu überleben und auch andere - Christ oder Muslime - am Leben zu halten, sich bei Vertretern beider Glaubensrichtungen Respekt und Achtung zu verschaffen.
    Er muss oft buchstäblich christlicher als jeder Christ und muslimer als jeder Muslime sein, um sich und seine über alles geliebte Fatima, die die Christen aus verständlichen Gründen abgrundtief hasst, durch alle Gefahren zu bringen und lernt oft dabei, dass einige Vertreter beider Glaubensrichtungen ein ziemlich egoistisches, heuchlerisches Gebahren zeigen und der Charakter eines Menschen keineswegs davon abhängt, welche Religion er ausübt!


    Das allerdings sollte man selbst lesen und erfahren, denn Ildefonso Falcones hat mit diesem Roman nicht nur einen faszinierenden und äußerst spannenden historischen Roman geschrieben, sondern man lernt und erfährt auch viel über beide Religionen, Traditionen und Wertvorstellungen, die bei näherer Betrachtung so unterschiedlich denn doch gar nicht sind, als dass gegenseitige Toleranz nicht möglich wäre.


    Meine Meinung:


    Ein Roman, den man lesen sollte, gerade weil er vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Integrationsdebatte mehr als nur ein historischer Roman sein kann.
    Daher möchte ich dem Verlag und dem Autor für ein paar spannende und interessante Lesestunden und gewaltig Stoff zum Nachdenken danken. Dieser Roman ist sehr lesens- und diskutierenswert!

  • Danke für Deine Rezi.
    Ich konnte mit diesem Buch nicht so richtig warm werden und habe es vor ein paar Tagen abgebrochen:


    Vielleicht werde ich in fernerer Zukunft noch mal einen Anlauf nehmen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke für die tolle Rezi. Wenn ich das Buch nicht schon längst auf meiner Wunschliste hätte, wäre es spätestens jetzt drauf gelandet :wink:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Danke für die tolle Rezi. Wenn ich das Buch nicht schon längst auf meiner Wunschliste hätte, wäre es spätestens jetzt drauf gelandet :wink:


    Das kann ich nur unterschreiben. Ich habe es auf meine Weihnachtswunschliste gesetzt. :wink:


    LG Moira

  • Ildefonso Falcones widmet sich in seinem Roman einem düsteren Kapitel der spanischen Geschichte. Er erzählt vom Aufstand der Morisken gegen ihre christlichen Unterdrücker im Jahre 1568 bis zu ihrer endgültigen Vertreibung 1609/1610. Im Mittelpunkt steht Hernando, ein muslimischer Maultiertreiber, Sohn einer Moriskin, hervorgegangen aus der Vergewaltigung seiner Mutter durch einen katholischen Priester. Entsprechend schlecht behandelt ihn sein Stiefvater Ibrahim. Doch bald werden persönliche Fehden vom Lauf der historischen Ereignisse relativiert. Aus dem Aufstand der Morisken ist ein blutiger Glaubenskrieg geworden. Als die erhoffte Hilfe weder von Seiten der Türken noch aus den Barbareskenstaaten eintrifft, erleiden die Muslime eine verheerende Niederlage, die schließlich zu ihrer endgültigen Vertreibung aus dem Land führt, das acht Jahrhunderte lang ihre Heimat war. Hernando bleibt der islamischen Religion im geheimen zwar immer treu, doch entdeckt er bei seiner Arbeit für das Domkapitel in Cordoba auch viele Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Islam. Eine Aussöhnung der beiden bis aufs Blut verfeindeten Religionen, die ein friedliches Zusammenleben ermöglichen sollen, wird zu Hernandos Lebensaufgabe, für die er viele Risiken auf sich nimmt und viele Opfer bringt.


    Der Autor schlägt für seinen Roman ein interessantes Kapitel der spanischen Geschichte auf, leistet beeindruckende Recherchearbeit, bettet seine fiktiven Figuren gekonnt in das historische Geschehen ein - und doch konnte mich der Roman nicht überzeugen. Auf den ersten 200 Seiten hat mich die detailierte Schilderung sämtlicher Gräueltaten genervt, und auch das Schicksal Hernandos konnte mich im weiteren Verlauf nicht in seinen Bann ziehen. Allerdings weiß ich nicht genau, woran das lag. Stilistisch ist der Roman zwar kein Meisterwerk, aber durchaus gut lesbar und doch fehlt ihm meiner Meinung nach das gewiße Etwas. So tragisch die Ereignisse auch sein mögen, ich habe mich trotzdem größtenteils gelangweilt. Auch Hernandos wechselhaftes Leben der extremen Höhen und Tiefen fand ich einigermaßen konstruiert, zum Mitfiebern jedenfalls denkbar ungeeignet. Es hat mir einiges an Lesediszplin abverlangt, um die 900 Seiten auch zu beenden, wobei ich noch verraten darf, dass mir die letzten 50 Seiten eigentlich am besten gefallen haben. Und das nicht nur, weil ein Ende in Sicht war ...

  • Auf den ersten 200 Seiten hat mich die detailierte Schilderung sämtlicher Gräueltaten genervt,

    und doch fehlt ihm meiner Meinung nach das gewiße Etwas. So tragisch die Ereignisse auch sein mögen, ich habe mich trotzdem größtenteils gelangweilt.

    Interessant, dass ich offenbar nicht die Einzige mit dieser Meinung bin. Im Gegensatz zu Dir habe ich nicht bis zum Ende durchgehalten, weil ich überhaupt nicht vorankam.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Spanien 1568 Alpujerra eine Teil des Landes welche die Provinz Grenada und Almeria umfasst. Hier lebt eine Kolonie Muslime welche zu Konvertierung durch die katholischen Könige gezwungen wurden.
    Die Morisken, so werden sie genannt sind ein stolzes, unbeugsames Volk sehr verbunden mit ihrer Identität also zu Allah
    Die Zeit welche ihnen keine andere Wahl lässt sich auf die andere Seite der Meerenge zu begeben liegt noch weit vor ihnen.
    Jetzt allerdings sind sie bereit zum Kampf gegen die Christen um einer Unterdrückung welche immer stärker und radikaler wird zu entgehen.


    Genau diesen Zeitpunkt nimmt Falcones zum Anlass um deren Geschichte in einem aufwändigen Roman zu erzählen.
    Sie lädt den Leser ein, sich in das Gewirr der bürgerlichen und religiösen Kämpfe welche die spanischen Siglo de Oro erschüttern, einzutauchen. Jetzt wo die mit Gewalt zum Christentum bekehrten Moriscos versuchen, auch mit Hilfe von türkischen und algerischen Brüdern ihre Kontrolle auf Grenada und andere Städte wieder zu erlangen . In diesem historischen Umfeld bewegen sich die Schritte von Hernando und seinen „Brüdern“.


    Die Charaktere mit Hernando als Hauptfigur sind gut beschrieben, man kann sich gut vor Augen führen wie sie um ihr Überleben kämpfen, ihre Kühnheit der Obrigkeit zu trotzen und wenn nötig ihr Leben zu geben für den Glauben. Die Schurken so unattraktiv wie möglich darzustellen kann man als kluge Taktik bezeichnen, welche es dem Leser leicht macht grosse Abneigung gegen diese zu hegen.


    Da der Autor grossen Wert legt sehr detailliert zu erzählen, wirkt dieses jedoch oftmals wie ein Hemmschuh für das flüssige Lesen. Ein Roman lebt von seinen Höhen und Tiefen, hier jedoch sind sie einfach zu breit angelegt um wirklich zu gefallen.


    Die Pfeiler des Glaubens ist ein interessanter Roman, jedoch hätte er sicherlich noch einiges besser gestaltet werden können. Zudem weniger Seiten, die lange Liebesgeschichte kürzer gestaltend, hätten ihm nur gut getan.
    Besonders die herausragende Beschreibung Cordobas zur der Zeit war für mich eine beeindruckendes Lesevergnügen.


    Was ich am meisten mochte in diesem Roman war die Reflexion Falcones auf das tägliche Leben der beiden Welten, auf der einen Seite die Sitten und Gebräuche der Mauren, ihr Denken und tägliche Leben und auf der anderen Seite, Christen mit ihrer Inquisition, ihrer Moral und ebenso ihrer Kultur. Den Blick auf die radikalen Gesellschaften und ihren unbeweglichen Positionen.


    Ich habe festgestellt, dass ich mit einigen spanischen und arabischen
    Namen Probleme hatte und außerdem mangels Kenntnissen über
    Spanien/spanische Geschichte (die liegt eher außerhalb meiner
    Hauptinteressensgebiete) der Handlung nur unkonzentriert folgen konnte.

    Das kann ich nachfühlen, dadurch das Spanien eine unglaublich wechselhafte Geschichte erfahren hat seit dem Einzug der Mauren 711, welche von der arabischen Hochkultur bis zu deren Defensive und dem zerbrechen des Gleichgewichts reicht, , ist man oftmals froh bessere Kenntnisse zu haben um einen solchen Roman zu verstehen.
    Ich habe mich bevor ich den Roman begann nochmals durch einige Sachbücher gelesen damit das Verständnis aufkam und somit die Geschichte nachvollziehen zu können.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Meine Meinung:
    Ein junger Muriske Hernando, mit christlichem Vater, der seine Mutter vergewaltigt hat, steht hier im Mittelpunkt des Geschehens zwischen den
    Kämpfen der Mauren und Christen im 16. Jh..
    Der Stiefvater verachtet ihn, die Mutter kann ihn nicht beschützen und zum Schluß verstößt sie ihn, weil sie glaubt, dass er vom Glauben abgekommen ist. Aber dem war nicht so.
    Hernando steht zwischen zwei Religionen und er versucht einen gemeinsamen Nenner zu finden.


    Ildefonso Falcones ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, die zwei Religionen im Einklang zu setzen bzw. einen gemeinsamen Nenner zu
    finden.
    Die Kämpfe zwischen Christen und Muslimen sind furchtbar dargestellt, aber ich denke, in Wirklichkeit war es sicher noch viel schlimmer.
    Der Schreibstil ist sehr flüssig und leicht so folgen, nur ich hatte leider manchmal Schwierigkeiten mit den arabischen und spanischen
    Wörtern.
    Aber die Geschichte an sich war sehr gut geschrieben und anschaulich dargestellt.
    Ein Auf und Ab im Lebens von Hamid/Hernando, das ganz schrecklich war, Armut, dann Reichtum, dann wieder alles verloren, muss wieder von ganz vorne anfangen und alles gleitet ihm durch die Hand. Aber er vertraut Gott, dem Alleinigen und schafft es, sich wieder aufzuraffen und weiter zu machen.


    Falcones hat ja viele historische Begebenheit in seinem Roman eingeflochten und das fand ich hervorragend. Der ganze Hintergrund mit
    wahren, historischen Details fand ich einfach super.


    Ich kann das Buch nur wärmstens weiterempfehlen. Es ist ein MUSS für denjenigen, der historische Bücher liebt.

    Ohne ein Wort :study: Linwood Barclay
    Mein SuB: 30

    Meine Bücher 2013: 56
    Seiten: 26.603