Marcus Imbsweiler - Kollers 4. Fall - Butenschön

  • Autorenportrait:


    Zitat

    Marcus Imbsweiler, geboren 1967 in Saarbrücken, lebt seit 1990 in Heidelberg. Er studierte Musikwissenschaft und Germanistik und veröffentlicht regelmäßig Artikel im Bereich Feuilleton. Im Herbst 2007 gab er mit dem Roman „Bergfriedhof“, dem ersten Fall des Heidelberger Privatdetektivs Max Koller, sein sehr erfolgreiches Krimidebüt.


    Quelle: Gmeiner Verlag


    Inhaltsangabe:


    Zitat

    BRANDHEISSES MATERIAL


    Prof. Albert Butenschön, der fast hundertjährige Chemiker und Molekularbiologe aus Heidelberg, gilt als einer der wichtigsten deutschen Nachkriegswissenschaftler. Warum wird auf das Büro der Historikerin Evelyn Deininger, die an einer Promotion über sein Leben und Werk arbeitet, ein Brandanschlag verübt? Hat Butenschön etwas zu verbergen? Oder stecken rabiate Studenten dahinter? Bei seinen Ermittlungen gerät Max Koller nicht nur zwischen die Fronten universitärer Scharmützel, sondern erfährt auch einiges über das Verhältnis von Politik, Wissenschaft und Moral …


    Quelle: Klappentext


    Meine Meinung:


    Bei dem Cover handelt es sich höchstwahrscheinlich um das Gebäude der alten Universität, die sich in der Altstadt von Heidelberg befindet. Im Vordergrund werden Autorenname und Titel, weiß unterlegt, gezeigt. Für mich eher ein unscheinbarer Blickfang, wegen dem ich mir diesen Krimi niemals zugelegt hätte.
    Da ich allerdings die ersten drei Bände um den Privatdetektiv Max Koller alle gelesen hatte, wusste ich, dass der Autor humorvoll schreibt und es somit sehr witzig zur Sache gehen kann. Und so wollte ich mir Kollers neuesten Fall natürlich auch nicht entgehen lassen.


    Kurz zusammengefasst geht es in dem Roman um Folgendes:
    Professor Albert Butenschön ist ein großer Wissenschaftler Heidelbergs, der seine Karriere teilweise im Dritten Reich machte. Zu seinem hundertsten Geburtstag ist alles eingeladen, was Rang und Namen hat. Dazu eine Historikerin, die gleichzeitig eine Promotion über Butenschöns Leben schreibt und dabei vielleicht unschöne Sachen aus der Nazizeit aufdecken könnte. Kurz vor der Fertigstellung ihrer Arbeit erhält sie eine Drohung, der Max Koller nun nachgehen soll.
    Da jedoch die Studenten regelmäßig protestieren und die naheliegenden Wirtschaftsbauern gegen einen Anbau der Uni sind, scheint für die Betroffene selbst alles klar zu sein. Für sie war diese "Drohung" eher ein Streich von rebellischen Studierenden oder schlechtgelaunten Bauern. Nur Koller vermutet mehr dahinter und nimmt den Auftrag an.
    Und am Rande wird auch noch bekannt, dass eine stadtbekannte Edelnutte über ihre Freier auspacken möchte. Ob unser Privatdetektiv dort auch noch mitmischt, sollte man allerdings selbst lesen.


    Das Thema Butenschön, im Besonderen seine Professorenzeit während des Zweiten Weltkrieges, wurde sehr detailliert dargestellt. Auf der einen Seite war die genauere Beschreibung höchst aufschlussreich, auf der anderen Seite war es manchmal zu genau, wenn auch nicht wirklich langweilig. Trocken hingegen war es zwischendurch schon einmal, was für mich schlimm gewesen wäre, hätte es da nicht noch einen wichtigen Charakter gegeben: den Protagonisten und teilweise auch Witzbold Max Koller.


    Ich empfand es jedes Mal aufs Neue köstlich, wie der Autor immer wieder witzige Worte in Sätze und Formulierungen einbaute, besonders wenn es sich um die Wissenschaftssprache handelte.
    Dazu wurden von Koller kleine Neckereien und Situationen humorvoll auf die Schippe genommen, wenn er etwas in Gedanken durchging.
    Situationen, die mit der Nazizeit zu tun hatten, wurden dagegen mit dem gebührenden Ernst erklärt.
    Zwischendurch gab es natürlich auch noch Dialoge und Gespräche in Kollers Stammkneipe, die ziemlich humorvoll beschrieben wurden.
    Aber am lustigsten waren immer noch Kollers Gedankengänge, oder wenn er im Stillen seinem Gegenüber etwas antwortete, das derjenige lieber nicht hören durfte. Einfach herrlich!
    Das lockerte das ganze, eher eintönige Thema über diesen Wissenschaftler aus dem Dritten Reich, sehr auf.


    Auch wenn es sich vielleicht seltsam anhört, aber durch Kollers Handlungen, seine Selbstgespräche und eine kleine Nebenhandlung wurde die Spannung immer aufrecht erhalten. Auch wenn es nicht dramatisch wurde, so zog mich die Spannung durch die Handlung. Ich wollte immer wissen, was Koller nun wieder aufdeckte, entdeckte oder wie er mich aufs Neue zum Schmunzeln bringen würde.
    Die Freunde des Privatdetektivs kamen in diesem Roman nur am Rande vor, weswegen sie vermutlich auch nicht groß vorgestellt wurden.
    Kollers eigene Beschreibung lässt von Fall zu Fall auch etwas nach, bis auf ein Grundwissen über ihn selbst, da der Autor wohl hofft, dass seine Bücher hintereinander gelesen werden. Was meiner Meinung nach aber kein Muss ist, da jeder Krimi in sich abgeschlossen ist.


    Dieses Werk wurde, wie auch die Vorbände, in der Ichform erzählt, wodurch ich Kollers Gedanken miterlebte, die mich häufig schmunzeln ließen. Dadurch konnte ich mich von Beginn an mit dem Protagonisten identifizieren.
    Der Schreibstil des Autors war flüssig und durch das ganze Buch hindurch witzig. Die Kapitel hatten eine angenehme Länge.


    Aber ein klein wenig mehr Spannung und Dramatik hätte es ruhig geben können. Deswegen bekommt dieser vierte Krimi um "Privatflic" Max Koller vier von fünf Sternen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Privatflic Max Koller-Reihe:
    1. Bergfriedhof
    2. Schlussakt
    3. Altstadtfest
    4. Butenschön

  • Ich war enttäuscht von dem neuen Fall. Es wurde wenig Spannung aufgebaut und sich häufig in Nebenhandlungen verloren. Das Thema der Beteiligung von Wissenschaftlern in der Nazizeit wurde aber zeitweise kritisch und historisch gut aufgearbeitet.

    :flower: Das Leben findet immer einen Weg und blüht pötzlich da wieder auf, wo man es am wenigsten erwartet.