Kann ein junges Mädchen schwanger sein, ohne Verkehr gehabt zu haben? Oder steht dahinter doch eine große Lüge? Das Buch beginnt ein wenig bizarr mit einem unanständigen Traum, welcher die streng katholisch erzogene Mary Ann auch sehr verstört. Doch die Ereignisse, die dann folgen, sind noch viel verstörender. Bei ihr wird eine Schwangerschaft festgestellt - und dabei weiß sie selbst doch ganz genau, dass sie ihren Freund Mike nicht "rangelassen" hat, obwohl der das gern gehabt hätte...
Die Autorin zeichnet nun ein Bild von den verschiedenen Reaktionen: die Verwirrung, des jungen Mädchens, die Ungläubigkeit der Eltern, die Enttäuschung des Freundes, der sicher ist, dass er betrogen wurde.... die Standpunkte von Pater Crispin und des Arztes Jonas Wade, die beide mehr und mehr in einen Konflikt geraten.
Es ist eine interessante Geschichte, deren Geheimnis schließlich vom Arzt gelüftet wird. Dass das Buch danach recht bald zum Ende kommt, ist einerseits schade, weil viele Fragen offen bleiben, andererseits ein Kunstgriff, weil es den Leser dazu bringt, sich selbst auszumalen, wie es weiter geht.
Mein Kritik zielt allerdings auf zwei Punkte: erstens muss man sich auf die Geschichte tatsächlich einlassen, auch wenn sie realistisch beschrieben ist, so ist die Sache an sich für mich jedoch ein wenig weit hergeholt und realitätsfern; zweitens gefällt mir der Schauplatz nicht so sehr. Die Autorin wählt das Amerika der 60er Jahre, prüde und streng katholisch, jedoch vergibt sie hier die Chance, auch die Reaktionen der Gesellschaft und nicht nur der engsten Vertrauten zu schildern. Es bleibt offen, was die Nachbarn sagen, wie man sich im Gottestdienst das Maul zerreißt und was die Mitschüler und Lehrer zu der Schwangerschaft sagen..... geschildert werden lediglich die Reaktionen direkt involvierter Personen und die verhalten sich fast genauso, wie man es heute auch erwarten würde. Klar, sind Eltern nicht begeistert, wenn die 17jährige Tochter ohne Schulabschluss schwanger ist, natürlich glauben sie ihr die Jungfräulichkeit nicht - und natürlich vermutet der Freund einen Rivalen.... das alles hätte heute genausogut stattfinden können. Der Bezug auf die 60er Jahre findet sich eigentlich nur im Stand der Medizin, der Art der Aufklärung von Jugendlichen (junge Mädchen beim Gynäkologen, evtl. auch die strenggläubige Einstellung bei Teenagern, aber das gibt es heute ja noch immer).
Hier wird meiner jedenfalls Potenzial verschenkt, denn die gesellschaftliche Problematik wird nur ansatzweise erwähnt.
Es gibt definitiv bessere Bücher von Barbara Wood, aber es ist trotzdem interessant und fesselnd, wenn man sich auf die Lösung dieses Rätsels einlassen mag.