Stephanie Saldaña – Das Brot der Engel, Ein Jahr in Damaskus

  • Zum Inhalt:


    Im September 2004 geht die Amerikanerin Stephanie Saldaña im Rahmen ihres Theologiestudiums nach Damaskus um die Rolle des Jesus im Koran zu studieren. [Kleine Anmerkung zum Verständnis für alle, die sich nun fragen "was hat denn Jesus mit dem Islam zu tun?": Muslime glauben zwar nicht an die Trinitätslehre (Vater, Sohn, heiliger Geist) und daher auch nicht daran, dass Jesus Gottes Sohn sein soll. Jedoch ist Jesus ein Prophet wie viele andere und spielt auch in der Geschichte des Islam eine wichtige Rolle.] Es ist ein gefährlicher Zeitpunkt für diese Reise, da kurz zuvor die USA in den Irak einmarschiert sind und Syrien nächstes Angriffsziel werden könnte. Dennoch wird sie sehr herzlich willkommen geheißen, lebt im christlichen Viertel Bab Tuma und beginnt, Arabisch zu lernen. Jedoch ist sie nicht wirklich glücklich, sondern mehr getrieben von einer Rast- und Ruhelosigkeit, die unter anderem von Geschehnissen in der Vergangenheit herrührt.


    Um wieder zu sich selbst zu finden, geht sie in ein Wüstenkloster und beginnt dort mt den sogenannten Exerzitien (Geistesübungen), bei denen sie durch Meditation Jesus’ Leben von der Geburt bis zur Auferstehung noch einmal mitverfolgt.

    Im Kloster verliebt sich Stephanie auch in Frédéric, einen französischen Mönchsnovizen. Nach den Exerzitien kehrt sie nach nach Damaskus zurück, beginnt Koranstudien bei einer Scheicha und lehrt in einer Moschee jungen Mädchen die englische Sprache und lernt so einiges über Syrien, den Islam und vor allem sich selbst.


    Meine Meinung:


    Es ist wirklich nicht einfach, die Eindrücke, die dieses Buch bei mir hinterlassen hat, in Worte zu fassen; zum Einen, weil sie so vielfältig sind, zum Anderen, weil die Geschichte, die Stephanie Saldaña erzählt, teilweise so spirituell und persönlich ist, dass man gar nicht wirklich beschreiben kann, was man dabei fühlt [klingt jetzt irgendwie schräg, aber ich versuch's einfach mal :) ].

    Stephanie beschreibt ihr Leben in Syrien ziemlich bildreich, so dass ich von Anfang an ein recht genaues Bild vor Augen hatte von der Stadt und den Leuten, mit denen sie zu tun hatte. Jeder Geruch, jeder Musikfetzen, der aus den Radiorekordern der Basar-Verkäufer schallt, wird beschrieben. Leider ist die Situation nicht nur blumig und 1001 Nacht-Orient-Feeling. Damaskus wird von einer Asylantenflut, ausgelöst durch den beginnenden Irak-Krieg, heimgesucht und die Situation ist nicht immer ungefährlich. Gerade was die politischen Geschehnisse angeht, finde ich die Stellung, die die Autorin bezieht, vorbildlich. Sie verurteilt nicht, sondern sucht nach Erklärungen für gewisse Verhaltensweisen und schildert die damalige Situation nochmals, damit man es sich [soweit man informiert ist] selbst nochmals ein Bild machen kann.


    Bei allem, was Saldaña erzählt, ist sie zutiefst menschlich, geizt nicht mit Selbstkritik und – was ich am erstaunlichsten und erfreulichsten fand – sie lebt den interreligiösen Dialog. Sie spricht mit kleinen Kindern in der Moschee und erzählt bereitwillig von ihrer Religion, dem Christentum, ist jedoch auch wirklich interessiert am Islam und lernt mit unheimlichem Ehrgeiz, im Koran zu lesen und tritt sowohl mit der Scheicha, die ihr Koranstunden gibt, als auch mit den Mädchen in der Moschee, denen sie Englisch beibringt, in ständigen Austausch. Sehr interessant, beide „Versionen“ einander gegenübergestellt sehen und entsprechend vergleichen zu können und festzustellen, dass es mehr Gemeinsamkeiten gibt als frau denkt…


    Eigentlich wäre das Buch ein Top, jedoch haben mich zwei kleine Kleinigkeiten gestört. Zum einen die Tatsache, dass Frau Saldaña obwohl sie [wie sie es auch selbst am Anfang schildert] über spärliche Arabisch-Kenntnisse verfügt, offenbar trotzdem munter mit allen möglichen Leuten kommuniziert und demnach zu urteilen, welche Gespräche sie da führt, kann ich das nicht so ganz nachvollziehen. Aber nun gut, vielleicht ist sie besonders sprachbegabt und/oder behilft sich noch mit Englisch… Das zweite, was mich gestört hat, ist der Schluss: wie es ausgeht, erfährt man nur, wenn man die Danksagung liest und selbst da muss sich der Leser lediglich mit einer Andeutung zufrieden geben. Ich habe mir schon überlegt, in Kontakt mit ihr zu treten, da für mich doch noch die ein oder andere Frage offen ist.


    Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und ich kann es jedem, der sich für die arabische Welt und den Islam oder Theologie im Allgemeinen interessiert, empfehlen. :thumleft:

  • Meine Meinung:


    Stephanie ist durch ein Stipendium nach Damskus gekommen, um mehr über
    Jesus als Propheten - als den muslimischen Propheten - zu lernen.


    Die Autorin schreibt über ihr Leben in Damaskus, ihre Ankunft, ihr
    Arabisch-Studium, ihr Kontakt mit dem Koran, ihren Aufenthalt im Kloster
    Mar Musa und ihre Liebe zum Mönchsnovizen Frédéric. Und über den
    Glauben, die Religion, den Krieg.


    Aber nicht der religöse Aspekt wird uns hier gezeigt, sondern wir sehen
    auch viele Sehenswürdigkeiten durch ihre Augen, ein Reisebericht, den
    man sicher sonst nirgends sonst lesen kann.


    Ein sehr bewegendes Buch, nur teilweise sind für mich zu viele arabische
    Worte eingefügt gewesen, die man als Europäer schwer lesen und auch
    nicht behalten kann.


    Aber ich kann mir vorstellen, dass es für Stephanie selber wichtig war, das alles wiederzugeben.

    Ohne ein Wort :study: Linwood Barclay
    Mein SuB: 30

    Meine Bücher 2013: 56
    Seiten: 26.603

  • Durch das Hochholen des Freds entdeckte ich ihn leider erst jetzt; da habe ich ihn wohl damals übersehen...
    Danke für die Rezi!



    Eigentlich wäre das Buch ein Top, jedoch haben mich zwei kleine Kleinigkeiten gestört. Zum einen die Tatsache, dass Frau Saldaña obwohl sie [wie sie es auch selbst am Anfang schildert] über spärliche Arabisch-Kenntnisse verfügt, offenbar trotzdem munter mit allen möglichen Leuten kommuniziert und demnach zu urteilen, welche Gespräche sie da führt, kann ich das nicht so ganz nachvollziehen. Aber nun gut, vielleicht ist sie besonders sprachbegabt und/oder behilft sich noch mit Englisch…


    Ja! Oder mit Französisch, das in den Bildungsschichten verbreitet war und ist.


    Die französische Sprache hatte (und hat) aufgrund der Mandatszeit eine besondere Stellung, früher hatte sie im Bildungswesen und in der Verwaltung eine große Bedeutung. Wie überall setzt sich jedoch auch in Syrien die englische Sprache als überregionale Verständigungssprache durch. Nur noch 8 % der Sekundarschüler lernen Französisch als Fremdsprache, hingegen lernen 92 % der Schüler Englisch. Die deutsche Sprache dagegen wird im Sekundarschulbereich bisher nicht als Fremdsprache angeboten, es soll jedoch Pläne zur Einführung von Deutsch als dritter Fremdsprache in den Sekundarschulen geben. Deutsche Schulen gibt es in Syrien bislang nicht. Es existieren jedoch französische Privatschulen, in denen die deutsche Sprache unterrichtet wird.