Neil Gaiman - Präludien und Notturni / Preludes & Nocturnes

  • Kurzmeinung

    wurm666
    Dit wat @Kapo schreibt, dem kann ich nur zustimmen!
  • Kurzmeinung

    Kapo
    Eine unvergleichliche Geschichte in wunderbaren Bildern
  • Originaltitel: The Sandman (Preludes & Nocturnes)


    Dass ich Neil Gaiman mag, ist kein Geheimnis. Und da ich im letzten Jahr Bekanntschaft mit Alan Moore's graphic novels gemacht habe – und diese liebe – überlegte ich nicht lange, als ich in der Bücherei den ersten Band der Sandman-Reihe gefunden habe. Die beiden Autoren werden häufig in einem Atemzug genannt. Hinzu kam die enthusiastische Empfehlung einer ehemaligen Kollegin, die immer mal wieder fleissig Werbung dafür macht – und meist mit ihren Lieblingen dicht an meinem Geschmack liegt. Auch diesmal wieder: Volltreffer!


    Preludes & Nocturnes


    In diesem Band wird die Odyssee von Dream erzählt, einem anthropomorphischem Wesen – König der Traumwelt.


    Er wird 1916 bei einer magischen Zeremonie heraufbeschworen und 72 Jahre lang gefangen gehalten, in der Hoffnung Unsterblichkeit zu bescheren. 1988 kann Dream sich befreien und schwört Rache an seinen Peinigern, doch muss er feststellen, dass diese entweder verstorben oder verrückt geworden sind. Bald erkennt er, dass sein Traumreich und die Menschenwelt durch seine Abwesenheit gelitten haben. Um sein Reich und die natürliche Ordnung wieder herzustellen, muss er seine drei Insignien zurück erobern: einen Helm, einen Rubin und einen Sandbeutel. Dabei muss er sich Luzifers, Belzebubs und Azraels Höllentriumvirat stellen, Dämonen bekämpfen und einen grössenwahnsinnigen machthungrigen Irren überwältigen. Ehrlich gesagt, hat mich sein Kampf gegen menschliche Unsitten am meisten mitgenommen.


    Von diesen Abenteuern berichten die im Band versammelten Hefte und bieten gruselige Unterhaltung. Neil Gaiman hat aus einem einfachen Plot eine spannende Handlung erschaffen, die wunderbar illustriert ist. Viele dunkle Töne und Unruhe in den Bildern entsprechen dem gesellschaftlichen Chaos. Der Kampf auf Leben und Tod ist spannend geschildert, doch der Countdown darauf hin ist um vieles grausamer und ekliger gestalten. Nichts für zarte Gemüter.
    Man muss einfach Mitleid mit Dream verspueren, auch wenn er teilweise noch nicht klar ausgearbeitet wirkt. Mir wurde jedoch versichert, dass er im weiteren Verlauf der Reihe mehr Kontur erhält. Bin gespannt – es gibt da eine Menge Potential! Als Mädchen, dass ich bin, hat mir sein Aussehen ausgesprochen gut gefallen :) Ein wenig punkrockig, was noch durch das Auftreten seiner Schwester verstärkt wird, die man am Ende kennenlernt – kleines Gruftimädel. Die beiden sind ein tolles (zumindest optisches) Paar.


    Inzwischen war ich in der Bibliothek und habe weitere 6 Bände im Haus! Kann kaum abwarten bis ich alles gelesen habe.


    Einige Stellen im Comic sind schrecklich verworren und es gibt gewisse Punkte, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich alles richtig einordnen kann, aber fürs Erste werde ich die Serie einmal komplett lesen und danach wiederholen – in der Hoffnung, dass sich dann alles auflöst. Wobei ich gelesen habe, dass es neben neuen Charakteren diverse Querverbindungen zu einer älteren Sandmann-Reihe sowie anderen DC-Comics geben soll, die mir alle nichts sagen. Ich befürchte, dass mich die Comicwelt noch einige Monate in Beschlag nehmen wird!


    Die Nachfolgebände heissen laut Buchumschlag:


    Preludes and Nocturnes (Präludien und Notturni)
    The Doll’s House (Das Puppenhaus)
    Dream Country (Traumland)
    Season of Mists (Die Zeit des Nebels)
    A Game of You (Über den See zum Himmel)
    Fables and Reflections (Fabeln und Reflexionen)
    Brief Lives (Kurze Leben)
    Worlds’ End (World’s End)
    The Kindly Ones (Die Gütigen)
    The Wake (Das Erwachen)
    Endless Nights (Ewige Nächte)

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Sandman Paperback 1: Präludien und Notturni


    Panini Verlag


    von Neil Gaiman und anderen Künstlern


    Inhalt: Präludien und Notturni erzählt von dem Herrscher jenes uns so bekannten, gleichzeitig aber auch so unbekannten Reiches, in dem wir einen nicht unerheblichen Teil unserer Lebenszeit verbringen: dem Traum!


    Alles beginnt im Jahre 1916, als eine Gruppe von Okkultisten den gewagten Versuch unternimmt, den Tod persönlich zu beschwören. Tod gehört zu den Ewigen, unsterbliche Wesen, die vom Universum geschaffen und mit verantwortungsvollen Aufgaben für uns Lebewesen betraut wurden. Stattdessen erwischen sie aber dessen kleineren Bruder Dream, dem Herrscher der Traumwelt. Fast -70- Jahre war Dream gezwungen, in menschlicher Gefangenschaft zu verbringen. Am Tage seiner Befreiung – hier setzt die Geschichte ein - macht er sich auf dem Weg, um die Insignien seiner einstigen Macht wiederzuerlangen. Die sind quer über den Erdball verstreut, und der nicht gerade unfehlbare Dream macht sich auf die Suche im Diesseits und Jenseits. Doch neben den Insignien stößt er auch allerlei unangenehme Erkenntnisse und einer sich veränderten Welt, die ihm wie ein vorgehaltener Spiegel der eigenen Fehlbarkeiten erscheint …


    Der Sammelband gliedert sich in -8- Kapitel auf rund -200 Seiten-. Ich brauchte übrigens mehrere Tage, um ihn durchzulesen, oder besser gesagt: durchzu“erleben“. Denn es ist schon eine beachtliche Leistung, solch viele Eindrücke, Emotionen, schwarzer Humor, Anspielungen, Surrealismus, Horror, Poesie und Melancholie in Form einer Symbiose von Bild und Wort in einem Comic unterzubringen. Es wäre müßig, alles was einem beim Lesen so bewegte, bzw. was Gaimans erzählerische Kraft hervorzaubert, hier darzustellen. Es wäre schlichtweg zu viel. Deshalb mein Tipp: Selber lesen und die emotionale Achterbahnfahrt miterleben.


    Betrachtenswert ist die zentrale Figur Dream, um die sich im Grunde genommen die ganze Geschichte dreht. Wer oder was ist dieser Dream überhaupt, fragte ich mich auf den ersten Seiten mehrfach. Ein Gott, ein Bösewicht, ein Held, ein Antiheld? Entgegen der in der menschlichen Seele seit Jahrtausenden eingebrannten Angst vor solch einem metaphysischen Geschöpf aus dem Reich der Träume und Albträume, kam mir der Protagonist fast schon wie ein besinnlicher Freund daher. Ein seltsamer Freund, vor dem man eigentlich keine Angst haben muss, der jede Menge Fehler begeht und der stets auf dem Weg des Lernens und Begreifens ist.


    Und als Liebhaber der alten DC-Comic Horror-Kurzgeschichten aus dem Williams Verlag der 70er Jahre habe ich mich zumindest in zeichnerischer Hinsicht bei Sandman schnell zuhause gefühlt, vor allem wegen der frappierenden Ähnlichkeiten im Artwork. Auf seinem langen Weg trifft DREAM übrigens auch auf die Gastgeber und Vorredner dieser alten EC/DC - Horrorstorys: Kain und Abel, die Hexenschwestern Cynthia, Mildred und Modred. Es lebe die Trivialität, vor allem weil auf hohem Niveau dargestellt wird!


    Dem gefallenen DC-Engel „Constantine“ (ebenfalls eine Comicfigur aus dem DC Universum) ist ein ganzes Kapitel gewidmet. Ihn kenne ich aber nur aus der Hollywood-Verfilmung. Kleinste Nebenrollen spielen auch Batman, Scarecrow, Martian Manhunter. Der Joker, Harvey Dent, Supie werden kurz angesprochen. Auf letztere Superhelden hätte Gaiman nach meiner Meinung übrigens verzichten können. Sie brachten mir einen Schuss zuviel der Superheldenmoderne in das sonst eher düstere Werk. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.


    Wenn man den Nachwort Glauben schenken darf, findet Gaimann die Geschichten aus diesem ersten Band noch ein wenig holprig und mit unbeholfenen Startproblemen behaftet, im Gegensatz zu den Fortsetzungen. Da frage ich mich: Wie gut soll die Serie noch werden?

    Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.



    H.H.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Neil Gaiman - Sandmann 1 (Präludien und Notturni)“ zu „Neil Gaiman - Präludien und Notturni / Preludes & Nocturnes“ geändert.
  • Da frage ich mich: Wie gut solldie Serie noch werden?

    Nun, eben noch besser. :lol:

    Das geht? :shock:


    Ich habe heute ebenfalls meinen ersten Sandman-Comic gelesen und bin mehr als begeistert. Ein paar Jahre lese ich ja nun schon Comics und Graphic Novels, aber etwas Vergleichbares ist mir noch nicht untergekommen. Ein Meisterwerk an Atmosphäre und Erzählkunst und dabei wie ich finde wahnsinnig komplex. Es ging mir ähnlich wie Fezzig und ich bin mir ebenfalls nicht ganz sicher, ob ich jedes Panel und jeden einzelnen Erzählstrang richtig eingeordnet habe. Es gibt wahnsinnig viele Querverweise und Anspielungen auf verschiedensten Aspekte der Popkultur und auch hier habe ich die Gewissheit, dass mir wohl nicht alles aufgefallen ist. Was Gaiman und seine Mitstreiter hier auf die Beine gestellt haben, ist einfach nur genial und nun weiß ich auch, warum die Sandman-Werke in kaum einer Aufzählung fehlen wenn es um die besten Comics aller Zeiten geht. Ich bin froh, dass ich noch soviel aus diesem Universum vor mir habe.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe die ersten 8 Geschichten damals als Hörspiel gehört, bin aber dann doch auf den "normalen" Comic umgestiegen.


    Die Geschichte hat was, keine Frage und es ist definitiv mal was anderes. Es gibt viele Nebenstränge und ich hab auch immer ein bisschen gebraucht um der Handlung folgen zu können, aber es gibt auch immer einen roten Faden dem man folgen kann.


    Ich fand es allerdings schwer mit Dreams als Hauptfigur warm zu werden, denn obwohl man teilweise wirklich gut mit ihm mitfühlen kann ...

    ... wirkte er teilweise für mich zu kalt, zu distanziert.


    In den folgenden Bänden bekam er für mich deutlich mehr "Innenleben" und wirkte immer vielschichtiger, aber im ersten Band wusste ich noch nicht so richtig was ich von Dream bzw Morpheus halten sollte.


    Trotzdem, im Großen und Ganzen wirkt er wie ein guter Kerl und es spricht für mich auch sehr für ihn ...

    Bei dem ein oder anderen Kapitel braucht man eine ziemlich hohe Ekeltoleranz (vor allem den 24 Stunden - Kapitel), aber sowas kommt zum Glück nur selten vor.


    Eine sehr interessante Comic-Reihe die ich definitiv weiter verfolgen werde.

    Things need not have happened to be true. Tales and dreams are the shadow-truths that will endure when mere facts are dust and ashes, and forgot.

    Neil Gaiman


    :study: T.R.Richmond - What she left