Gernot Gricksch - Königskinder

  • Klappentext:
    Zuerst die gute Nachricht: Ja, es gibt sie wirklich, die eine große wahre Liebe und den einen Menschen, den das Schicksal für uns vorherbestimmt hat. Dummerweise ist das Schicksal manchmal aber etwas schlampig bei der Durchführung seiner Pläne. So kommt es, dass Simone und Mark lange nach dem großen Glück suchen müssen: in Hamburger Teeläden, auf dem Roten Platz in Moskau, bei der Oderflut in Brandenburg. Während sie Taxi fahren und Sushi verkaufen. In den wilden 70ern und im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Und sie ahnen nicht, dass sie sich immer wieder haarscharf verpassen …


    Meine Meinung:
    Das erste, was mich an diesem eigentlich doch richtig schönen Buch zuerst fasziniert hat, war die Covergestaltung. Die veranlasste mich, Träumerin, die ich nunmal bin, schon dazu das Buh einfach nur minutenlang anzustarren. Und auch, wenn das Cover manchmal ziemlich täuschen kann, bin ich hinterher doch froh, dass ich von diesem Cover nicht loskam und mir das Buch nach ein paar Monaten des Wartens doch noch zugelegt habe.
    Man durchläuft mit Mark und Simone einige Stationen ihres Lebens, angefangen von der Geburt bis hin zu einem Zeitpunkt, der in der Realität noch in der Zukunft liegt (zumindest zu diesem Zeitpunkt, in dem ich diese Rezension jetzt schreibe - bald ist er Gegenwart und Vergangenheit). Man erlebt die ganzen Jahre von 1970 an mit, immer in kleinen Episoden, die mal aus Marks und mal Simones Perspektive erzählt werden. Das war, für mich als Jahrgang 1987, einer der Aspekte, die mich an dem Buch besonders gereizt haben. Denn gerade weil man diese Zeiten telweise nicht miterlebt hat, ist es schon was schönes, diese zumindest ausschnittsweise und ansatzweise mitanzuschauen. Für Menschen, die in den 70ern geboren wurden, dürfte dieser Anspekt also nochmal ganz anders wirken als auf mich. Ob positiv oder negativ hängt dann aber wohl von den Erfahrungen des Einzelnen ab.
    Das was an diesen Episoden aber immer wieder auffällt, ist das, was schon der Klappentext verrät: Simone und Mark verpassen sich immr haarscharf, sehen sich sogar ausschnittsweise - wenn auch nie ins Gesicht - und schlittern immer wieder an einem Kennenlernen vorbei. Und das nicht nur in Hamburg, wo sie beide herkommen, sondern auch in ganz anderen Teilen der Welt. Nach und nach fragt man sich als Leser daher immer mehr wann es denn nun endlich so weit ist, oder ob es überhaupt dazu kommt, dass sie sich kennen lernen. Ob sie das tun oder nicht, verrate ich jetzt natürlich nicht. Aber es ist schön ihrer beider Leben mitzuverfolgen, sie Stück für Stück besser kennen zu lernen, mit ihnen mitzufühlen und gleichzeitig zu denken "Jetzt ist es aber soweit ... oder?".


    Simone und Mark sind als Menschen allerdings so unterschiedlich, dass man sich teilweise doch schon fragt, wie sich ihre Wege bloß so oft kreuzen können. Und doch merkt man, dass die beiden einfach zusammen passen, dadurch dass sie so sind wie sie sind. Sie ergänzen sich gut und haben trotzdem mehr als genug Eigenheiten, die das eventuelle Miteinander interessant machen könnten. Die Unterschiedlichkeit zwischen den beiden zeigt sich aber nicht nur in ihren Eigenheiten, sondern zusätzlich in einem für den Leser ganz offensichtlichen Detail, das ich als tolle Idee von Gernot Gricksch empfand: Es werden unterschiedliche Schriftarten benutzt, die aber beide, obwohl sie Kontraste zueinander darstellen, fürs Auge des Lesers doch harmonieren und keinerlei Gewöhnung erfordert. Wie Simone und Mark selbst. Der Schreibstil von Gernot Gricksch sagte mir dabei so zu, dass ich jetzt wohl auch weitere Bücher von ihm lesen werde - achja, und wer "Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande" von ihm schon gelesen hat, wird sich vielleicht auch freuen, denn von dort greift er Figuren wieder auf, wenn auch nur kurz in einer kleinen Episode, die mir - als Person die es noch nicht kennt - aber Lust auf die Kirschkernspuckerbande macht.


    Dass er manches ein wenig verändert hat zugunsten der Geschichte stört jetzt nicht. Das Einzige, was mich ein wenig gestört hat, war das Ende. Das hat für mich einfach nicht gepasst. Aber dazu sag ich jetzt am besten auch nichts weiter, lest einfach selbst.
    Im Großen und Ganzen ist Königskinder aber ein wirklich schönes Buch gelungen, das einem einen oder mehrere Nachmittage versüßen kann. Von mir bekommt es wohlverdiente 4 Sterne.
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