Günter Grass - Katz und Maus

  • Kurzmeinung

    SirPleasant
    Eine Geschichte über den Großen Mahlke. Die Schriftsprache ist herzallerliebst, der Verlauf eher langatmig.
  • Ich habe über die Suche nichts gefunden, deshalb schreibe ich was dazu (ein Teil ist meinem Referat entnommen, die Interpretation lasse ich aber weg).


    Der Autor:

    Günter Grass ist ein deutscher Schriftsteller, Bildhauer, Maler und Grafiker. Grass war Mitglied der Gruppe 47 und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. Im Jahr 1999 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
    Er wird am 16. Oktober 1927 in Danzig als Sohn eines protestantischen Lebensmittelhändlers und einer Katholikin geboren. Dort lebt er in einfachen Verhältnissen. Durch seine Mutter wird er religiös geprägt, gerät aber auch unter Einfluss der NS-Ideologie, von der er nach eigenen Angaben jedoch nicht begeistert ist. Mit 15 Jahren meldet er sich freiwillig zur Wehrmacht.
    Nachdem er auf dem Gymnasium war, beginnt er eine Lehre bei einem Steinmetz in Düsseldorf die er 1952 beendet und studiert Bildhauerei und Grafik in Düsseldorf und später in Berlin.
    Mit dem Erfolg seines Romans „Die Blechtrommel“ im Jahre 1959 beendet er seine Tätigkeit als Bildhauer vorerst, als Grafiker ist er jedoch weiterhin tätig. Die Bilder auf den Umschlägen seiner Werke werden von ihm selbst erstellt. In den 1960er Jahren beginnt er sich für die SPD zu engagieren, tritt jedoch später wieder aus der Partei aus. Im Februar 1990 spricht er sich gegen die Wiedervereinigung Deutschlands aus, um dem Osten die Möglichkeit zu geben sich wirtschaftlich und demokratisch zu festigen. Heute lebt er in der Nähe von Lübeck.


    Werke:
    Weitere Werke von ihm sind neben der „Danziger Trilogie“, zu der „Die Blechtrommel“, „Katz und Maus“ und „Hundejahre“ gehört, „Mein Jahrhundert“ und „Beim Häuten einer Zwiebel“.


    Danziger Trilogie:
    Die „Danziger Trilogie“ hat ihren Namen aus unterschiedlichen Gründen bekommen. Einige Motive und Charakter verbinden diese 3 Teile miteinander, zum Beispiel tritt Tulla Pokriefke in den drei Teilen auf. Die Trilogie spielt auch während dem selben zeitlichen Hintergrund: Zwischenkriegszeit, 2. Weltkrieg und Westdeutschland. Alle Teile sind biografisch orientierte Darstellungen von Heranwachsenden und Kindern erzählt, die eher den Status eines Außenseiters inne haben. Auch die Erzählsituation ist ähnlich, auf der einen Seite ist die Vergangenheit des Erzählten und auf der anderen Seite die Gegenwart des Erzählers.



    Inhalt:
    In „Katz und Maus“ wird die Geschichte des Gymnasiasten Joachim Mahlke beschrieben. Das Buch spielt in den Jahren 1940 bis 44 und wird von dem ehemaligen Mitschüler Pilenz im Jahre 1960 erzählt. Er fühlt sich verpflichtet diese Geschichte zu berichten, weil er einmal eine Katze auf Mahlkes übergroßen Adamsapfel gesetzt hat und somit Mahlke und die Anderen überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht hat. Mahlke wurde erst ein Jahr später wie üblich eingeschult, weil er krank und schwächlich wirkte.
    Sein Vater, ein Lokomotivführer, war bei einem Zugunglück ums Leben gekommen, deshalb wird er von seiner Mutter und deren Schwester großgezogen. Seit diesem Erlebnis mit der Katze versucht Mahlke mit allen Mitteln von seinem Adamsapfel abzulenken, indem er zum Beispiel einen Schraubenzieher um den Hals trägt oder seine Klassenkameraden innerhalb kürzester Zeit beim Schwimmen und Tauchen schlägt. Unter anderem wegen seinen Fähigkeiten im Tauchen wird der etwas sonderliche Mahlke von den Gleichaltrigen akzeptiert, sie nehmen ihn zu einem gesunkenen Wrack mit, aus dem er immer wieder neue Sachen empor holt. Der zweite Weltkrieg wird in der Schule immer deutlicher spürbar, Mahlke kommt zur Hitlerjugend, ist dort aber nur mit halbem Herzen dabei.


    Meine Meinung:
    Ich fand das Buch teilweiße richtig anstrengend zu lesen, der Autor lässt viele Verben weg, wodurch das ganze teilweiße eher Stichpunktartig als ein durchlaufender Text wirkt. Auch Kommas und Bindestriche lässt er teilweiße weg und dass Mahlkes Tante teilweiße auch noch in der Danziger Mundart spricht macht es auch nicht besser. Ich hatte teilweiße wirklich Probleme den genauen Inhalt (also mehr wie nur Überblicke) nach einmaligen lesen zu verstehen. Prinzipiell fände ich die Geschichte nicht schlecht, aber der Schreibstil war überhaupt nicht meins. Daher vergebe ich ratingred3.png

  • Ich habe das Buch auch gerade gelesen und muss sagen, dass es, zumindest meiner Meinung nach, nicht undebingt eines der Besten von Grass ist.
    Generell finde ich seinen Schreibstil auch sehr gewöhnungsbedürftig, was mich aber z.B. bei der Blechtrommel oder dem Butt nicht so gestört hat wie hier.
    Teilweise habe ich der Geschichte auch wegen der langen, komplizierten Sätze nicht wirklich gut folgen können,daher würde ich dem Buch nicht mehr als 3 :bewertung1von5: geben.
    Allerdings sind die Geschichte, der Hintergrund und der Protagonist usw. von Grass wie immer gut durchdacht. Ich finde die Thematik in seinen Bücheren generell sehr interessant, nur teilweise bringt der Autor diese hier leider etwas "zu" metaphorisch rüber...

    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken..." (H. Hesse)

  • Inhalt (siehe Verlagsseite): Rückblickend aus dem Jahr 1959 erzählt Pilenz vom bewunderten und verachteten Klassenkameraden Mahlke im Danzig der Kriegszeit, den sein übergroßer Adamsapfel zum Außenseiter macht. Mahlke führt einen verzweifelten Kampf um Anerkennung mit sportlichen Rekorden, halsbrecherischen Mutproben oder Höchstleistungen auf sexuellem Gebiet. Er will später einmal zum Zirkus und als Clown die Menschen zum Lachen bringen. Doch Mahlke wird Soldat ...


    Zum Autor (von der Verlagsseite kopiert): Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, absolvierte nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft eine Steinmetzlehre, studierte Grafik und Bildhauerei in Düsseldorf und Berlin.
    1956 erschien der erste Gedichtband mit Zeichnungen, 1959 der erste Roman, Die Blechtrommel. 1999 wurde Günter Grass der Nobelpreis für Literatur verliehen. Günter Grass lebt in der Nähe von Lübeck.





    Meine Meinung zum Buch:
    Skurril, schräg, seltsam – was soll man auch anderes erwarten von einem Roman, der um einen Adamsapfel herum geschrieben wurde.
    Mir fiel während der Lektüre von Katz und Maus auf, dass es immer wieder darum geht, was als nachahmenswert zu empfinden bzw. was abzulehnen sei: das geht von Bekleidungsaccessoires, sportlichen Leistungen, Onanieren und religiösem Eifer/Fanatismus bis hin zum Wehrdienst und damit zusammenhängend um Verdienste im Kampf. Grass spricht die Frage nach Nachahmungskriterien zwar nicht direkt an, aber ein gutes Buch sollte seinem Leser das Wesentliche auch gar nicht breit und platt, also fertig zum gedankenlosen Repetieren, vorsetzen. Der Leser braucht Platz, um sich die entscheidenden Fragen selbst stellen und seine eigenen Antworten finden zu können, oder er muss die Freiheit besitzen, Fragen offen stehen zu lassen, weil sie möglicherweise gar nicht so einfach zu beantworten sind.


    Damit etwas zur Nachahmung in Frage gestellt werden kann, muss es jedoch immer erst Vorreiter bzw. Ideenbegründer geben, bsw. Mahlke mit seinen Tauchrekorden, seiner fanatischen Marienanbetung und der Einführung der Wollpuschelkrawatten-Mode an der Schule (gruselig! :lol: ). Doch auch hier enthält sich Grass einer Antwort. Er scheint seine Leser für mündig genug einzuschätzen, dass sie selbst mit der Frage nach dem Warum zurechtkommen werden: Warum hebt sich der eine oder andere von der Masse mit neuen Verhaltensmustern, Meinungen oder Taten ab? Tut er das für sich selbst oder der anderen wegen, weil er durch deren Anerkennung Selbstbestätigung erfährt?


    Nachdem ich es in mehrfachen Anläufen nicht fertig gebracht hatte, auch nur einen einzigen Grass zu Ende zu lesen, hat mich der Vorschlag von Squirrel, es doch mal mit Katz und Maus zu versuchen, restlos überzeugt. Ich liebe die skurrilen Einfälle, mit denen der Autor seine Anliegen im Buch zu verdeutlichen scheint und wie er den deutlichen Eindruck zustande bringt, dass (junge?) Männer anscheinend dazu tendieren, mithilfe gewisser Trophäen ihre Komplexe zu kaschieren: bei Mahlke sind es solide Schraubenzieher, Devotionalien oder sogar Halsgebinde aus Wollbommeln (immer noch gruselig!), mit denen er seinen Adamsapfel verdeckt bzw. davon ablenkt. Natürlich fragt man sich automatisch später im Buch, was denn das Ritterkreuz dann wohl kaschieren soll … (Nein, ich beantworte diese Frage nicht, Grass hat es ja auch nicht getan, und es ist nun wirklich nicht sooo schwer, darauf eine passende Antwort (nur eine? :P ) zu finden). Außerdem hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass Günter Grass mental einen ziemlichen Abstand zu diesen Fragen geschafft haben muss, als er die Novelle schrieb – ich kann mir nicht vorstellen, wie er sie sonst mit einem solch bissigen Humor hätte adressieren können. Ein klitzekleines Beispiel dazu aus S. 114 über Hochwürden Gusewski:

    Zitat

    Als ich etwa dreizehn Jahre alt war, fuhr er mir mit kleiner unbehaarter Hand vom Nacken abwärts unters Hemd bis zum Bund der Turnhose, ließ dann die Hand zurückkehren, weil die Hose keinen dehnbaren Gummizug hatte und ich sie vorne mit eingenähten Stoffbändern schnürte. Ich machte mir nicht viel aus dem versuchten Griff, zumal Hochwürden Gusewski in seiner freundlichen, oft jungenhaften Art meine Sympathie besaß. Noch heute erinner ich mich seiner mit spöttischem Wohlwollen; deshalb kein Wort mehr über gelegentliche und harmlose, im Grunde nur meine katholische Seele suchende Handgriffe. Insgesamt war er ein Priester wie hundert andere, ….


    Vom Volumen her mit weniger als 200 Seiten wird Katz und Maus stets als Novelle bezeichnet, doch die Lektüre hat mehr von meiner Zeit beansprucht als so manch anderes Buch mit 500 Seiten – es steht nun mal mehr darin und dahinter als nur die Handlung, die sich aus Worten und Sätzen zusammensetzt. Die Sprache empfand ich als weitestgehend sehr gut, denn gleich am Anfang wirkt sie genauso staksig und verkrampft wie die Gruppe pubertärer Jünglinge im Buch, die sich erst noch an ihre hormonell bedingten körperlichen Ausdehnungen gewöhnen und eine gewisse Gelassenheit erst noch erlangen müssen. Auch die sprachliche Umsetzung der Vorträge der der im Krieg hochdekorierten Ex-Alumni in der Schule fand ich recht witzig – der eine, der sich in blumig-schwülstigen Schilderungen ergeht, wenn er Schlachten und Gemetzel schildert - und den anderen ahmt der Ich-Erzähler Pilenz nur in der rhetorischen Figur der Ellipse nach, weil er sich in plattem Geschwafel bereits tausendmal gehörter Gemeinplätze in der üblichen soldatischen und extrem gedankenlosen Angeberei ergeht. Man weiß als Leser genau, was gemeint ist, auch wenn man sie nur anhand von langweilig dahergelaberten Satzfetzen zu lesen bekommt.


    Ich könnte noch stundenlang schreiben, aber es wird zuviel. Nur noch eins: den Schluss fand ich ganz große Klasse. Grass übermittelt dem Leser gedanklich wesentlich mehr gerade dadurch, dass er kein alles aufklärendes Ende hinsetzt und so dem Leser vorgibt, wie und was dieser zu denken hat. Denn genau das Gegenteil wäre der Fall: für den Leser würde sich mit einer detaillierten Auflösung nämlich die eigene Nachdenklichkeit erübrigen, und so bequem bzw. bevormundend wollen wir unsere Bücher doch gar nicht haben, oder?


    Insgesamt bin ich froh, dass ich dieses Buch nicht als Schullektüre lesen musste. Wenn mir einer unserer typischen humorlosen Pauker mit leidender Miene eingebläut hätte, wie ernsthaft sich Grass in Katz und Maus doch mit dem schwerwiegenden Thema Krieg und der daraus resultierenden Verantwortung für jeden einzelnen auseinandergesetzt habe, dann würde ich wahrscheinlich heute noch jeder namentlichen Erwähnung des Autors mit tiefempfundenem Grauen begegnen.


    Von möglichen fünf Sternen für ein sehr gutes Buch ziehe ich einen halben Stern ab, weil auch mir gegen Ende die sprachlichen Eigenheiten dann doch zu viel des Guten wurden. Doch insgesamt gesehen ist Katz und Maus von Günter Grass für mich ein ganz tolles, skurril-fieses Büchlein um eine ganze Menge triftiger Fragen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

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