Laurence Tardieu - Weil nichts bleibt, wie es ist / Puisque rien ne dure

  • Zum Inhalt (Wiedergabe der Rückseite)


    Nach dem Verschwinden ihrer achtjährigen Tochter Clara zerbricht die Liebe von Vincent und Genevieve. Als diese fünfzehn Jahre päter schwer erkrankt, reist Vincent zu ihr. Wie sehr Tod und Leben über die Liebe mineinander verbunden sind und wie das Erinnern unsere Gegenwart herausfordert, davon handelt dieser poetischer Roman. Laurence Tardieu erzählt, ganz schlicht, eine Liebesgeschichte, die jeden von uns im Innersten berührt.


    Meine Meinung


    Dieser Roman hat die Vorankündigung vom Cover im vollen Maße eingehalten. Ich bin einfach nur begeistert - begeistert von der Sprache, von der Poesie, in die man hier eintaucht. Man muss ganz langsam lesen, damit mit man kein Wort auslässt, ja ich hatte fast Angst davor. Ich wollte nichts verpassen.


    Der Autor findet Worte für Gefühle, die man niemanden wünscht. Das eigene Kind zu verlieren muss eines der schlimmsten Erfahrungen im Leben von Eltern und eines Paares sein. Vincent und Geneviere zerbrechen daran, da sie zu dieser Zeit keine gemeinsamen Worte und Gesten für ihre Gefühle finden. Jeder leidet für sich allein und wünscht sich doch nichts anderes als die Nähe des Anderen. Erst nach 15 Jahren meldet sich Geneviere und schreibt Vicent, dass sie sterben wird. Er reist sofort hin. In den wenigen Stunden, die verbleiben, kehrt die Liebe zueinander zurück, die nie wirklich erloschen ist...


    Dieses Buch berührt unheimlich und daher :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :flower: Das Leben findet immer einen Weg und blüht pötzlich da wieder auf, wo man es am wenigsten erwartet.

  • Zur Autorin:
    Laurence Tardieu, geboren 1972 in Marseille, lebt in der Nähe von Paris. Weil nichts bleibt, wie es ist ist ihr dritter Roman. Für ihren zweiten Roman, Le Jugement de Léa, erhielt sie 2004 den Prix Roman des Libraires E. Leclerc. (Amazon)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Puisque rien ne dure
    Erstmals erschienen 2006 bei Editions Stock, Paris
    Aus dem Französischen übersetzt von Patricia Klobusiczky
    Gegliedert in drei Teile:
    - Vincent (Juni 2005)
    - Genevieve (1990)
    - Zusammen (Juni 2005)
    Erster und dritter Teil als Ich-Erzählung von Vincent, zweiter Teil Tagebuchberichte von Genevieve.
    122 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Als Claire, die 8-jährige Tochter von Genevieve und Vincent, verschwindet und die Polizei die Suche zurückfährt, weil jetzt nur noch der Zufall helfen könnte, ist die Ehe der Eltern am Ende: Während die Mutter Erinnerungen zulässt und nach ein paar Monaten versucht, in ihr altes Berufsleben zurück zu finden, kapselt Vincent sich ab und macht ihr Vorwürfe. Die Liebe zueinander ist unverbrüchlich tief und innig; ein Zusammenleben jedoch nicht mehr möglich.
    Obwohl jeder der beiden 15 Jahre später sein eigenes Leben führt, Vincent sogar mit neuer Familie, schreibt sie ihm, als sie im Sterben liege und ihn noch einmal sehen will. Auf der langen Autofahrt brechen Erinnerungen und Gefühle über Vincent herein.


    Ein Buch, das man nur lesen sollte, wenn der augenblickliche emotionale Zustand ziemlich stabil ist, denn es verlangt dem Leser starke Gefühle ab, die in verschiedenen Varianten rund um das Thema „Verlust“ kreisen. Das spurlose Verschwinden – in meinen Augen eine größere emotionale Katastrophe als der Tod eines Kindes. Die Trennung von einem Menschen, zu dem man eigentlich ein tiefes Gefühl der Liebe empfindet. Und schließlich der Weg zum Tod und das Sterben.
    Das alles eng an den Protagonisten orientiert ohne voyeuristische oder sentimentale Nähe. Statt dessen leise, berührend und poetisch.



    Das Original

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)