Zur Autorin: (www.randomhouse.de)
Adèle Geras ist eine der renommiertesten Autorinnen Englands. Seit 1976 hat sie mehr als 90 Jugendbücher geschrieben, die vielfach ausgezeichnet wurden. Ihre Bestseller »Sommerlicht« und »Die Windtänzerin« eroberten im Sturm die Herzen ihrer erwachsenen Leserinnen. Geboren 1944 in Jerusalem, wuchs Adèle Geras unter anderem in Nigeria, Borneo und Gambia auf. Sie studierte Französisch und Spanisch in Oxford und arbeitete als Sängerin und Französischlehrerin. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Manchester.
Klappentext:
Noch aus dem Grab heraus sät Lous Großmutter Missgunst und Streit in ihrer Familie. Nur ihre Enkelin Lou hat andere Sorgen als das ungerechte Testament. Während sich die Zwistigkeiten zwischen den Familienmitgliedern zuspitzen, vertieft sie sich in die vergriffenen Romane ihres Großvaters und stellt fest, dass die alten Bücher das größte Familiengeheimnis bergen – und ihr eine neue Zukunft eröffnen …
Meine Meinung:
Kurz bevor Lou Barringtons Großmutter stirbt, lässt sie ihr Testament ändern, um – wie sie selbst sagt – Zwietracht zu säen. So bekommt Lou, die immer ein inniges, liebevolles Verhältnis zu ihrem Großvater hatte, sich aber umso schlechter mit ihrer Großmutter verstand, die Rechte an den wertlosen, erfolglosen Romanen ihres Großvaters.
Die Großmutter Constance Barrington war eine herrische, nachtragende alte Frau, die es keinem leicht machte.
Durch 509 Seiten begleitet man diese Familie und deren Geschichte und nimmt Anteil an ihrem Leben. Es wird keinen Moment langweilig und mir fiel es Abends manchmal schwer, dass Buch aus der Hand zu legen, um endlich zu schlafen.
Die Geschichte der Familie Barrington wird teilweise in der Gegenwart und teilweise in Rückblicken erzählt. Sehr gut gefällt mir hier die wechselnde Erzählperspektive der verschiedenen Familienmitglieder. So bekommt man einen tollen Einblick in jede Persönlichkeit und auch einen anderen Eindruck der verschiedenen Charaktere und Begebenheiten, da jeder bestimme Personen und Ereignisse anders wahrnimmt.
Leider kamen manche Charaktere etwas zu kurz. So hätte ich zum Beispiel gern etwas mehr über Justin (Lous Stiefbruder und Stiefenkel von Constance) erfahren, was in ihm vorgeht und was ihn zu bestimmten Handlungen treibt.
Manchmal hat man Bücher, die sich erst im Laufe des Lesens „entwickeln“, die überzeugen müssen und manchmal gibt es Bücher, deren erster Satz Neugier und Erwartungen weckt, deren erster Satz bereits beeindruckt und sich einprägt.
Das ging mir bei diesem Buch so.
Zitat„Als Lou Barrington aufgehört hatte ihre Großmutter zu lieben, war sie acht Jahre alt.“
Dieser Satz hat mich gleich gefesselt, wenn es auch nicht direkt der erste Satz ist, da es noch eine Art Vorwort aus Constances Sicht gibt. Ich finde diesen Satz so verheißungsvoll. Er macht gleich neugierig auf das Buch und man fragt sich, was nur passiert sein kann, dass sich die Gefühle der achtjährigen Lou so drastisch geändert haben.
Das in der Geschichte erwähnte Buch des Großvaters "Blind Moon" - aus dem auch einige Textpassagen zitiert werden - hat mich so neugierig gemacht, dass ich es am liebsten selbst lesen würde. Schade, dass es nur erfunden ist. Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Jungen namens Peter, der gemeinsam mit seiner Mutter in einem japanischen Kriegsgefangenenlager leben muss. Die Textpassagen des fiktiven Buches waren sehr ansprechend und fesselnd geschrieben und ich hätte gern mehr über Peter und sein Leben erfahren.
Gegen Ende lösen sich meiner Meinung nach einige Dinge etwas zu leicht, dennoch schmälert diese Tatsache nicht das Lesevergnügen.
Fazit: Ein wunderbares, empfehlenswertes Buch, dass mir viele tolle Lesestunden beschert hat!
Vier Sterne!