Joey Goebel - Heartland

  • Blue Gene Mapother ist ein Loser wie aus dem Bilderbuch: er trägt eine scheußliche Frisur, einen unsäglichen Schnurrbart und unmögliche Klamotten, lebt in einem Trailerpark und verdient ein kleines bisschen Geld mit dem Versuch, auf Flohmärkten alte Actionfiguren zu verticken. Seine Hauptinteressen: Wrestling und Monstertruck-Shows. Freunde hat er wenig, denn das Kontakthalten ist ihm irgendwann einfach zu anstrengend geworden. Kaum zu glauben, dass dieser abgewrackte Typ der Spross einer der reichsten und bekanntesten Familien der USA sein soll. Aber mit dieser Familie hat er schon lange gebrochen.


    Doch nun, da sein älterer Bruder John fürs Repräsentantenhaus kandidiert, könnte Blue Gene durchaus wieder von Nutzen für die Familie sein, wenn es darum geht, die Stimmen des „niederen Volkes“ zu gewinnen. Und so macht sich Mutter Elizabeth auf zum Flohmarkt, um den verlorenen Sohn zurückzuholen.


    Nach anfänglicher Skepsis lässt er sich sogar darauf ein, für den geschniegelten John, den der Familienpatriarch schon immer à la Kennedy für ein Wahlamt vorgesehen hatte, auf Stimmenfang zu gehen. Doch nach und nach erfährt er immer mehr Dinge über seine Familie, die er sich nie hätte vorstellen können …


    Mit halb ernstem, halb satirischem Blick seziert Joey Goebel in diesem 700-Seiten-Buch die moderne amerikanische Gesellschaft mit all ihren Auswüchsen: Irakkrieg, Waffenlobby, Machtgier, Bigotterie, Protzerei, brutaler Erfolgsdruck, dumpfe Gleichgültigkeit, Verbohrtheit in die eigenen Vorstellungen und eine Politik, in der es schon beinahe egal zu sein scheint, welche Partei man nun wählt, weil am Ende sowieso dasselbe herauskommt.


    Der peinliche Blue Gene mit seinen unmöglichen Klamotten und seinem Talent, sich dauernd danebenzubenehmen, ist ein toller Antiheld, während im Laufe des Buches auch bei seiner nach außen hin so strahlenden und erfolgsverwöhnten Familie immer mehr der Lack abblättert.


    Ein herrlich bissiges Gesellschaftsporträt, das auf intelligente Weise witzig unterhält.


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  • Joey Goebel wird mit jedem Buch besser. "Heartland" ist ein großartiger Roman mit viel Ironie und Charme, in dem das Land der unbegrenzten Möglichkeiten herrlich auf die Schippe genommen wird. Gleichzeitig glaubte ich aber auch, eine Liebeserklärung des Autors an das Land und seine Bürger herauszulesen.. Wie auch immer gemeint, es ist in jedem Fall wunderbar! Das tollste an Goebels Büchern sind, in meinen Augen, die unverwechselbaren, abgedrehten Charaktere. Ich kann mich an die Protagonisten aus seinen Büchern so gut erinnern, wie an nur wenige andere. "Heartland" wird da sicher keine Ausnahme machen. Unbedingt Lesen!