Matthias Nöllke/ Christian Sprang: Aus die Maus. Ungewöhnliche Todesanzeigen

  • :arrow: Kurzbeschreibung (von Amazon.de):


    Todesanzeigen üben auf viele Menschen eine ungeheure Faszination aus. Ihre Lektüre erlaubt nicht nur den Abgleich mit den eigenen Lebensdaten, sie vermittelt mitunter auch ungewöhnliche und unterhaltsame Einblicke in das Leben der anderen. Als Student hat Christian Sprang, heute Justiziar des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, begonnen, Todesanzeigen zu sammeln. Was als Spaß in einer Wohngemeinschaft begann, entwickelte sich zu einem ungewöhnlichen Hobby. Schnell begannen Freunde und Bekannte, ihm eigene Fundstücke zu schicken. So entstand mit den Jahren eine inzwischen mehr als tausend Anzeigen umfassende Sammlung. Die Auswahl in diesem Buch reicht von Selbstanzeigen (Ich bin dann mal weg oder Ich wünsche euch allen eine schöne Zeit), nachträglichen Klarstellungen (Er hatte Vorfahrt oder Scheiß Motorrad), Rätselhaftem (Ein Gänseblümchen macht für immer Bubu) über Hassanzeigen (Jetzt wird gefeiert! oder Zum Tod von Dr. Volker P. fällt mir nur ein Wort ein: Danke! Ein Patient) und letzte Grüße (He Uli, es war schön mit dir) bis zu überraschenden Motti (Ein letztes Zapp-Zerapp oder s'is Feierobnd). Die Geschichten, die sich dahinter verbergen, sind herzzerreißend, skurril und komisch; sie zeichnen ein ungewöhnliches Bild vom Leben und Sterben in unserem Land, das beim Leser zu tröstender Erkenntnis und befreiendem Lachen führt. Schließlich gilt, wie in einer Anzeige lakonisch resümiert wird: Wer nicht stirbt, hat nie gelebt.


    :arrow: Meine Einschätzung:


    Bereits vor geraumer Zeit bin ich zufällig auf der Internetseite von Christian Sprang gelandet und fand die Sammlung damals schon sehr faszinierend. Irgendwie war klar, dass das Buch nun ein Muss für mich war, zumal es mich wunderbar auf meine Magisterarbeit einstimmt.
    Das Buch gliedert sich in 17 verschiedene Kapitel, z.B. Anzeigen von Adligen, Sprachliche Missgeschicke oder auch Hassanzeigen. Jede Anzeige wird von den Autoren kommentiert.


    Da in unserer Tageszeitung alle Jubeljahre eine Todesanzeige erscheint, die sich außerhalb der Norm bewegt, war es für mich sehr spannend, diese Sammlung durchzusehen. Es ist eine bunte Mischung, die Christian Sprang zusammen getragen hat - es gibt Anzeigen, die mir Lachtränen in die Augen getrieben haben, andere haben mich berührt, wieder andere haben mich leicht schockiert. Bei manchen Anzeigen scheint es unmöglich, dass sie es wirklich geschafft haben, an der Anzeigenabteilung unzenziert vorbei zu kommen.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen - ich kann es auf jeden Fall jeden empfehlen, der beim Lesen der Tageszeitung als erstes heimlich den Anzeigenteil studiert 8) (das sind wahrscheinlich mehr, als man denkt ;) ). Aber auch allen anderen, die dieses Thema spannend finden.


    Achja, die Internetseite gibt es übrigens hier (durch die Buchveröffentlichung wurde der Stand auf August 2007 zurückgesetzt).


    LG,
    Bine

  • Vielen Dank für die Rezension! :D
    Dieses Buch werde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.

    "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont."
    Konrad Adenauer


    :study: Ashley Audrain - Der Verdacht











  • Danke für die Vorstellung, liebe Casoubon :D
    ich hatte das Buch auch schon in der Hand und habe etwas drin rumgeblättert ... ziemlich makaber, aber äußerst interessant. Ich weiß, eine seltsame Mischung. Aber lesen nicht viele von uns zuerst die Familienanzeigen im Tagesblatt? Ich ja, dazu stehe ich. Dabei fallen mir auch komische, skurrile oder unmögliche Anzeigen auf. Warum nicht ein Buch darüber machen? Bei manchen Anzeigen hatten die Verfasser sicher Beziehungen, um an der Zensur vorbeizukommen. Oder ist es den Zeitungen egal? Hauptsache, eine Anzeige verkaufen? Vielleicht meldet sich jemand zu dem Thread, der aus der Branche ist. Das würde mich wirklich mal interessieren.
    Mal schauen, ob ich mir das Büchlein zulege ... 8)

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Steffi: Ich bin nicht aus der Branche, habe aber im Zuge der Recherche für meine Abschlussarbeit gelesen, dass es wohl an den Zeitungen selbst liegt, welche Art Anzeigen sie veröffentlichen. Manche Zeitungen sind von Grund auf konservativ, da werden auch keine außergewöhnlichen Anzeigen veröffentlicht. In dem Text klang es so, als würde jede Zeitung ihre eigene Richtlinien haben, an denen sich die Anzeigenabteilung zu orientieren hat (allerdings ging es da um Todesanzeigen in der Schweiz). Das gehört aber auf jeden Fall zu den Punkten, die ich für meine Arbeit noch intensiver rausbekommen muss, hoffe mal, dass die Zeitungen mir da Auskunft erteilen. Berichte dir dann, wenn ich schlauer bin.
    Fakt ist, dass zenziert wird. Z.B. ist bei uns zuhause Mitte September ein Junge bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen (er war auf dem Moped unterwegs und im Gegenverkehr sind zwei Autofahrer Rennen gefahren - er hatte keine Chance :twisted: ). Die Eltern durften keine Anzeige mit dem Text "Unverschuldet aus dem Leben gerissen" veröffentlichen, da das bereits eine Vorverurteilung der Täter wäre. Kurios: der Chef des Jungen durfte diesen Text veröffentlichen, mit der Begründung, dass er dem Jungen nicht so nahe stand, wie die Eltern :scratch: .


    Bine

  • dass es wohl an den Zeitungen selbst liegt, welche Art Anzeigen sie veröffentlichen.


    Hi Bine :winken:
    es ist schon kurios, was manchmal in den Zeitungen steht .. unser Tagesblatt ist eher konservativ, was die Todesanzeigen angeht. Dafür gibt es gelegentlich echte Kuriositäten bei Geburtstagen. Ich lache mich immer schlapp, wenn "dem lieben Bernd von Mutti & Vati zum 40. oder 50. Geburtstag" gratuliert wird. Am besten mit Kinderfoto in peinlicher Pose. Hatten wir zuletzt öfter mal :D
    Zu dem Thema könnte man dann auch ein Buch veröffentlichen. Nicht "Aus die Maus" sondern "Alles Liebe von Mutti & Vati" :lol:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Liebe Cosoubon,


    vielen Dank für diese Rezi. Das Buch hatte ich auch schon in der Hnad und letzt sah ich den Autor in einer Literatursendung. Ja, ich gebe zu, ich lese auch zuerst die Anzeigen.

  • Hallo an euch,


    Habe das Buch vor kurzem von meiner Schwester ausgeliehen. Kann da Casoubon nur zustimmen. Kurios, witzig, lächerlich, rührend, herzergreifend aber auch schockierend was da manche in den Anzeigen bringen. Auch ich schau mir zu erst die Anzeigen in unserer Zeitung als erstes an. Und ich meine ich hätte da schon mal eine gelesen die in diesem Buch steht. Aber man kann sich das Buch auch hervorrangend als Anregung und Muse nehmen, falls man mal selbst damit konfrontiert wird, eine Anzeige zu erstellen.

    Es gibt zwei Zauberwörter, die fast jede Tür öffnen können, die aber die Menschen vergessen haben: "Danke" und "Bitte".

  • Also der Titel macht definitiv neugierig und nach Casoubon's Vorstellung, bin ich zugegebenermaßen noch interessierter (und das, obwohl ich es hasse, dass z.B. meine Mutter so furchtbar gern die Todesanzeigen liest und zu jeder ein Kommentar hat, ich mag das irgendwie gar nicht). :wink:

  • Als Tochter eines Mannes der mal im Bestattungsgewerbe tätig war und als Ehefrau eines Bestatters komme ich nun nicht drumherum, mir ab und zu die Todesanzeigen und Nachrufe der örtlichen Zeitungen anzusehen und ich musste schon öfter schmunzeln, aber als ich dieses Buch am Lesen war, konnte ich teilweise vor Lachen gar nicht mehr richtig atmen. Manchen Menschen fällt es vielleicht weniger bis gar nicht auf, was manche Hinterbliebenen mit den Anzeigen eigentlich aussagen wollen, aber dieses Buch macht es deutlich und auf eine (vielleicht für den ein oder anderen makabere) Weise auch wieder lustig. Bei manchen Anzeigen muss man sich echt fragen: "Hat derjenige eigentlich nachgedacht, oder war er/sie so in Trauer versunken, das es einem selber nicht aufgefallen ist, wie die Anzeige nun rüberkommt!?"
    Alles in allem bringt einem das Buch zum Lächeln und ist eher was für Zwischendurch als zum richtigen Nachdenken.

  • Das Buch gliedert sich in 17 verschiedene Kapitel, z.B. Anzeigen von Adligen, Sprachliche Missgeschicke oder auch Hassanzeigen.


    Gibt es auch ein Kapitel über Geburtstagstote? Dieses Hobby (Sammeln von Geburtstagstoten) habe ich 1982 erfunden und damit schon viele Leute angesteckt. Meine Sammlung umfasst mittlerweile mehrere Hundert Exemplare.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Menschen, die an ihren eigenem Geburtstag gestorben sind?


    Genau das. Statistisch müsste es einer von 365, 25 sein. Erstaunlich ist auch, dass Frauen, die ihren Geburtstag knapp verpassen, eher am Tag danach sterben und Männer einen Tag davor. :-k

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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  • @ €nigma
    Du warst das also mit den Geburtstagstoten :mrgreen:. Ich habe als ich das Buch gelesen habe, mehrmals überlegt, welcher Büchertreffler das war :wink:
    Geburtstagstote gibt es im Buch, soweit ich mich erinnere, leider nicht.

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Da hast du ja ein schönes Hobby :loool:


    Es ist auch ein gesundes Hobby. Auf Friedhöfen kann man spazieren, ohne Autoabgasen ausgesetzt zu sein... :mrgreen:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • ...es hat nicht unmittelbar damit zu tun, aber für alle Friedhofspaziergängerinnen u Freunde morbider Schönheit ein "must have":


    Erotik auf Friedhöfen, steingewordene Lust großartig fotografiert, dazu immer ein passendes Gedicht auf der gegenüberliegenden Seite..


    Ich liebe dieses Buch!

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • Auch ich habe das Buch nun gelesen. Es ist schon krass wie manche Totesanzeigen aufgebaut sind und auch was dort geschrieben steht. Vor allem die Hassanzeigen fand ich doch zum Teil sehr krass.
    Am gemeinsten fand ich


    Es war gute Unterhaltung für zwischen durch! Nicht mehr und nicht weniger!!!

    Ich lese gerade: Frostkuss


    2020: 12 Bücher , 2019: 25 Bücher:pale:,:study:2018: 8 Bücher :pale::pale:,:study:2017: 35 Bücher, :study: 2016: 51 Bücher, :study:

    2015: 31 Bücher :pale:,:study: 2014: 50 Bücher :pale:,:study: 2013: 69 Bücher :-,, :study: 2012: 50 Bücher :pale: :study: 2011 : 132 Bücher :cheers: ,:study: 2010 : 102 Bücher :dance:


    :flower: Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele :flower:

  • Klappentext:
    Ein Gänseblümchen macht nun für immer bubu...


    Wer Todesanzeigen genau liest, findet große Gefühle, Rätselhaftes, Skurriles – und sehr viel Komik. Dieses Buch stellt die interessantesten Fundstücke vor. Sie zeichnen ein ungewöhnliches Bild vom Leben und Sterben in diesem Land, das zu tröstender Erkenntnis und befreiendem Lachen führt. Schließlich gilt, wie es in einer Anzeige heißt: „Wer nicht stirbt, hat nie gelebt.“



    Zum Buch:
    Das Cover erinnert einen direkt an einer Todesanzeige oder einer Todeskarte, da es komplett weiß ist und einen schwarzen Rand hat. Zudem sieht man einen Sarg und eine Todesanzeige, genau das, was einem auch in diesem Buch erwartet… eine Menge Todesanzeigen!
    Die Todesanzeigen sind genauso abgebildet, wie diese auch in den Tageszeitungen abgedruckt wurden. Die verschiedenen Anzeigen sind in Kapitel unterteilt und die Autoren geben zu jeder Anzeige eine Erklärung oder eine Erläuterung dazu ab.



    Meine Meinung:
    Die Aufmachung des Buches fand ich sehr anregend und war gespannt auf die skurrilen Todesanzeigen. Doch schon schnell wurde ich enttäuscht, vielleicht habe ich mir auch einfach etwas ganz anderes darunter vorgestellt.
    Schnell wurde es mir langweilig es weiterzulesen, obwohl ich sagen muss, dass schon einige Anzeigen dabei waren, die ich berührend fand, einige auch sehr makaber aber auch komisch. Dennoch konnte mich dieses Buch nicht begeistern.

    Für jemanden der sich viel mit Todesanzeigen beschäftigt bestimmt ein sehr interessantes Buch!


    Fazit: Ein skurriles, makaberes, berührendes und auch komisches Buch für Todesanzeigenbegeisterte. Mich hat es leider nicht begeistern können.




    Seitenzahl: 208 Seiten



    :bewertung1von5: :bewertungHalb:

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  • Zum Inhalt (Booklet):


    Ein Gänseblümchen macht nun für immer bubu.


    Wer Todesanzeigen genau liest, findet große Gefühle, Rätselhaftes, Skurriles - und sehr viel Komik. Dieses Buch stellt die interessantesten Fundstücke vor. Sie zeichnen ein ungewöhnliches Bild vom Leben und Sterben in diesem Land, das zu tröstender Erkenntnis und befreiendem Lachen führt. Schließlich gilt, wie es in einer Anzeige heisst: Wer nicht stirbt, hat nie gelebt.



    Mit dem humorvollen Werk "Aus die Maus" präsentiert uns Autor Matthias Nölke und Christian Sprang eine bunte Ansammlung von Todesanzeigen, die bei genauerer Betrachtung schmunzeln oder einfach nur den Kopf schütteln lassen. Da haben wir Anzeigen, bei denen die Angehörigen der Welt mitteilen, dass ein geliebtes Familienmitglied nicht mehr atmet. Es gibt Menschen, die in den Todesanzeigen ihrer Liebsten emotionale Ausbrüche haben. Wir haben Familien, deren Todeanzeige in einer Art Firmenwerbung für Autorreifen ausartet. Wir haben fidele Sprüche wie: "Das wr's" oder "Wir wünschen ihr alles Gute auf ihrem weiteren Weg". Auch berufsspezifische Todesanzeigen werden von den Autoren auf's Korn genommen. So werden ehemalige Soldaten in die ganz große Armee abgemeldet oder Eisenbahnmitarbeiter samt schöner Eisenbahnaplikation verabschiedet. Es gibt selbstgeschriebene Todesanzeigen samt Lebensmotto und Todesanzeigen, bei denen sich Menschen in der Anzeige davon distanzieren, mit jemanden in Verbindung gebracht zu werden.



    Ein jeder kennt das. Die Zeitung kommt, erst einmal über die Todesanzeigen drüber geschaut, ob man jemanden kennt, Jahreszahlen analysieren und sich wundern, wie der eine oder andere sich von seinen lieben Familienmitgliedern verabschiedet. Mit diesem Werk bieten die Autoren die Möglichkeit sich zu amüsieren, aber durchaus auch etwas zu lernen, nämlich, wie man seine Todesanzeige für ein Familienmitglied, einen lieben Freund oder Kollegen keinesfalls schreiben sollte, um sich und auch den Verstorbenen nicht zu blamieren. Einige Anzeigen sind lehrreich, andere wirklich witzig, es sind aber auch Anzeigen dabei, wo man den Witz suchen muss und die einfach nur geschmacklos sind. Da das Buch für mich nicht durchgängig witzig war, obwohl ich einen sehr schwarzen und trockenen Humor besitze und mich das Buch ab und an auch in einen komatösen Schlaf geschickt hat, möchte ich dieses Werk neutral mit 3 von 5 Sternen bewerten.




    • Taschenbuch: 224 Seiten
    • Verlag: KiWi-Taschenbuch; Auflage: Originalausgabe (19. August 2009)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3462041576
    • ISBN-13: 978-3462041576
    • Größe und/oder Gewicht: 12,5 x 1,5 x 19 cm