Klappentext:
Mai 2025: Die Energieversorgung der Erde scheint gesichert, seit die USA auf dem Mond das element Helium-3 fördern. Bahnbrechende Technologien des Konzerngiganten Orley Enterprises haben die Raumfahrt revolutioniert, in einem erbitterten Kopf-an-Kopf-Rennen versuchen Amerikaner und Chinesen, auf dem Trabanten ihre Claims abzustecken.
Während der exzentrische Konzernchef Julian Orley mit einer Schar prominenter Gäste zu einer Vergnügungstour ins All aufbricht, soll Detektiv Owen Jericho, den eine unglückliche Liebe nach Schanghai verschlagen hat, die untergetauchte Dissidentin Yoyo ausfindig machen. Was nach Routine klingt, ist tatsächlich der Auftakt zu einer albtraumhaften Jagd von China über Äquatorialguinea und Berlin bis nach London und Venedig. Denn auch andere interessieren sich für Yoyo, die offenbar im Besitz streng gehüteter Geheimnisse und ihres Lebens nicht mehr sicher ist.
Jericho muss sich mit der bildhübschen, aber ziemlich anstrengenden Chinesin zusammentun, um den phantomgleichen Gegnern auf die Spur zu kommen. In einer Zeit, in der mulitnationale Konzerne der Politik zunehmend das Zepter aus der Hand nehmen, führen beide einen verzweifelten Kampf ums Überleben, gehetzt von einer Übermacht hochgerüsteter Killer. Die Suche nach den Drahtziehern führt mitten hinein in die Wirren afrikanischer Söldnerkriege, Machtkämpfe um Öl und alternative energien, Vorherrschaft im Weltraum - und zum Mond, auf dem sich Orleys Reisegruppe unvermittelt einer tödlichen Bedrohung gegenüber sieht.
Eigene Beurteilung:
Neben den beiden genannten Haupthandlungssträngen gibt es in diesem volumentechnischen Nachfolger von Der Schwarm auch noch eine weitere Ermittlungsgeschichte um einen Attentatsversuch, der irgendwie zunächst zumindest mit den ereignissen auf dem Mond zusammenzuhängen scheint.
Zwischen den drei Handlungssträngen entwickelt sich ein Umwelt-Wirtschafts-Polit-Thriller, der die Ermittler und ihre Gegner um die ganze Welt führt, auf eine Raumstation und um den halben Mond. Dabei zeigt Schätzing deutlich, wie sich die Technik – und die menschlichen Gesellschaften – innerhalb der nächsten Jahrzehnte verändern könnten. Er hat diesem Thema ja bereits eine mehrteilige Doku gewidmet, doch in diesem Roman kann er viel tiefer gehen und gleichzeitig auch viel mehr Aspekte darstellen, was er auch mit offensichtlichem Vergnügen tut. Dem ein oder anderen Leser mag dieses Vergnügen nicht immer nachvollziehbar sein und er könnte an zwei oder drei Stellen einen Fortgang der Handlung der Exposition durch eine der Handlungsfiguren vorziehen, aber man kann nicht behaupten, dass hier uninteressante oder unwichtige Dinge referiert werden – und es wäre auch ein wenig erstaunlich, wenn ein so langes Buch durchgängig nur mitreißen würde.
[font="]Und so liegt hier ein sehr überzeugendes Exemplar des oben genannten Hybrid-Genres vor, mit einer geschlossenen und unauffällig konstruierten Handlungsstruktur und glaubwürdigen Charakterisierungen aller handlungstragenden und auch vieler Nebenfiguren. Und der Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen – zusammen mit der mehr oder minder indirekten Mahnung ein wenig auf sie heute schon Einfluss zu nehmen – ist insgesamt auch ziemlich gelungen und kommt dabei nicht mit dem typischen erhobenen Zeigefinger in eine Richtung aus. Die Frage, die sich stellt, ist die, die der Titel in mehrerlei Hinsicht bereits vorgibt – und deren Lösung jeder für sich beim Lesen zwischen diesen beiden relativ weit voneinander entfernten Buchklappen finden muss. [/font]