1 CD, 60 Minuten
gelesen von Walter Schmidinger
Inhalt (von Amazon kopiert):
Der Kontrabaß zählt seit seiner Uraufführung 1981 zu den meistgespielten deutschen Stücken. Es lebt einzig vom Monolog eines Musikers des Staatsorchesters, vor dessen böser Zunge nichts verschont bleibt: sein Instrument, der Kontrabass, seine Musikerkollegen, Wagner, Mozart, die Psychoanalyse und auch sein eigenes Dasein als Orchestermusiker mitsamt seiner Einsamkeit.
Klappentext:
Ein vereinsamter Kontrabassist schwadroniert, grantelt und verwünscht zu Hause beim Bierchen die ganze Welt. Einzig Sarah, die Sopranistin, bringt ihn ins Schwärmen. Zwar nur heimlich, doch dafür umso hemmungsloser.
Ein grandioses Vergnügen. Ich habe mich köstlich amüsiert.
Vor einigen Jahren habe ich "Der Kontrabass" schon gelesen, aber das Hörvergnügen übertrifft es - logisch, denn eigentlich ist es ein Einpersonenstück für die Bühne.
Man sieht ihn in seinem schalldichten Zimmer sitzen, in der Ecke das verhasste Instrument, mit dem er nie bei irgendjemandem, vor allem nicht bei Frauen, Eindruck schinden kann. Er ist nur ein leidlich begabter Musiker, der am dritten Pult sitzt, und kam zum Kontrabass wie die Jungfrau zum Kind. Vor sich ein Glas Bier, aus dem im Laufe der Geschichte drei oder vier werden; er muss trinken, denn beim Kontrabassspielen verliert man literweise Flüssigkeit, erklärt er. Nach und nach gerät er in Rage und beginnt zu schimpfen: auf Komponisten, den GMD, die nutzlosen Dirigenten, das verbeamtete Künstlertum, usw., gleichzeitig steigert er sich in seine Liebesgefühle für Sarah und spielt mit den Möglichkeiten des "Was-wäre-wenn". Er denkt sich aus, wie er sie beeindrucken könnte, aber der Hörer weiß: Er ist viel zu feige, um überhaupt etwas zu machen.
Schmidinger ist eine Wucht. Er räsoniert, palavert vor sich hin, er mault, er brüllt, er rülpst, stellenweise klingt er verwaschen (wie es halt nach etlichen Bierchen auch real passiert), dann wieder hat man den Eindruck, er sitze dicht neben dem Hörer und flüstere ihm mit heiserer Stimme all die Dinge ins Ohr, die er gern mit Sarah anstellen würde. Abgesehen davon passt die österreichische Sprachmelodie des Vorlesers perfekt.
Leider klingt das Einschenken des Biers eher nach dem Gluckern von Mineralwasser, man hätte das Geräusch "schäumend" machen müssen.
Trotzdem: Das beste Hörbuch, das ich bisher gehört habe (und die Kollegenschelte war natürlich auch sehr befriedigend).
Marie