Ursula Niehaus: Das Heiligenspiel

  • Inhaltsangabe (kopiert bei amazon)


    Augsburg im ausgehenden Mittelalter: Die junge Anna entspricht nicht
    gerade dem Schönheitsideal ihrer Zeit, aber mit Klugheit und Witz
    schlägt sie sich tapfer durchs Leben. Als sie das Opfer einer Intrige
    wird, wird sie aus ihrer geliebten Heimatstadt verjagt ... Bei Oda,
    einem alten Kräuterweib, das mitten im Wald lebt, findet sie Aufnahme
    und lernt bei ihr alles über die heilende Kraft der Natur. Nur Oda ist
    es zu verdanken, dass Anna schließlich nach Augsburg zurückkehren darf.
    Doch bald droht neues Unheil, denn durch einen unglücklichen Zufall
    kommt das Gerücht auf, Anna sei eine Hungerheilige und ernähre sich
    allein von der geweihten Hostie. Mehrfach versucht Anna den Irrtum
    richtigzustellen, doch der Glaube ihrer Mitbürger, die ihre klugen
    Ratschläge und ihre Heilkunst zu schätzen wissen, ist stärker. Bald
    pilgern die Menschen von weit her zu ihr, von der sie sich Genesung und
    Trost erhoffen. Doch auch eine vermeintliche Heilige ist nicht gefeit
    gegen die Liebe: Der reiche Kaufmann Anton Welser ist nicht nur von
    Annas ungewöhnlicher Klugheit fasziniert.



    Autorin (Klappentext)


    Ursula Niehaus wurde 1965 geboren. Ihre Leidenschaft für Stoffe führte
    dazu, dass sie sich nach dem Studium mit einem Stoffgeschäft
    selbstständig machte. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem kleinen
    historischen Winzerstädtchen am Rhein, doch im Herzen ist die gebürtige
    Kölnerin ihrer Heimatstadt treu geblieben. "Das Heiligenspiel" ist
    nach "Die Seidenweberin " ihr zweiter Roman.



    Meine Meinung


    Dieses mit 562 Seiten recht umfängliche Buch habe ich sehr schnell gelesen, da es sich sehr kurzweilig und flüssig lesen lässt. Man glaubt, einen äußerst einfallsreichen, wenn auch manchmal nicht ganz glaubwürdigen Historienschmöker vor sich zu haben, aber: die Protagonistin, Anna Laminit hat tatsächlich gelebt. Beim Vergleich mit historischen Quellen wird ersichtlich, dass Ursula Niehaus - wie auch schon in ihrem ersten Roman - sehr gründlich recherchiert hat und die Handlung dieses Romans nicht erfunden ist. Anna Laminit stand tatsächlich im Ruf, eine "Hungerheilige" zu sein und hatte in ihrer Eigenschaft als (vermeintlich) Heilige wirklich Kontakt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des ausgehenden 15./beginnenden 16.Jahrhunderts. Wer sich für die historisch verbürgten Hintergründe interessiert, findet hier (Seite 6-7 des Dokuments) eine Menge Information. Allerdings sollte man erst nach der Lektüre des Buchs nachlesen, anderenfalls könnte man sich die Spannung beim Lesen verderben. ;)
    Interessant ist auch die Darstellung des Lebens in der Handelsstadt Augsburg mit der dauernden Rivalität der Häuser Welser und Fugger, die die Autorin sehr anschaulich gestaltet.


    In einem informativen Nachwort berichtet Ursula Niehaus über das Phänomen der "eucharistischen Heiligen", das es nicht nur in früheren Zeiten gegeben hat, sondern auch in der jüngeren Vergangenheit (Therese von Konnersreuth im 20.! Jahrhundert) sowie über das weitere Schicksal diverser Romanfiguren.


    :arrow: Ein Lesevergnügen, das ich jedem Freund historischer Romane ans Herz legen möchte.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • €nigma
    Vielen Dank für diese Rezi! :thumleft: Deine Buchvorstellung macht mich - wie schon so viele andere Rezensionen von dir auch auch - ziemlich neugierig... 8)
    Ich habe mir das Buch soeben notiert. :wink:
    Danke auch für den Hinweis auf das erste Buch von Ursula Niehaus "Die Seidenweberin"!

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • Ich muss auch ehrlich sagen, dass sich dieses Buch wirklich vielversprechend anhört... es landet sofort auf meiner Wunschliste, ich denke es wird mir auch gefallen... :cheers:


    LG Maschja

  • Hier findet Ihr ein Interview mit der Autorin über "Das Heiligenspiel".

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Meine Meinung


    Augsburg, 15. Jahrhundert: Anna, jung und unbedarft, wird Opfer einer Intrige. Sie wird der Stadt verwiesen.
    Sie lebt bei Oda, eine Kräuterfrau, mitten im Wald. Anna lernt viel. Dank Oda wird Anna in Augsburg begnadet und darf wieder zurückkehren.
    Anna lebt nun in einem Ordenshaus. Und verschreibt sich der Hilfe der Armen.
    Durch Zufall wird bekannt, dass Anna eine Zeitlang sich nur von der Abendmahlhostie ernährt. Sie gilt nun als Heilige. Die Menschen pilgern zu ihr und erhoffen ihren Segen und Rat.
    Als Anna wieder essen kann, möchte sie es aufklären, doch sie wird weiterhin in diese Ecke gedrängt.
    Erst als sie den reichen Kaufmann Anton Welser kennenlernt, wird sich wieder einiges in ihrem Leben ändern.


    Diese Geschichte beruht auf einer wahren Lebensgeschichte. Für mich macht es den Eindruck, dass es gut recherchiert wurde. Am Ende des Buches wurde vom Autor klar gestellt, welche Dinge als künstlerische Freiheit gelten, welche Geschehnisse zeitlich verschoben wurden. Für mich ist das völlig in Ordnung. Mir hat die Geschichte an sich gut gefallen. Der Schreibstil war flüssig zu lesen.
    Beschriebene Begebenheiten ließen mich auch mal schmunzeln. Sicherlich war nicht alles erfreulich im Leben der Anna Laminit. Wer kann das schon von sich behaupten?
    Ich mag historische Romane sehr gern. Sie vermitteln dem Leser einen schönen Eindruck damaliger Städte, Personen, Verhältnisse.
    Es ist natürlich schwer, dass richtige Mittelmaß für die Geschichte zu finden. Konzentriert sich der Autor auf eine gewisse Zeitspanne im Leben der zentralen Gestalt in dem Roman, oder arbeitet er mit Zeitsprüngen, um mehr aus dem Leben der Hauptfigur zu erzählen. In diesem Roman gab es viele Zeitsprünge. Ich habe allerdings nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasst habe. Die Geschichte fand ich sehr interessant und sehr spannend.


    Fazit: Für diesen historischen Roman mit Unterhaltungswert vergebe ich gern fünf von fünf Sternen.