Die Beschaulichkeit eines Frühsommerabends in der englischen Kleinstadt Lydmouth wird nachhaltig zerstört, als der geistig zurückgebliebene Jimmy Leigh im Fluß die Leiche einer jungen Frau findet. Inspector Richard Thornhill findet schnell heraus, daß es sich um Mattie Harris handelt, eine Serviererin mit zweifelhaftem Ruf, die in der kleinbürgerlichen Welt von Lydmouth kein großes Ansehen genießt. Und offenkundig keine ernsthafte Untersuchung ihres Todes verdient, wie Thornhill alsbald feststellen muß, denn alle Honoratioren der Stadt, seine Vorgesetzten eingeschlossen, möchten die schmutzige Sache schnellstens unter den Teppich kehren. Mit gutem Grund, wie Thornhill vermutet, denn allzu viele von ihnen scheinen sich Matties Gunst erfreut zu haben. Thornhill empfindet nur Verachtung für sie alle, doch er kann sich moralisch kaum auf das hohe Roß setzen, denn er selbst hat eine Affäre mit der Journalistin Jill Francis. Es gibt einfach zu viele dunkle Geheimnisse in Lydmouth, und einige davon sind tödlich ...
Verblühte Rosen (Originaltitel: Where Roses Fade, 2000) ist der 5. Roman von Andrew Taylors Lydmouth-Reihe, die im Südwestengland der Fünfziger Jahre spielt. Inspector Richard Thornhill, die Hauptfigur dieser Reihe, ist ein Großstadtpolizist mit einem unerschütterlichen Verständnis von Recht und Unrecht, der um seiner Frau willen nach Lydmouth umgezogen ist. Edith Thornhill ist hier aufgewachsen, ihr "Onkel" Bernie Broadbent ist einer der reichsten und angesehensten Männer der Gegend, doch Thornhill kann sich einfach nicht in die korrupte Kleinstadtwelt einfügen, wo alles anscheinend unter der Hand geregelt wird und er beständig der Außenseiter bleibt, dem wichtige Informationen und Verbindungen vorenthalten werden. Erschwert wird seine Situation natürlich noch zunehmend durch sein Verhältnis mit Jill Francis, die die Liebe seines Lebens ist; aber sein persönlicher Ehrenkodex erlaubt ihm nicht, seine Frau und seine Kinder zu verlassen. Andrew Taylor hat ein überragendes Talent dafür, sehr spannende, komplexe Handlungen zu ersinnen und sie mit vielschichtigen, sehr überzeugenden Figuren zu bevölkern. In der Lydmouth-Reihe läßt er darüberhinaus die Fünfziger Jahre glaubhaft wiederauferstehen und benutzt diese Zeit immer wieder als "Handlungselement". Ich persönlich finde seine Romane sehr lesenwert und würde sie jedem ans Herz legen, der gerne verschlungene Geheimnisse entwirrt.
Kleine Anmerkung: Es gibt inzwischen 7 Bände der Lydmouth-Reihe, und sie bauen aufeinander auf. Die Fälle selbst sind eigenständig, aber die Personen entwickeln sich kontinuierlich. Trotzdem lassen sich alle früheren Bände zum Einstieg auch einzeln lesen; von Verblühte Rosen an sollte man aber in Reihenfolge lesen, da die Bücher sehr viel enger miteinander verbunden sind.
Gruß
Ute