Wolf, Christa - Kein Ort. Nirgends

  • Keine einfache Lektüre!


    Christa Wolf schildert uns in dieser Erzählung ein fiktives Treffen zwischen Karoline von Günderrode und Heinrich von Kleist 1804. Gemeinsam bei einer Tee-Gesellschaft sitzen sie mit anderen Prominenten (Bettina von Brentano u.a.) beisammen. Es ist eine Zusammenkunft zweier Verzweifelter, beide lebensunwillig, enttäuscht und nicht der Zeit zugehörig. Sie erkennen sich direkt, und sehen ihre Seelenverwandtschaft.
    Schwierig an dieser Schilderung ist, dass die Erzählperspektive ständig wechselt zwischen den einzelnen Figuren, und auch dass Wolf die direkte Rede nicht sichtbar macht, und dadurch Dialoge und Gedanken schwebend im Raum stehen.


    1806 wählt Karoline von Günderrode ihren Freitod und 1811 geht Kleist auch diesen Weg. Er fühlte sich außerhalb seiner Zeit, fremd, nirgends Daheim, sowohl örtlich wie auch geistig, er entsprach nicht der Romantik aber auch nicht der Klassik, Kleist lebte irgendwo dazwischen. Eine Symptomatik die man auch beim „Werther“ findet, wohl eine Zeit, in der man unendlich leiden konnte, wenn man keinen Ort fand. Seine Worte: „so wund, daß mir, ich möchte fast schon sagen, wenn ich die Nase aus dem Fenster stecke, das Tageslicht wehe tut, das mir darauf schimmert“


    Die Autorin drückt es folgendermaßen aus: „Daß die Zeit unser Verlangen hervorbringt, doch nicht, wonach uns am meisten verlangt.“ Generell schreibt Wolf sehr pathetisch und lässt ihre Protagonisten höllisch leiden, aber ich empfand es nicht als echt. Es wirkte auf mich künstlich, nachgeahmt, zu melodramatisch, und aus diesem Grund werde ich nun Heinrich von Kleist persönlich lesen, denn diese Zeit und ihre Hintergründe interessieren mich sehr.