Siegfried Lenz – Die Klangprobe

  • (1990, dtsch)


    ZUM INHALT: Jan Bode, stellungsloser Pädagoge und derzeit Warenhausdetektiv, läßt keinen Blick vom Bildschirm. Fasziniert folgt er der jungen Frau von Regal zu Regal – und als sie ein Stangenweißbrot unter ihrem Parka verschwinden läßt, weiß er längst, daß er sie nicht als Diebin entlarven wird, denn jeden dritten Ertappten lässt er davonkommen. Sie heißt Lone, wie sich herausstellt, ist Übersetzerin und kümmert sich rührend um ihren verwaisten Neffen. Der kleine Fritz wird im Leben der Steinmetz- und Bildhauerfamilie Bode bald eine zentrale Rolle spielen.
    Ehe der Bildhauer oder Steinmetz sein Material, den Stein, bearbeitet, unterzieht er ihn einer Klangprobe: Durch den Nachklang erfährt er, ob der Block Fehler, Hohlräume, Risse oder Einsprengungen aufweist. Siegfried Lenz, unterwirft auch die verschiedenen Personen seines Roman einer „Klangprobe“: Er konfrontiert sie mit dem Phänomen des Zerfalls. Indem er die Geschichte des Steinmetz Hans Bode und seiner Familie erzählt, zeigt er die Vergänglichkeit unserer Welt auf.
    (Quellen: Produktbeschreibung, Klappentext)


    BEMERKUNGEN: Wie viele dieser Erzählungen, Romane uns Siegfried Lenz nun schon vorgelegt hat! Doch welche immer wieder neuen Weisen er findet, um vom Menschen zu sprechen: wenn es hier einerseits um die Qualität, Bestand oder Zerfall, von Steinen gehen mag, so umgesetzt auch um das wahre Sein des/eines Menschen. So wie der scheinbare feste Stein der Vergänglichkeit unterliegt, so liegt hinter dem ersten Anschein einer diebischen Lone eine feine Frau, und hinter dem holprigen, etwas tollpatschigen Ich-Erzähler ebenso, hinter dem grummelnden Vater eine zärtliche Seele etc.


    1990, als fast 65-jähriger schreibt Lenz dieses Buch aus der Sicht eines circa 25 Jahre alten Hausdetektivs: Er schafft es, eine Art Sprachuniversum eines manchmal fluchenden, eher einfachen Mannes zu schaffen, könnte aber dabei den ein oder die andere durch die zu systematisch angewandten Redewendungen und Wiederholungen etwas verärgern. Dabei steht hinter dieser äußerlich manchmal „einfachen“, oft recht lustigen Welt (man schmunzelt oft vor sich hin!) auch noch eine komplexere Story, die sich manchmal durch Andeutungen auszeichnet. Im Hintergrund steht da zum Beispiel der Selbstmord, einige Jahre zuvor, des älteren Bruders, der sich schriftstellerisch versuchte, Geschichten von Scheitern und Aufgeben. Oder eine Hommage an den schwedischen Schriftsteller Stig Dagerman. Oder das Drama einer verspielten Beziehung. Wer genau hinsieht, findet plötzlich einige dieser kleinen Perlen: bescheidene Erkenntnisse, die nachdenklich machen.


    ZUM AUTOR: Siegfried Lenz wurde 1926 in Lyck/Ostpreußen geboren. Nach Kriegsdienst, Desertion und Kriegsgefangenschaft studierte er nach seiner Entlassung Philosophie, Anglistik und Literaturgeschichte an der Uni Hamburg. Nach Abbruch des Studiums arbeitete er zeitweise als Journalist und dann ab 1951 als freier Schriftsteller. Er gehörte zur „Gruppe 47“. (Weitere Informationen siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Lenz )


    Taschenbuch: 331 Seiten
    Verlag: Dtv; Auflage: 7., Aufl. (2003)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3423115882
    ISBN-13: 978-3423115889