Wolfgang Schüler: Edgar Wallace


  • Buchbesprechung Schüler Edgar Wallace (Biographie)




    „Hallo! Hier spricht Edgar Wallace!" Mit diesen Worten begannen viele Edgar – Wallace – Filme aus den 1960er Jahren. Schüler möchte eine „filmreiche Biographie für alle Wallace – Fans" liefern, wie auf dem Buchdeckel zu erfahren ist. Angeblich verlief dessen bewegtes Leben ja ungleich spannender als alle seine erfundenen Geschichten. Die Herkunft, die ersten Arbeitsjahre, seine Zeit als Soldat und Kriegsberichterstatter, seine literarische und journalistische Arbeit und seine Zeit in Amerika sind die Themen, mit denen sich das Buch beschäftigt.


    Merkwürdig ist diese Biographie aber trotzdem. Was allein schon am Schreibstil liegt. Das Buch ist episodenhaft geschrieben, so daß die Biographie eher wie ein Roman über eine fiktive Figur wirkt. Mir fehlen – ehrlich gesagt – ein wenig die Worte, um dieses Buch zu beschreiben. Eine Biographie sollte schon sachlich und objektiv gehalten sein und sich jeglicher Marktschreierei enthalten. Schüler schreibt aber so, als habe er Wallace persönlich kennengelernt und ihm bei der Arbeit zugesehen; das Ergebnis: Auch wenn das Buch flott und gut lesbar geschrieben ist, frage ich mich schon, wie authentisch es ist. Da ich also normaler Leser nicht mehr auseinanderhalten kann, was Fakt und was Fiktion ist, kommt auch die Frage der Seriosität hinzu, die mit einer unsäglichen Oberflächlichkeit verbunden ist. Personen werden nicht charakterisiert. Das verlegerische, journalistische und literarische Umfeld von Wallace wird nicht beschrieben. Das Buch ist dermaßen auf die Person Edgar Wallace zugeschnitten, daß seine Umwelt im Nichts verschwindet. Die Biographie ermöglicht keine literarische und literaturhistorische Einordnung des Phänomens Edgar Wallace.


    Ich kann jedem Leser nur empfehlen, dieses Buch nicht zur Hand zu nehmen. Man verpaßt wirklich nichts, wenn man das Buch nicht verkauft. „Doch warum schreibst Du über Bücher, die nicht empfehlenswert sind?" Mancher Redakteur hat mich das schon gefragt. Diese Frage ist für mich unberechtigt. Eine Buchkritik hat auch die Aufgabe, das Publikum vor den Büchern zu warnen, die von miserabler Qualität sind. Und das ist hier der Fall. Eine Sache habe ich mir für die Zukunft vorgenommen, nämlich von vornherein auf Qualität zu achten, wenn ich wieder zu einem Buch greife.



    Wolfgang Schüler: Edgar Wallace Ein Leben wie im Film; Militzke – Verlag Leipzig 1999; 223 Seiten; ISBN 3 – 86189 – 143-3

  • „Doch warum schreibst Du über Bücher, die nicht empfehlenswert sind?" Mancher Redakteur hat mich das schon gefragt. Diese Frage ist für mich unberechtigt. Eine Buchkritik hat auch die Aufgabe, das Publikum vor den Büchern zu warnen, die von miserabler Qualität sind. Und das ist hier der Fall. Eine Sache habe ich mir für die Zukunft vorgenommen, nämlich von vornherein auf Qualität zu achten, wenn ich wieder zu einem Buch greife.

    Das sehe ich auch so. Auch von negativen Rezensionen kann man schließlich profitieren.
    Um dieses Buch ist es schade, denn eine (gute) Wallace-Biographie würde mich interessieren. Ich denke, dass sich manche seiner stets wiederkehrenden Romanmuster aus seiner Biographie (z.B. der Geburt als uneheliches Kind-damals noch eine Schande) erklären.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998