Hans Bergel - Wenn die Adler kommen

  • Hans Bergel ist 1925 in Siebenbürgen geboren und lebte bis 1968 dort. Mit diesem Buch nimmt er den Leser in diese in Rumänien liegende Gegend und erzählt von der Zeit zwischen den Weltkriegen. „Wenn die Adler kommen“ ist der erste Teil einer geplanten Trilogie, von der bisher zwei Teile vorliegen.


    Peter ist der Ich-Erzähler des Buches. Für den Jungen ist der Sommer die schönste Zeit des Jahres, dann kann er mit dem Hardt-Großvater in die Berge ziehen und bei Schäfer Bade Licus Familie die Tage und die Natur genießen. Er berichtet von seiner glücklichen Kindheit in einer großen Familie, die Freunde sowohl unter den Siebenbürger Sachsen und Rumänen als auch unter den Zigeunern hat. Oberflächlich betrachtet, erscheint das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Gruppen harmonisch und freundschaftlich. Aber unter der Oberfläche gibt es spürbare Missstimmungen. In ruhiger und einfühlsamer Art wird der Leser mit dem Leben in der damaligen Zeit vertraut gemacht, dazu zählen u. a. der Alltag, die Jagd, eine Hochzeit und ein Sommerfest. Aber auch eine Audienz beim König und ein großes Feuer sind Bestandteil von Peters Bericht, in den immer wieder Geschichten und Anekdoten über den Vater, die Großväter oder den Krieg eingeflochten werden. Diese erklären dann warum es bestimmte Entwicklungen oder Verstimmungen oder auch Gerüchte gibt. Aber auch die politischen Ereignisse im fernen Deutschen Reich werfen ihre Schatten auf die Siebenbürgen. Und als Leonore trotz hervorragender Leistung ihre Musikprüfung nicht besteht, wird deutlich, dass die Arme der Nationalsozialisten sehr weit reichen.


    Mein bisheriges Wissen über Siebenbürgen beschränkt sich auf das, was die Medien seit der Nachwendezeit verbreiten. Deshalb habe ich dieses Buch mit besonderem Interesse gelesen. Hans Bergel beschreibt sehr bildhaft und detailgetreu das Leben der Siebenbürger Sachsen und deren Zusammenleben mit den anderen Volksgruppen. Dabei ist deutlich spürbar, dass Autobiografisches in diesen Roman einfließt. Besonders interessant fand ich die Schilderungen über die Einflussnahme der Nazis, die soweit entfernt gar nicht waren, denn auch unter den Siebenbürgen gab es begeisterte Anhänger.


    In der Mitte des Buches tat ich mich etwas schwer mit der Lektüre. Sie hatte spürbare Längen. So baute Bergel ausschweifende Erörterungen über die Geschichte des Scharfrichtertums in die Handlung ein, die mir deutlich zu ausführlich waren. Dagegen gab es sehr schöne Beschreibungen über die Schönheiten der Natur und sehr lesenswerte Dialoge, die mich diesen Kritikpunkt dann doch bald vergessen ließen. Hans Bergel bedient sich einer schönen, leicht zu lesenden Sprache, mit der er eine sehr angenehme melancholische Stimmung auf den Leser überträgt. Eine Stimmung, die ich sonst fast nur bei den russischen Klassikern finden kann.


    Der Titel „Wenn die Adler kommen“ ist durch das gesamte Buch zu verfolge und so ist es bezeichnend, dass dieser Roman mit Peters an seinen Vater gerichteter Frage „Tragen die deutschen Soldaten auf ihrer Uniform den Adler?“ endet.


    Mein Fazit: „Wenn die Adler kommen“ ist ein sehr informativer und lesenswerter Roman, der mir die Sicht auf die Siebenbürgen und deren Brauchtum auf sehr unterhaltsame Weise erweiterte. Dieses Buch wird durch „Die Wiederkehr der Wölfe“ fortgesetzt, welches im nächsten Jahr auf meinem Leseplan steht.


    Gebundene Ausgabe: 400 Seiten * Verlag: Langen/Müller * ISBN-13: 978-3784425825

  • Bei diesem Buch habe ich Karthause gerne den Vortritt gelassen, denn sie konnte viel objektiver und vorbehaltlos über das Buch schreiben. Denn leider hatte ich den zweiten Band “Die Wiederkehr der Wölfe” vorweg gelesen und dies hat meinen Lesespaß deutlich gemindert. Mir waren so viele Dinge klar und bekannt, ich wusste von so vielen Schicksalen und Erlebnissen.
    Doch diese ausgesprochen schöne und ausgewogene Sprache des Autors mit seiner Erzählkraft haben mich auch diesmal gepackt, so dass ich dabei blieb.