Inhalt (von Amazon.de):
Auf einem Flachdach mitten im Häusermeer New Yorks, an einem klaren, kalten Novembertag in den fünfziger Jahren, übt sich eine Frau barfuß und im kurzärmligen Kleid in heftigem Seilspringen. Chenia ist 45, Mutter zweier Teenager und immer knapp mit dem Haushaltsgeld; und nur in einem stimmt sie mit ihrem charmanten, aber nichtsnutzigen Ehemann – der sie schon lange nicht mehr an Burt Lancaster erinnert – überein: auf keinen Fall ein drittes Kind! Doch alle Versuche, eine Fehlgeburt herbeizuführen, schlagen fehl, und schließlich kommt Devorah als jüngstes Mitglied dieser russisch-jüdischen Emigrantenfamilie zur Welt und löst eine wahre Flut von Gefühlen in ihrer Mutter aus. Denn warum, fragt sich Chenia auf einmal, soll sie kein Anrecht auf Glück haben? Und warum soll sie nicht mit Harry, dem netten Schuhverkäufer, auf der Uferpromenade von Coney Island spazierengehen? Aber aus der Alten Welt hat Chenia nicht nur ihre jiddische Sprache, sondern auch einen tiefverwurzelten Aberglauben herübergerettet, und der macht es ihr nicht leicht, sich über die gesellschaftlichen Konventionen und ihre eigenen Ängste hinwegzusetzen.
Chenia Arnow ist nicht sonderlich gebildet, aber von großer Klugheit, sie ist schüchtern, aber auch überwältigend couragiert, gerne melancholisch und zugleich von durchdringendem Witz. Das ist keine schlechte Mischung, um mit dem fertig zu werden, was ihr das Leben im New York der fünfziger Jahre so bietet: die ungewollte Schwangerschaft, die eigenwilligen Kinder, den temperamentvollen, treulosen Ehemann und den reizenden Harry aus dem Schuhladen um die Ecke.
Meine Einschätzung:
Dieses Buch kommt in meine persönliche Highlights-Liste 2008.
Die Autorin schreibt witzig, melancholisch und spannend zugleich. Mit Chenia hat sie eine Hauptdarstellerin geschaffen, die trotz (oder gerade wegen) ihrer Eigenarten (z.B. ihrem Aberglauben) sehr sympathisch ist. Trotz vieler Widrigkeiten geht sie ihren Weg und kämpft für ihr Glück und das ihrer Kinder. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht ihrer jüngsten Tochter Devorah, was dem ganzen Buch eine besondere Atmosphäre gibt. Es gelingt der Autorin das New York der fünfziger Jahre lebendig werden zu lassen, nicht nur von der Lebendigkeit und Schönheit der Stadt, sondern auch von der negativen Seite: der Argwohn/ Fremdenhass gegenüber Juden oder die Situation an den Arbeitsstellen. Sie schafft es diesen Ernst zugleich in eine Geschichte zu verweben, bei der ich manches Mal laut lachen musste, ohne diese der Lächerlichkeit prei zu geben.
Wer sich für ausgefallene Familiengeschichten begeistern kann, dem kann ich dieses Buch unbedingt empfehlen .
LG,
Casoubon
PS.: Bis heute weiß ich nicht, wie das Buch mich gefunden hat. Eines Tages bekam ich die Benachrichtigung es aus der Bibo abholen zu können. Auf den ersten Blick sagte mir der Titel bzw. die Inhaltsangabe nichts und ich gab erstmal dem üblichen Verdächtigen "BücherTreff" die "Schuld" . Aber hier habe ich dann gar nichts zu dem Buch gefunden . Ich hoffe, es fällt mir irgendwann wieder ein, wo ich auf das Buch aufmerksam geworden bin.