Markus Stromiedel - Zwillingsspiel

  • Klappentext:


    Berlin wird von einem Terroranschlag erschüttert: Eine explosion auf dem S-Bahnhof Savignyplatz zerfetzt sieben Menschen, darunter die Tochter eines prominenten Regierungsberaters. Kommissar Paul Selig wird mit den Ermittlungen beauftragt - zu seinem großen Erstaunen, denn eigentlich ist er alles andere als ein erfolgsmensch. Daran ist seine karrierebesessene Zwillingsschwester Lisa nicht ganz unschuldig, die von Kindesbeinen an kaum eine gelegenheit ausgelassen hat, ihren Bruder zum Verlierer zu stempeln. Bei seinen Ermittlungen stößt Selig auf zahlreiche Ungereimtheiten. Sollte er den Fall bekommen haben, weil man ihm die Aufklärung nicht zutraut? Doch wer könnte ein interesse daran haben, die wahrheit unter Verschluss zu halten?


    Eigene Beurteilung:


    Markus Stromiedel hat nach einer Karriere als Journalist sich zunächst dem Drehbuchschreiben zugewendet, wobei er unter anderem für "Tatort", "der Staatsanwalt" und "Stubbe" schrieb. Der vorliegende Politthriller ist sein erster Roman.


    Neben der "familiären" Dynamik gibt es eine ganze Menge anderer Spannungsfelder in diesem Roman. So sind die Mitarbeiter des Ermittlungsteams mindestens so überrascht über Pauls Leitung des Falles, wie er selbst, es gibt Querschüsse zwischen der Berliner Polizei, der Kripo und dem LKA, das Innenministerium - für das Lisa als Beraterin arbeitet - kocht sein eigenes Süppchen und auch der Bundeskanzler, dessen Wiederwahl in wenigen Monaten arg in Frage steht, hat seine Finger mit in den Ermittlungen. Außerdem gibt es auch noch einige nicht zu vernachlässigende politsche Gegner, die etwas undurchsichtige ausländische Sponsoren haben.


    So kommt es, dass in der Mitte des Buches der Fall zunächst abgeschlossen erscheint, sich dann aber noch einmal in ganz unerwarteter Richtung weiterentwickelt, wobei Paul selig merkt, dass er im Sinne der X-Akten wirklich niemandem trauen kann.


    Bis zur Mitte des Buches nehmen auch die Charaktere nicht unbedingt Gestalt an, aber das wird in der zweiten Hälfte des Romans hervorragend aufgefangen und so lässt einen dieses Debüt hoffen, dass es - vielleicht auch mit Selig in der Hauptrolle - bald weitergeht mit Hernn Stromiedels Romanschaffen.

  • Einen wirklichen Zugang zum Buch bekam ich erst recht spät. Dadurch dass am Anfang schon so viele Charaktere kurz eingeführt werden, konnte ich einfach die Richtung nicht erkennen in die es gehen sollte.


    Selig fand ich am Anfang sehr unglaubwürdig und wenig authentisch, das legte sich dann aber zur Mitte des Buches.


    Einige Charaktere hätte ich mir weniger ausführlich gewünscht, weil ihre Bedeutung für das Buch und die gesamte Handlung eigentlich verschwindend gering war.


    Die Gesamtlösung war schon ziemlich klasse und gut konstruiert, allerdings hätte ich mir zwischendrin öfters mal ein paar erklärende Sätze mehr gewünscht.


    Vom "Zwillingsspiel" hätte ich mir eigentlich auch mehr erhofft, das kam mir ein wenig zu kurz. Wenn es schon mit einfließt, dann hätte es mMn auch eine größere Bedeutung haben können.


    Insgesamt war das Buch spannend, aber nicht wirklich fesselnd. Dennoch eher ein gutes als ein schlechtes ;)

  • Es ist schon etwas länger her, dass ich das Buch gelesen habe. Ich hatte es damals als Leseprobe zugeschickt bekommen und daher auch eine Rezension verfasst, die ich hier gern noch ergänze. Im wesentlichen Stimme ich mit eurer Meinung überein, dass es ein durchaus gelungener Debütroman ist, der auf mehr hoffen lässt.


    Ich habe gerade mal auf der Internetseite des Autors geschaut, leider gibt es noch keine Info über ein neues Buch bzw. eine Fortsetzung.


    Zum Buch:


    Thriller gehören normalerweise nicht zu meiner bevorzugten Lektüre, die vorherrschenden Themen bei Markus Stromiedels Debütroman sind Terroranschläge und politische Machtspielchen, also dass, was auch tagtäglich in den Medien präsent ist. Nehme ich mir ein Buch zur Hand, möchte ich normalerweise für ein paar Stunden dieser Welt entfliehen. Stromiedel schafft es allerdings gekonnt, den Leser mitzureißen, seine Hauptfigur Paul Selig ist ein schüchterner Kommissar mit dem man Mitleid haben muss. Seine Wege führen den Leser hinter die Kulissen der öffentlichen Politik und medialen Berichterstattung. Die Spannung steigert sich, nachdem der Leser erstmals Bekanntschaft mit Seligs Schwester Lisa macht. Im Gegensatz zur sonst vorherrschenden Variante eines harmonischen Zwillingspaares, ist hier das Gegenteil der Fall. Selig stand zeitlebens in ihrem Schatten, von geschwisterlicher Liebe keine Spur. Nun bekommt er die Chance sich zu beweisen, indem er die ihm anvertrauten Ermittlungen gekonnt in die Hand nimmt. Die Entwicklung welche Selig im Laufe des Romans durchläuft, ist dass, was „Zwillingsspiel“ vorrangig ausmacht, die vorherrschenden und aufgrund ihrer Authentizität manchmal gar beklemmenden Ereignisse treten manches mal ganz und gar in den Hintergrund. Dennoch geht die Haupthandlung nicht verloren, Kommissar Selig hält den Leser bei der Sache und auch wenn man als Leser bereits schnell eine Vorahnung hat, geschehen bis zum Schluss interessante Wendungen. Alles in allem ein wohl gelungener Roman mit einer interessanten Mischung aus spannenden und emotionalen Höhepunkten.

  • Hab das Buch vor etwa einem Monat zu Ende gelesen, mir gefällt es ganz gut. Jedoch baut es für mich nicht die Spannung auf die ich gerne in Büchern habe. Der Schluss ist schon überreaschend
    dennoch blieb der Bogen irgendwie aus. Wie Thalimme schon geschrieben hat, bei Büchern will man mal den Alltag entfliehen, in eine andere Welt abtauchen. Das kan man ehr wenig bis fast agr nicht weil es um aktuelle Themen handelt in Berlin.


    Im großen und ganzen ist es aber ein schönes Buch, was von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: bekam weil es gut geschrieben ist und die Geschichte nicht schlecht ist.


    VG Dominik :winken:

    :montag: Anne Freytag - Aus schwarzem Wasser

    :study: Gelesene Bücher 2020: 11

    [-X Seiten gesamt 2020: 4196



    "Es sind nicht unsere Fähigkeiten, die zeigen wer wir sind, sondern unsere Entscheidungen."

    Albus Dumbledore

  • Wenn ich ehrlich bin, hätte ich von dem Buch mehr erwartet.
    Ich kam recht schwer in die Handlung rein, konnte mich mit keiner der Figuren anfreunden, fand Selig als eine eher mausgraue Figur, ohne Rückgrat, ohne einen Funken Ehrgeiz (was ihm fehlt, hat seine Schwester eindeutig zuviel), langweilig... so ein richtiger Wischiwaschi - Typ. Auch fand ich die Figur in sich nicht stimmig. Selig wird von Anfang an als unselbstständiger, unterdurchschnittlicher Beamter dargestellt, der aber, als ihm der Fall zugeteilt wird, einen Geistesblitz nach dem anderen durchlebt. Seine Schlussfolgerungen sind teilweise regelrecht brillinat, aber passen einfach nicht zu der vorher charakterisierten Figur Paul Selig.
    Die Handlung war / ist vorhersehbar und lieblos erzählt. Teilweise hatte ich eher den Eindruck einen ziemlich langen Zeitungsartikel zu lesen, als einen Krimi.
    Am Ende vieler Kapitel dieses Effekthascherei mit dem Satz: "Er bemerkte aber nicht den Mann auf dem Motorad..." bzw. "den Mann mit Bart im Auto..." Wie auch immer. Sowas Plumpes hat das Buch gar nicht nötig gehabt.
    Meiner Meinung nach verrät der Titel auch ein bisschen viel. Von daher war mir der Ausgang der Geschichte nach der Hälfte relativ klar. Die paar Details, die erst zum Ende der Geschichte eingebaut wurden, haben meine Vermutung ja nur bestätigt.
    Letztendlich habe ich das Buch nur fertiggelesen, um es nicht abzubrechen. Einfach nicht mein Buch. Vielleicht auch die falsche Geschichte zur falschen Zeit.

  • Mir hat das Buch gut gefallen. Die Geschichte und der Spannungsbogen war gut aufgebaut. Als Berlinerin fühlt man sich den Schauplätzen noch ein klein wenig mehr verbunden. Ich hätte mir auch gewünscht, wenn die Charaktere noch etwas intensiver herausgearbeitet worden wäre. Aber das ist schon Kritik auf hohem Niveau.



    Am meisten hat mich der Gedanke beeindruckt oder besser gesagt lässt er mich frösteln, wenn man darüber nachdenkt, ob Fiktion nicht auch bald Wirklichkeit sein könnte. So abwegig ist es gar nicht.



    Ich hoffe, dass dies nicht der Einzigste Roman von Markus Stromiedel bleiben wird.

    :flower: Das Leben findet immer einen Weg und blüht pötzlich da wieder auf, wo man es am wenigsten erwartet.

  • Vor einiger Zeit habe ich dieses Buch gelesen und es hat mir sehr gut gefallen.


    „Zwillingsspiel“ ist Markus Stromiedels erster Politthriller und er hat es weiß Gott in sich. Spannend geschrieben und mit vielen Handlungssträngen versehen nimmt er den Leser auf die rasante Ermittlungsarbeit des Ermittlers Paul Seeliger mit.
    Paul Seeliger hat schon auf den ersten Seiten mein Herz gewonnen, gezeichnet wie ein Loser, der nie etwas auf die Reihe bekommt, weder seine Ehe und das Verhältnis zu seinem Sohn noch seine Arbeit, denn er gilt als schlechtester Kommissar Berlins. Gerade weil er so als Loser dargestellt wird, begeistert einen der Weg den Paul Seeliger im Laufe seiner Ermittlung nimmt. Sein Team hat es nicht leicht mit ihm, da er außerdem sehr schweigsam ist und nicht viele Informationen preisgibt. Lediglich Maria, seine Kollegin versucht die Schale zu durchbrechen und verzweifelt auch des öfteren an ihm.
    Neben Seeliger stellt seine Schwester Lisa, die zweite wichtige Person der Handlung da. Als rechte Hand des Innenministers versucht sie Einfluss auf die Ermittlungen zu bekommen und sie in die gewünschte Bahnen zu lenken. Sie ist vom Charakter her ziemlich kühl, kaltherzig, arrogant und manipulativ. Ein wahrlich nicht angenehmer Charakter.
    Beide Charaktere sind stark gezeichnet, aber auch die Nebencharaktere haben es in sich, sei es der Innenminister, der Polizeipräsident oder dessen Pressesprecher.
    Neben den starken Charakteren lebt der Thriller von der Schnelligkeit und dem steten Wechsel der Handlungsorte sowie der aufkommenden Dramatik im Laufe der Handlung.
    Zwillingsspiel ist wahrlich ein treffender Titel für den Politthriller, denn im Laufe der Handlung spitzt es sich immer mehr auf ein Duell zwischen Paul Seeliger und Lisa zu.
    Stromiedels Thriller ist spannend und lässt gegen Ende der Lektüre den Leser nachdenklich und bewegt zurück. Ein Buch, dass man aufgrund der Spannung nicht so schnell aus der Hand legen kann und ich musste mich öfters dazu zwingen.

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



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