Kluun - Mitten ins Gesicht

  • Auf Wunsch eines Bücher-Trefflers werde ich mich mal an einer kurzen Rezension zum oben genannten Buch versuchen.


    Amazon-Kurzbeschreibung:
    Stijn und Carmen sind jung, schön, gesund und leben aus dem Vollen. Bis Carmen schwer krank wird. Stijn tut alles, um ihr beizustehen, doch er fühlt sich völlig überfordert. Obsessiv stürzt er sich in Affären, um die Scheißangst zu betäuben. Aber er weiß, dass ihm nur eins bleibt: der Realität mitten ins Gesicht zu sehen - für Carmen.


    Eigene Meinung:
    Vor weg möchte ich sagen, dass ich vom Inhalt des Buches teilweise sehr betroffen war. Der Autor beschreibt in meinen Augen wirklich glaubhaft und nachvollziehbar, wie schwer es für den Hauptdarsteller Stijn ist mit der schweren Krankheit seiner jungen Frau umzugehen. Wie auch im zweiten Teil, ist bei der Beschreibung seiner doch recht zahlreichen Affären die Ausdrucksweise recht rau und trifft sicher nicht jeden Geschmack. Auch ich war am Anfang eher skeptisch ob es nötig war es so auszudrücken, aber je weiter ich gelesen hab, desto mehr setzte sich bei mir der Gedanke durch, dass es von Autor natürlich so gewollt war. Die Art Stijns Affären zu beschreiben, zeigt immer wieder, dass es in Stijns Augen die einzige Möglichkeit ist, seine "Scheißangst zu betäuben" und die Realität, seine Hilflosigkeit und die Krankheit seiner Frau nicht zu nah an ihn heran zu lassen.


    Ein "optisches" Stilmittel was der Autor öfter benutzt, ist für den ein oder anderen und war auch für mich gewöhnungsbedürftig. Er fügt an verschieden Stellen kurze, eingerahmte Erklärungen/Beschreibungen in den Text ein. Hauptsächlich von Personen die in der Handlung neu hinzu kommen.
    Da ich so etwas vorher noch in keinem anderen Buch gesehen habe, hatte es bei mir eher den Effekt, dass ich beim flüssigen lesen durch diese Stellen unterbrochen wurde. Dies hat natürlich nicht direkt etwas mit der Handlung zutun und sollte in meinen Augen auch keinen Interessenten davon abhalten das Buch zu lesen.


    Denn es ist und bleibt empfehlenswert.


    Gruß Nortamo

  • Danke für die Rezension! Ich bin in der Buchhandlung schon ein paar Mal um dieses Buch rumgeschlichen, konnte mich aber nie dazu durchringen, es zu kaufen. Mit deiner Beschreibung hast du mir jetzt eine Entscheidungshilfe gegeben und ich werde es mir wohl demnächst endlich holen :winken:

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Vielen Dank, Nortamo. Ich freue mich sehr, dass du auch dieses Buch hier vorgestellt hast. Du hast mich überzeugt, ich werde mein Exemplar nicht mehr lange auf dem SuB lassen. :D

  • Seit ein paar Monaten stand dieses Buch, das als Geschenk zu mir kam, unbeachtet im Regal. Hier wurde dann mein Interesse geweckt und so musste ich feststellen, dass Kluun ein ganz anderes Buch geschrieben hat, als ich erwartete. Offen und ehrlich geht Stijn mit seinen Schwächen um. Er versucht zur ergründen und zu begründen, warum er das Fremdgehen braucht. Er hinterfragt seine Beziehung zu Carmen. War ich anfangs noch der Meinung dieser notorische Fremdgänger sei so ziemlich das Letzte, was frau als Ehemann braucht, so wandelte sich dieses Bild zu meinem eigenen Erstaunen im Laufe der Zeit grundlegend.


    Die einfache, deutliche und realitätsnahe Schilderung der Krankheit in allen Phasen hat mich betroffen gemacht. Die Kraft von Carmen und Stijn hat mich beeindruckt. Dieses Buch hat eine Vielzahl von Emotionen in mir geweckt, die Palette reicht von tiefer Trauer bis hin zum entspannten Schmunzeln. Dieses Buch ist etwas Besonderes.


    Besonders ist auch die Aufmachung des Buches. Neu in die Handlung eingreifende Personen werden in kleinen Kästchen vorgestellt, ebenso die besuchten Lokalitäten. Jedes Kapitel wird durch ein Zitat aus einem Musikstück bekannter Künstler eingeleitet.


    Mein Fazit: „Mitten ins Gesicht“ ist ein besonderes Buch im Genre der Erfahrungsberichte. Es ist nicht darauf angelegt, die Tränendrüsen des Lesers zu beanspruchen. Es schildert in Nahaufnahme wie der Krebs unbarmherzig und schonungslos das Leben und Lieben der Familie grundlegend verändert. Besonders das Ende hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Die Fortsetzung dieses Buches „Ohne sie“ werde ich mit Sicherheit auch lesen.

  • Eines der wenigen Bücher, an die ich immer wieder denke. Besonders wenn ich wieder von einem Krankheitsfall höre, denke ich an das Buchm wie sehr es ich berührt hat. Wie sehr ich ohne eine dieser Situationen (hatte kein Kind und auch nie eine solche Krankheit nah erlebt)zu kennen, mit gelitten habe, aber auch die schönen Zeiten die erlebt wurden mit erlebt habe. Ich habe einige Male beim Lesen im Bus geweint, was mir vorher nie passiert ist. Ich empflehe es immer wieder, weise aber auch direkt daraufhin, dass es kein einfaches Buch ist, besonders wenn man wieß wie der 2. Band heißt... Es ist und bleibt eines meiner Lieblingsbücher!!!

    "Wenn es nicht geht wie es soll, dann soll es wie es geht!" Kluun

  • :huhu:


    Da kann ich dir nur zustimmen!
    Mich hat das Buch auch überrascht! Es war das erste Buch das ich auf Niederländisch gelesen habe. Dort war es auf der Bestseller-Liste darum hat es dann den Weg zu mir nach Hause gefunden!


    Da ich mich selber Aufgrund von Krankheitsfällen in der Familie schon oft mit der Thematik einer Krebserkrankung auseinander setzten musste, hat mich dieses Buch besonders interessiert. Aber es hat wirklich alle Erwartungen mit Leichtigkeit übertroffen.


    Die Beschreibungen der Gefühle sind zwar schokierend und verwirrend, aber dennoch nicht aus der Luft gegriffen. Ich finde diese Beschreibunungen sehr realistisch!Ich konnte das Buch schwer aus der Hand legen. Ich steckte einfach von Anfang bis Ende mittendrin in der Geschichte! Meine Gefühle sind Achterbahn gefahren.


    Auch ich musste meine Meinung, die ich zum Anfang des Buches über bestimmte Handlungen einzelner Charaktere hatte, später revidieren. Das interessante an dem Buch ist, dass man über sich selber nachdenkt. Ständig dachte ich darüber nach, wie ich in dieser oder jener Situation gehandelt hätte- wie ich als Frau mich wohl gefühlt hätte, was ich wohl erwartet hätte. Es ist eine Extremsituation in der sich die Protagonisten befinden. Besondere Situationen bedürfen besonderer Maßnahmen- wie diese Auszusehen haben, das ist bei jedem Unterschiedlich. Ich finde sehr schön, dass man zu Beginn des Buches eine sehr sachliche Meinung zu dem Thema hat!



    Je weiter man jedoch liest bzw. nach der Beendigung des Buches sieht die Welt jedoch ganz anders aus. Man hat alle Gefühle miterlebt und dadurch hat man eine andere Wahrnehmung wenn man auf das Gesamte Buch/die gesamte Situation zurück blickt.



    Das Ende fand ich sehr ergreifend. Ich hatte Gänsehaut und habe auch einige Tränen vergießen müssen!
    Dennoch kann das Buch auch Mut geben. Man sieht wieviel Stärke alle Personen aufbringen (müssen), die eine mehr die andere weniger, die eine früher die andere später.


    Ich meine auch mal gehört zu haben, dass die Geschichte des Buches auf wahrer Begebenheit beruht. Bin mir da aber nicht mehr sicher!
    Ich kann das Buch nur empfehlen! Auch ich denke oft daran zurück und möchte bald den zweiten Band lesen.



    :thumleft: :pray: :applause: :thumleft:

    Ein Wort, ein Buch, ein Autor sind nichts als einzelne Wassertropfen. Alle zusammen ergeben den Strom, der alles hinwegreist und den keine Kraft zurückfließen lassen kann. Adalbert de Chamisso

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  • Mich hat das Buch damals ziemlich aufgewühlt.
    Zwischendurch habe ich Stijn richtig gehasst, weil er so egoistisch war, aber zum Ende hin hat er doch irgendwie alles wieder gut gemacht.
    Das Ende war sowieso seeehr ergreifend und irgendwie schön.
    Die Figuren waren gut dargestellt. Auch Rose gefiel mir.
    Der Schreibstil ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Mein Freund hatte zum Beispiel etwas Probleme. Ich musste auch manchmal zwei Mal lesen. Ob das an der Unerfahrenheit des Autors oder an der Übersetzung liegt...Keine Ahnung.


    Die Welt ist wie ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.


    :tanzensolo:


    Gelesen 2016 : 9
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