Bertolt Brecht - Leben des Galilei

  • Knappe Zusammenfassung:
    Galilei will zu Anfang des Stücks das kopernikanische Weltbild beweisen. Durch die Verbesserung eines Teleskop, das er von einem seiner Schüler erhält, wird es ihm möglich, den Himmel zu beobachten. Dabei stellt er fest, dass sich nicht die Sonne um die Erde dreht, sondern die Sonne den Mittelpunkt bildet, um den sich die Planenten drehen. Diese Studien sind der Kirche natürlich ein Dorn im Auge und sie erkauft sich sein Schweigen.
    Als Galilei Jahre später seine Studien doch noch veröffentlicht, wird er durch die Inquisition gefangen genommen. In dieser Situation widerruft er.


    "Leben des Galilei" ist eines der vielen Dramen Brechts, die den Leser mit gesellschaftskritischen Fragen konfrontieren. Das "Leben des Galilei" wird von Brecht in einzelnen, lose zusammenhängenden Kapiteln erzählt. Typisch für sein episches Theater ist dabei die Vorwegnahme der einzelnen Kapitelinhalte in der Überschrift. Zu Beginn jeder Szene erfährt der Leser so schon, was ihn im Folgenden erwartet. Brecht war es wichtig, dass das, was dargestellt ist, nicht an erster Stelle steht. Wie etwas dargestellt ist, war wichtiger für ihn.
    So ist auch das Interessante an dem Leben des Galilei, wie der "Held" und seine Handlungsweise dargestellt ist.


    Ich lese Brechts Dramen immer wieder gerne. Und auch dieses Stück gefällt mir sehr gut. Zum einen finde ich es sehr interessant, wie die Figur des Galilei dargestellt ist. Ist er ein Verräter an den Wissenschaften, weil er das neue Weltbild im Angesicht der Inquisition widerruft oder ist er ein Held, weil ihm sein Weiterleben die Veröffentlichung seines Werkes "Discorsi" ermöglicht? Und in wieweit kann man einem einzelnen Menschen die Verantwortung für die Verbreitung des wissenschaftlichen Fortschritts aufbürden (eine Frage die sich Alfred Nobel sicherlich auch gestellt hat)?
    Noch mehr habe ich aber darüber nachdenken müssen, was es für den Menschen in der damaligen Zeit bedeutet haben muss, dass sich ihr Weltbild so radikal verändert. Aufgewachsen, in der Vorstellung, dass die Erde den Mittelpunkt des Universums darstellt und das göttliche Auge auf ihnen ruht, sehen sie sich auf einmal auf einen von vielen Planeten versetzt, der nicht das Zentrum, sondern einen beliebigen Punkt mitten im Universum bildet. Der ganze Glaube kann auf einmal in Frage gestellt werden.
    Soweit meine Gedanken und Überlegungen zu diesem Buch. Einige Worte noch zu der Ausgabe. Ich lese gerne die Suhrkamp-Ausgaben, da diese einen sehr informativen und für das Verständnis sicherlich auch manchmal notwendigen Materialteil beinhalten. Gerade bei dem "Leben des Galilei" ist es sicherlich interessant, auch die unterschiedlichen Fassungen zu beachten, die die Figur des Galileis jedes Mal in einem anderen Licht erscheinen lassen. Darauf wird in dem Kommentarteil sehr gut eingegangen. Zudem findet man Informationen über die Theatergeschichte, Interpretationsansätze, Literaturhinweise und Wort- und Sacherläuterungen.