Gudrun Pausewang - Die letzten Kinder von Schewenborn

  • Ich bin auch durch das Forum auf das Buch aufmerksam geworden. Vorgestern ist es angekommen und ich habe es heute ausgelesen.
    Das Buch hat mich wirklich erschüttert und auch nachdenklich gemacht. So ein Szenario wäre wirklich möglich.
    Ich finde es als Schullektüre nur bedingt geeignet. Kinder sind so verschieden, die einen können vielleicht gut mit der Thematik umgehen aber man muss auch an die sensibleren Kinder denken. Ich denke man sollte in dem Fall die Eltern mit einbeziehen. Diese sollten das Buch auch lesen um auf Fragen eingehen zu können.

  • Eines von vielen Büchern, mit denen ich im Rahmen meiner schulischen Laufbahn gequält wurde. Damals hat es mich vom Lesen abgeschreckt, heute weiß ich es besser :D


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    "Jetzt galt es nur noch, die Furcht zu überwinden und ein Buch aufzuschlagen" Walter Moers



  • Ich habe das Buch in zwei Zügen durchgelesen und es hat mir gefallen, auch wenn ich die eine oder andere Passage etwas überspitzt fand, z. B. der Junge, der dem Erwachsenen Kreide an den Kopf wirft und ihn als Mörder beschimpft. Das fand ich schon überzogen.
    Ansonsten ist es eine empfehlenswerte Lektüre für Jugendliche, die auch genug Gesprächsstoff bereithält.


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    El Novelero

  • Roland will mit seinen Eltern und den beiden Schwestern, Judith und Kerstin, die Großeltern in Schewenborn besuchen fahren. Kurz vor Schewenborn sehen sie das grelle Licht das von der Explosion einer Atombombe ausgeht. In Schewenborn angekommen sehen sie wie schlimm die Folgen tatsächlich sind. Überall liegen Tote und Verletzte am Straßenrand und viele Häuser brennen. Die Idylle Schewenborns ist zerstört. Nachdem sie am Haus der Großeltern, das fast unbeschädigt ist, ankommen, müssen sie von Nachbarn erfahren, dass diese nach Fulda gefahren sind um ein Zelt für die Kinder zu besorgen. Für alle steht fest, dass die Großeltern nicht mehr am Leben sind, doch die Mutter will dies’ nicht glauben und macht sich gegen den Willen des Vaters zu Fuß auf in das 20 Kilometer entfernte Fulda, um die Großeltern zu suchen. Noch am selben Abend kehrt die Mutter mit der Nachricht, dass die Großeltern tot sind zurück. Doch das soll nur der Anfang der Odyssee sein...



    Roland ist Erzähler und Hauptperson in der Geschichte. Er ist 13 Jahre alt und eigentlich ein normaler Junge, der nach der Katastrophe aber über sich hinauswächst und mit der Situation auch am besten aus der Familie fertig wird. Der Sprachstil ist an sich recht schlicht gehalten. Gudrun Pausewang versteht es meisterhaft, die Dinge so zu beschreiben, wie sie sind. Besonders das feine Gespür für wesentliche Einzelheiten, die der Veranschaulichung dienen, zeichnen dieses Buch. Es ist packend, mitreißend, und man fühlt sich, als wäre man Teil dieser schrecklichen Katastrophe.

  • Zum Inhalt (Booklet):

    Wir fuhren auf der Kasseler Autobahn bis Alsfeld, dann bogen wir in den Vogelsberg ab. Es war ein Julitag, wie man ihn sich nur wünschen kann. Mein Vater fing an zu singen, und wir sangen mit. Meine Mutter übernahm die zweite Stimme. Als wir durch Lanthen fuhren, war noch alles wie immer.

    Aber im Wald zwischen Lanthen und Wietig, gerade in der Kurve am Kaldener Feld, blitzte es plötzlich so grell auf, dass wir die Augen zupressen mussten. Meine Mutter stieß einen Schrei aus, und mein Vater trat so fest auf die Bremse, dass die Reifen quietschten. Der Wagen geriet ins Schleudern und blieb quer zur Fahrbahn stehen. Wir wurden in den Gurten hin- und hergerissen.

    Sobald der Wagen stand, sahen wir am Himmel, hinter den Wipfeln, ein blendendes Licht, weiß und schrecklich, wie das Licht eines riesigen Schweißbrenners oder eines Blitzes, der nicht vergeht. Ich schaute nur einen Augenblick hinein. Trotzdem war ich danach eine ganze Weile wie blind.


    Cover:

    Das neue Cover dieses Büchleins gefällt mir sehr gut. Wir sehen hier eine Person, welche eine Kapuze über den Kopf gezogen hat von hinten und vor ihr sieht man bedrohlich einen Atompilz von einer Explosion aufsteigen. Das verdeutlicht schon, worum es hier geht und ist irgendwie auch scheinbar das Steckenpferd der Autorin, denn bereits bei „Die Wolke“ wurde eine Atomkatastrophe thematisiert. Ehrlicher Weise fand ich das damalige erste Cover mit seinem Gelben Grund und den vielen Gesichtern darauf irgendwie sehr verstörend, dieses Cover hier gefällt mir um Welten besser.


    Eigener Eindruck:

    Es ist 1984. Der Konflikt zwischen Ost und West scheint sich immer mehr zuzuspitzen und während die Mutter noch überlegt, ob es denn gut sei in den Urlaub zu den Großeltern zu fahren, meint der Vater, dass die Politik sich nicht innerhalb von 14 Tagen so krass verändern würde. Dass die Familie ihre Wohnung und ihre Haustiere, gar ihre Nachbarschaft nie wieder sehen wird, das vermutet zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Als die fünfköpfige Familie, bestehend aus Mutter und Vater sowie der großen Schwester Judith, dem Ich-Erzähler und der kleinen Kerstin auf den Weg macht, um die Großeltern in Schewenborn zu besuchen, müssen sie mit ansehen und mitten auf der Straße erleben, wie eine Atombombe explodiert. Aus Sorge um die Großeltern fahren sie weiter nach Schewenborn, der Detonation entgegen und müssen schon zu Beginn ihrer Reise mit vielen Verletzten und Toten sowie der Verwüstung klar kommen. Angekommen am Ziel, müssen sie feststellen, dass die Großeltern nicht da sind und die Mutter macht sich auf die Suche nach ihnen, während immer mehr Verletzte ihren Weg aus der Stadt aufs Dorf suchen. Für den noch kindlichen Ich-Erzähler beginnt eine schreckliche Zeit. Eine Zeit, in der die Menschen wie die Fliegen sterben, ein Leben nichts mehr wert ist und sich jeder selbst der Nächste ist. Es gilt die Strahlenkrankheit zu akzeptieren, immer wieder von geliebten Menschen Abschied zu nehmen und dem Grauen jeden Tag ins Auge zu blicken, sei es durch Hungersnot oder Medikamentenmangel….


    Das Buch „Die letzten Kinder von Schewenborn“ von Gudrun Pausewang wurde mit einem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und ist wahrscheinlich die Schulpflichtlektüre schlechthin – wenn man nicht „Die Wolke“ aus der Feder der gleichen Autorin lesen musste. Es behandelt die Thematik eines möglichen Atomkriegs und dessen Folgen für die Menschen, besonders vor dem Hintergrund des damaligen Konflikts zwischen den Ost- und West-Mächten, welche aber heute noch auf jede andere Konfliktsituation gelegt werden kann. Dieses Szenario zu lesen ist durchaus interessant und warnt den Leser eindeutig durch nicht zu rar angesiedelte Schockmomente. Hätte ich dieses Buch damals in der Schule lesen müssen, wäre ich wohl regelrecht traumatisiert gewesen. Der Ich-Erzähler muss immer wieder mit Verlusten in der Familie klar kommen, er muss sogar mit ansehen, wie der Vater sein neu geborenes Geschwisterchen umbringt, da sie nicht wissen, wie sie es sonst durchbringen sollen. Er muss miterleben, wie tote Familienmitglieder ihrer Sachen fast beraubt werden und wie Menschen sich gegenseitig umbringen, um etwas zu Essen zu haben. Und das sind nur einige Beispiele, mit denen das Buch aufwartet. Einige werden das Buch sicher richtig schlecht finden, weil es so schonungslos ist, einige weil es Pflichtlektüre in der Schule war. Einige werden das Buch lieben, wegen seines mahnenden Charakters. Ich bin einerseits fasziniert, einerseits regelrecht abgestoßen. Ich glaube, für dieses Buch kann man kaum eine richtige Meinung haben und doch finde ich, dass man es einmal gelesen haben sollte.


    Fazit:

    Ein Buch, welches immer und immer wieder nachdenklich macht und den Politikern der Welt eigentlich als Pflichtlektüre vorgesetzt werden sollte, anstatt es jungen Schülern vorzulegen und so vielleicht das eine oder andere Trauma zu verpassen. Das Buch mag zeitlos sein und verfehlt seinen Zweck, nämlich, dass man sich noch lange damit beschäftigt, nicht. Jedoch finde ich, dass man dieses Buch nicht als Jugendliteratur herausgeben sollte. Es ist derb und brutal. Und doch sollte man es einmal im Leben gelesen haben.


    Charaktere: 4/5

    Emotionen: 5/5

    Spannung: 3/5

    Idee: 5/5

    Logik: 4/5


    Gesamt: 4 von 5 Sterne


    Daten:

    • Herausgeber : Ravensburger Verlag GmbH (1. Februar 1997)
    • Sprache: : Deutsch
    • Taschenbuch : 189 Seiten
    • ISBN-10 : 3473580074
    • ISBN-13 : 978-3473580071
    • Lesealter : 12 Jahre und älter
    • Originaltitel : Die letzten Kinder von Schewenborn ...
    • Abmessungen : 12.7 x 1.91 x 17.78 cm