Walter Moers - Der Schrecksenmeister

  • Ja,ich finde es auch klasse,daß er seine Werke und nicht sich selbst in den Vordergrund schiebt.
    Recht erfrischend,daß es heute noch Künstler gibt,die nicht plötzlich anfangen zu singen oder ihre Autobiografie veröffentlichen ;-) Sehr sympathisch !




    LG
    Simonja

  • Zitat

    Original von simonja
    Recht erfrischend,daß es heute noch Künstler gibt,die nicht plötzlich anfangen zu singen oder ihre Autobiografie veröffentlichen ;-) Sehr sympathisch !


    Das sehe ich genauso :thumleft: . Reinhard Mey hat ein tolles Lied dazu "Die Blitzlichter machen uns zu Idioten" und in einer seiner letzten Live-Mitschnitte hat er festgestellt, dass gerade Politiker immer öfter ihre Nase in die Kamera stecken. Seine These: In Wirklichkeit sind sie verkappte Schlagersänger, dei es in Wirklichkeit nicht in den Musikantenstadl geschafft haben :mrgreen: . Musste ich mal loswerden, weil es wunderbar dazu passt :D.


    LG,
    Casoubon.

  • Also um zum Schrecksenmeister zurückzukommen...
    ich find das Buch super! Es ist ein purer Genuss, Moers zu lesen.
    Auch wenn er meiner Meinung nach ein bisschen geschummelt hat, indem er seine Idee ja Kellers "Spiegel das Kätzchen" aus "die Leute von Seldwyla" zu verdanken hat. (Übrigens durchaus empfehlenswert) Aber allein die Tatsache, dass er die Idee hatte, das umzuschreiben ist bemerkenswert.
    Überhaupt - sein Wissen im Gebiet der Literatur.


    So gut wie den Blaubären und die träumenden Bücher, find ich den Schrecksenmeister zwar nicht, aber wie gesagt, ist er ein Lesegenuss sondergleichen.

    Liebe Grüße, Anna


    :study: Reif Larsen: Die Karte meiner Träume
    :study: Miguel de Cervantes: Don Quijote ------> :jocolor:

  • Und hier mal noch meine Rezi:


    Walter Moers neuester "Zamonien"roman - mehrfach wurde der Erscheinungstermin nach hinten verschoben, nach "Stadt der träumenden Bücher" sind die Erwartungen hochgeschraubt. Diesmal hat Moers ein bekanntes Märchen, nämlich "Spiegel, das Kätzchen" von Gottfried Keller nacherzählt und nach Zamonien verlegt. Aus Spiegel ist Echo geworden, aus den Hexen Schrecksen, aus dem Kätzchen ein Krätzchen, aus Gottfried Keller Gofied Letterkerl.


    Gleich dagegen bleibt die Grundhandlung: Dem Hungertod nahe geht das Krätzchen Echo einen unheilvollen Kontrakt mit dem Schrecksenmeister Eißpin ein. Es wird einen Monat lang kulinarisch verwöhnt, dafür darf der Meister es anschließend töten, um ihm das Fett auszukochen. Das braucht er nämlich dringend für ein alchemistisches Experiment.
    So durchstreift der Leser zusammen mit Echo das große unheimliche Schloss, das - wie könnte es in Zamonien auch anders sein - von den abenteuerlichsten und fantasievollsten Kreaturen, z.B. Ledermäusen, einer schneeweißen Witwe, gekochten Gespenstern bewohnt wird. Als sprachbegabte und intelligente Kratze gibt Echo sein Leben nicht einfach so auf, sondern schmiedet Pläne zu seiner Rettung. Ob ihm Izanuela, die letzte Schreckse von Sledwaya mit ihrer Kräuterkunst wohl helfen kann?


    Bei mir machte sich nach den ersten 100 Seiten erstmal Enttäuschung breit: wenig Handlung, unzusammenhängende Episoden, das Moers'sche Zamonien in ein Schloss gesperrt. Doch im Laufe des Romans werden die Fäden wieder zusammengesponnen und spannende Unterhaltung geboten.
    Der Show-Down hat es in sich und bringt einige überraschende Wendungen. Ich mag die Art, wie hier mit typische Märchenklischees gespielt wird, sie mal bedient werden und mal gebrochen. Und im Rückblick gefällt mir auch, dass anstatt den großen Reisen und vielen Personen diesmal kammerspielhaft wenige tragende Charaktere an einem Ort die Handlung vorwärts treiben.
    Leider kenne ich Kellers Novelle nicht (ist aber sofort auf meinen Wunschzettel gewandert), es ist sicher interessant die beiden Varianten miteinander zu vergleichen.
    Die Illustrationen sind von bekannter Qualität, diesmal leider etwas rar, es gibt teilweise fast 50 Seiten ohne eine einzige. Da hätte ich lieber nochmal drei Monate gewartet und die schneeweiße Witwe vor mir gesehen und mehr als nur ein Bild des Schrecksenmeisters. Positiv dagegen, dass das Buch wieder einen farbigen Schnitt zumindest oben hat.
    Insgesamt bewährte Zamonienkost - soll heißen: gute, fantasievolle und spannende Unterhaltung.



    Katia

  • Und auch ich habe gerade dieses wundertolle Buch zu Ende gelesen :drunken:.
    Tja, was soll ich sagen? Ich bin begeistert, wie immer von Moers Büchern. Es ist jedes mal etwas ganz besonderes sie aufzuklappen, mit den ganzen Zeichnungen und der Geschichte an sich... Ich war von der ersten Seite an total versunken (und habe dafür mein gesamtes Schulzeug stehen und liegen gelassen, wenn sich das mal nich noch rächt..).
    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.


    Die Idee, nur einen Monat an einem beschränkten Ort zu beschreiben finde ich gar nicht mal so schlecht. Mit den ganzen Details, den Beschreibungen von was weiß ich nicht allem bietet das Schloss des Schrecksenmeisters im Endeffekt ja doch genug Spielraum.
    Dazu kommen die ganzen Wortspiele, Erfindungen und Lebewesen, von Ledermäusen über die altbekannten Schrecksen und so weiter. Und meine Stubentiger sind jetzt nur noch die alten Kratzen.


    Ins Herz geschlossen habe ich auch den guten Fjodor.


    Das Besondere an diesem Buch ist für mich weniger die Spannung (im Gegenteil, das Finale hat mir am wenigsten gefallen), als diese ganzen Spielerein mit den Details.
    Aber besonders oft kann man sich wirklich keine kulinarischen Märchen gönnen, die gehen eindeutig auf die Hüften :lol:.
    Die Zeichungen muss ich nochmal extra betonen. Die machens einfach. Ich hätte mir auch noch mehr davon gewünscht, aber mir ist nicht aufgefallen, dass in den anderen Büchern mehr waren. Vielleicht habe ich es auch einfach nur vergessen. Mich wundert immer dieser Kontrast zu seinen Comics, die ja irgendwie nur auf das nötigste reduziert sind.


    Von der Originalgeschichte Kellers habe ich von euch gerade zum ersten mal gehört 8-[. Der Link funktioniert leider nicht mehr, aber jetzt bin ich natürlich neugierig geworden, obwohl ich sein Romeo und Julia auf dem Dorfe nicht mag. Da hat Hildegunst ja voll ins Schwarze getroffen.


    Tja, alles in allem wirklich ein tolles Buch und eines meiner schönsten Weihnachtsgeschenke. Die Stadt der träumenden Bücher mag ich zwar noch ein klitzekleines bisschen mehr, aber was kann man einem Haufen Bücher schon entgegensetzen? ;)

    "Es ist besser für das was man ist gehasst, als für das was man nicht ist geliebt zu werden."


    auf dem Nachttisch :study::
    Darren Shan - "Fürst der Schatten"

  • Zitat

    Original von Jini
    Von der Originalgeschichte Kellers habe ich von euch gerade zum ersten mal gehört 8-[. Der Link funktioniert leider nicht mehr, aber jetzt bin ich natürlich neugierig geworden, obwohl ich sein Romeo und Julia auf dem Dorfe nicht mag.


    Ja, stimmt, der Link geht leider schon nicht mehr. Stattdessen einfach beim Projekt Gutenberg durchklicken - ist nicht schwer zu finden!


    Katia

  • Super Katia, ich habe es mir abgespeichert und werde demnächst mal reinlesen.
    Danke! :thumright:

    "Es ist besser für das was man ist gehasst, als für das was man nicht ist geliebt zu werden."


    auf dem Nachttisch :study::
    Darren Shan - "Fürst der Schatten"

  • Ich habe diesem Buch auch entgegen gefiebert...und war dann sehr enttäuscht.


    Erstens fand ich es zu dünn, ich mag nun mal dicke Wälzer :P.
    Dann haben mir die ganzen Kleinigkeiten gefehlt, die den Vorgänger ausgemacht haben: die vielen Anagramme und Anspielungen.
    Auch die Charaktere fand ich eher oberflächlich.
    Ich hatte gehofft, mehr von Zamonien kennen zulernen und dann gabs nur zwei neue Städte.


    Es hat sicherlich irgendwie Spaß gemacht, es zu lesen, aber nach "Die Stadt der träumenden Bücher" empfand ich es nur als Enttäuschung und etwas lieblos heruntergeschrieben.

  • hmmmmmmmmm. so hätt ich das echt nicht ausgedrückt.
    Allein, wenn man bedenkt, dass das ganze Buch ja eine Anspielung ist.

    Liebe Grüße, Anna


    :study: Reif Larsen: Die Karte meiner Träume
    :study: Miguel de Cervantes: Don Quijote ------> :jocolor:

  • Eine Anspielung?
    Ist mir da was entgangen? 8-[

    "Es ist besser für das was man ist gehasst, als für das was man nicht ist geliebt zu werden."


    auf dem Nachttisch :study::
    Darren Shan - "Fürst der Schatten"

  • Zitat

    Original von Katia
    Diesmal hat Moers ein bekanntes Märchen, nämlich "Spiegel, das Kätzchen" von Gottfried Keller nacherzählt und nach Zamonien verlegt. Aus Spiegel ist Echo geworden, aus den Hexen Schrecksen, aus dem Kätzchen ein Krätzchen, aus Gottfried Keller Gofied Letterkerl.
    Katia


    Jini,
    ich denke, das sich die Anspielung darauf bezieht. "Spiegel , das Kätzchen" kann man sich beim Projekt Gutenberg aus dem Netz ziehen. Ich habe es erst vor ein paar Tagen ausgedruckt, und werde es mir demnächst mal zu Gemüte führen.
    (Ideale Badewannenlektüre - Lesestoff, aber keine Angst vor nassen Büchern :loool: )

  • Hallo Hermia,
    achso !:idea: Ja, davon hatte sogar ich schon gehört, ich habe mir das Original auch schon abgespeichert.
    Ich dachte jetzt nur, mir wäre irgendeine tiefgreifende, versteckte Moral entgangen ;).
    Aber danke!

    "Es ist besser für das was man ist gehasst, als für das was man nicht ist geliebt zu werden."


    auf dem Nachttisch :study::
    Darren Shan - "Fürst der Schatten"

  • Seid gegrüsst


    Ich habe den "Schrecksenmeister" schon gelesen, als er gerade erschienen ist (der Fairness halber muss man noch sagen, dass ich davor "Die Stadt der träumenden Bücher" gelesen hab) und muss Casoubon beipflichten, die geschrieben hat, dass irgendwas fehlt. Mir ging es auch so, natürlich war ich von neuem von Moers' Erzählstil überwältigt, wie auch von den Passagen, in denen es um Köstlichkeiten ging, aber als ich dann im Nachhinein rausgefunden habe, dass "Der Schrecksenmeister" von Gottfried Kellers Roman "Spiegel das Kätzchen" abgeschaut wurde, war ich mächtig enttäuscht und ich denke, dass dies der Grund für das Fehlen der Zamonienromane-Spannung ist: Im Grunde genommen ist nicht Moers' Idee und mit fremden Ideen ist es immer so eine Sache (wie ich finde).
    So hoffe ich denn, dass sein nächster Zamonienroman wieder auf seinem "eigenen Mist" wächst.


    Herzlichst


    E.S.

    :study: Hjorth & Rosenfeldt - Die Toten, die niemand vermisst

    :musik: Die drei ???

    Bücher haben Macht
    Über dich lachen sie bloss
    Weil du trotzdem liest.

    :love:

  • Für die jenigen denen das Buch gefallen hat und auch für die die sich noch ein wenig Geschmack holen müssen :
    http://www.der-schrecksenmeister.de/


    :D


    man kann dort in 1-2 Kapitel reinlesen , sich einen Teil vom Hörbuch anhören und sonst gibt es auch noch ein paar andere Spielerein .

    "Um Geld zu verdienen brauchen wir keine
    grandiose, makellose Literatur. Was wir brauchen ist Mittelmaß,
    Massenware. Was zählt, ist das verkaufte Papier. Und nicht die Worte,
    die drauf stehen"
    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher
    :love:

  • Guten Abend, zusammen!


    Ich bin seit Ostern dabei das Buch in mehreren Etappen zu lesen, was aber nicht daran liegt, dass es mir nicht gefällt (ganz im Gegenteil!), sondern weil ich zwischendurch einfach sehr viel für die Uni tun muss. *seufzt* In den letzten Tagen habe ich mich dann einfach mal dazu aufgerafft jeden Tag zumindest 20 Seiten oder mehr zu lesen, eine überschaubare Menge (vor allem wenn ich abends in meinem Bett liege und immer müder werde). Also ich habe jetzt ca. 100/130 Seiten gelesen und bei mir hat sich bisher noch keine Enttäuschung eingestellt. Ich liebe Moers' sehr detaillierte Beschreibungen der Handlungen und des Umfelds, mein persönliches "Highlight" ist bisher die ausführliche Beschreibung des Essens bzw., was mit Echo passiert, als sie am Anfang alle möglichen kulinarischen Raffinessen vorgesetzt bekommt erinnert doch sehr an das Trompaunenkonzert in "Stadt der träumenden Bücher"). Sowohl inhaltlich, als auch sprachlich bin ich derzeit sehr begeistert und hoffe, dass das bis zum Ende auch so bleibt. Die "Stadt der träumenden Bücher" habe ich letztes Jahr gelesen, aber im Moment kann ich die Bücher noch nicht so miteinander vergleichen, weil ich sie einfach unterschiedlich aufgebaut finde, wobei ich "Schrecksenmeister" bisher irgendwie noch skuriller als "Stadt der träumenden Bücher" finde, wobei ich dieses Flair dieser Stadt voller Bücher sehr genossen habe. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Echo weitergeht. Über die Ledermäuse habe ich mich am Anfang köstlich amüsiert, wie die alle durcheinander aufeinander einreden und Fjodor ist irgendwie süß, wie er immer die Fremdwörter eigentümlich ausspricht. :wink:
    So, das ist mein bisheriger Eindruck von dem Buch, ich melde mich wieder, wenn ich weiter fortgeschritten bin (oder ganz fertig) oder wenn ich Lust habe mich wieder in die Diskussion einzumischen.


    Liebe Grüße,
    Eimyrja

    P.S.: Die Vorlage von Gottfried Keller habe ich eben heruntergeladen und werde sie aber wahrscheinlich erst nach dem Schrecksenmeister lesen. Ich bin aber sehr gespannt!

    ~Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.~
    - Heinrich Heine -

  • Ich find das Buch total toll :alien:
    zwar nicht ganz so gut wie die stadt der träumenden bücher aber fast^^
    ich find das total gut geschrieben mit den vielen bildern und so =P~

    Wenn man ein Buch fertig gelesen hat, und es tut weh sich von den Figuern zu verabschieden, dann weiß man, dass es ein gutes Buch war. :study: