Kôji Suzuki: Spiral – The Ring II
OT: Rasen
Vor zwei, drei Jahren haben wir uns mit dem Hollywood-Überraschungserfolg alle (ich zumindest) ganz unverhofft gewaltig im Kino gegruselt. Und nachdem noch dieses Jahr auch der zweite Teil der japanischen Filmreihe für uns Westler nochmal neu adaptiert in die Kinos kommt, müsste der zweite Teil der Horror-Reihe aus Japan doch eigentlich zum Pflichtprogramm für Leute mit zuviel Zeit gehören...denkste. Wie sicher viele anderen unbedarften Leser auch habe ich den Fehler gemacht, nach dem Genuss der US-Verfilmung mit dem zweiten Teil der Saga einzusteigen. Und musste in derart kaltes Wasser stürzen, dass an wohliges Gruseln erstmal nicht zu denken war. Wer den im Klappentext angekündigten ‚Horror à la Stephen King' erwartet, der wird hier schonmal schlecht bedient, das steht fest. ‚The Ring II' ist ein Mystery-Thriller, bei dem der Genuss für den Leser vornehmlich daraus entsteht, dass nach Herzenslust an der Detektiv- und Codeentzifferungsarbeit die die beiden Protagonisten da erledigen teilgenommen werden darf. Dass die Verfilmung (oder zumindest die Vermarktungsstrategen aus Hollywood) einen so ganz anderen Weg eingeschlagen haben, um Spannung aufzubauen, verwundert nicht, wenn man das Augenmerk mal auf die ganze Reihe von Veränderungen richtet, die sich im Vergleich zum Film ergeben haben: da wird mal eben das Geschlecht des Hauptdarstellers vertauscht und der Inhalt des eigentlichen Sujets –das gruselige Video der Sadako- bleibt nur in Ansätzen so erhalten wie im Buch geschildert. Naja, wenn man sich an das morbide Zwei-Minuten-Kunstwerk erinnert, dass die Filmemacher da abgeliefert haben, ist das wohl auch besser so. Überhaupt geht der Reiz von Suzukis Roman ja viel eher von der Puzzlearbeit aus, die die Helden da leisten – und das Vergnügen, dass man dabei als Zuschauer vor dem inneren Auge hat, wiegt doch locker auf, dass die clevere Story und deren Zusammenhänge die da entschlüsselt werden derart an den Haaren herbeigezogen ist, dass man schon extrem viel Manga-Kost aus Ostasien konsumiert haben muss, um da seinen Gefallen dran zu finden. Abschließend fällt es mir jetzt trotzdem extrem schwer, für das was ich da gerade gelesen habe eine Wertung zu vergeben...für Leute, die Zeit und Lust haben sich mit dem japanischen Äquivalent eines Miss Marple Murder Mystery zu befassen ist das Buch (genau wie für alle anderen Neugierigen9 doch wärmstens zu empfehlen. Wer sich lieber schweißgebadet an die Armbeugen des Lese- bzw. Kinosessels klammern möchte, wartet besser auf das Remake der japanischen (nach dem was man so hört doch sehr viel werkgetreueren) Verfilmung, mit dem uns Hollywood pünktlich noch dieses Jahr versorgen wird. Und für alle (besonders als mentale Notiz für mich selbst in einem nächsten Leben) gilt: sich besser erst mal den ersten Teil der Horror-Reihe zu Gemüte führen, die Verfilmung ist derart hollywoodisiert, dass die ursprüngliche Handlung nur noch in Bruchstücken zu erkennen ist. Mit der so erworbenen Vorbildung und der angesprochenen Neigung zum wenig Handlungsorientierten Horror-Whodunnit sind die cleveren Puzzles und Verflechtungen die sich der Autor da in einer völlig irrealen Story ausdenkt aber durchaus die Lektüre wert.
3,5 von 5 Sternen
Inhaltlich wird absolut nichts geboten, was man als Durchschnittseuropäer mit hellenisch-aufklärerischer Vorbildung auch nur im Traum hätte ausbrüten können...OK, vielleicht übertreibe ich hier ein wenig, aber die Handlung entwickelt sich doch in sehr abstrusen Bahnen: erzählt wird aus der Perspektive des Pathologen und Freund des Original Ring-Opfers Ryuiji (im Film hatte der sich schon für ein Leben als fesche Blondine entschieden) und schon bald darf man diesem zusehen, wie in die DNA des toten Freundes eingebettete Geheimbotschaften entschlüsselt werden. Passend dazu hat Sadako auch Pläne zur Wiedergeburt entwickelt, die höchstens ansatzweise nach dem Prinzip der Kausalität funktionieren...und genau wie die Story mutiert das tödliche Ring-Virus auch immer mal wieder in die ein oder andere Richtung. Eine innere Logik ist bis zur Auflösung aber trotzdem gegeben, das Komplott, das der Autor dann aber zum Schluss der Geschichte ans Tageslicht bringt, hätte so wohl wirklich niemand erwartet....aber das macht ja sowieso den großen Reiz der Geschichte aus.