Dirk Bernemann - Ich hab die Unschuld kotzen sehen

  • "guten tag, die welt liegt in trümmern. ich sammle sie auf. errichte daraus neue gebäude. konstruiere neue städte. kann man wohnen drin. oder weiträumig umfahren."
    so begrüsst einen diese stück literatur, bevor es einen hinabreisst in die abgründe einer welt, die in uns etwas zum klingen bringt, denn sie ist uns sehr vertraut. es ist unsere welt! wenn man bernemanns buch liest, kommt es einem vor, als hätte man uns endlich die rosa brille abgenommen, ja vom kopf geprügelt. in einer poetischen klarheit zelebriert er ein massaker des lebens, dass fasziniert, um gleichzeitig abzustossen. (Klappentext)



    Die Welt, nein, eher die Gesellschaft, von der Seite, vor der wir die Augen oft verschließen. Dirk Bernemann erzählt in 13 Kurzgeschichten über die Schattenseiten, ein Junkie der seine Freundin im Rausch zu Tode prügelt; die Sängerin einer Mädchenband, die während eine Provinzauftritts Amok läuft; ein Protituierte, die sich vor die S-Bahn wirft und die Geschichte des S-Bahn-Führers, nach diesem "Unfall". Alle Geschichten sind durch einzelne Personen mit einander verbunden, so erzählt etwa der Polizist, der die Tote in der ersten Geschichte findet, die zweiten Geschichte-seine Geschichte.


    Aufmerksam wurde ich durch diese Rezension:
    "Was liest der Serienmörder vor dem Einschlafen? Welches Handbuch für Psychopathen gehört in die Bibliothek jeder forensischen Klinik? Die Antwort könnte dieses Buch sein. [...] Ich konnte es nicht ertragen." (Gothic, Sep/Okt 2005)


    Manche Kapitel/Passagen sind schon realistisch geschrieben, ich habe mich selbst ertappt, wie ich beim Lesen da saß und nickte: "Ja verdammt, so etwas gibt es wirklich"; oftmals fand ich es aber einfach nur abstoßend: die Sprache, die verwandt wird ist mir oft eine Nummer zu hart, die Geschichten teilweise etwas zu weit hergeholt und überdreht. Alles in Allem sind interessante Ansätze vorhanden, die leider zu oft abdriften. Was ich zugeben muss, der Erzählstil war mir neu und ganz interessant.


    Über die Gedichte, die dem Werk noch angehangen sind, möchte ich jetzt eigentlich gar nichts sagen, bestenfalls mittelmäßig-ich hab sie ehrlich gesagt gar nicht komplett gelesen, weil es mir zu dumm war.


    Fazit: Kann man gelesen haben, muss man aber nicht....

    :study:


    Alice Kuipers - Sehen wir uns morgen
    Antje Babendererde - Indigosommer
    Christoph Marzi - Lycidas




    "Wenn der Wind des Wandels weht,
    bauen die einen Mauern,
    die anderen Windmühlen"

  • Ein paar meiner Kollegen haben dieses Buch ziemlich gelobt, darum hab ichs mir gekauft und auch gleich gelesen.


    Ich fands eher mässig. Zwar fand ich den Erzählstiel sehr gut, nur kann ich mit den Kurzgeschichten nicht viel anfangen. Total übertrieben...
    Es wurden kleine Lebensausshnitte von verschiedenen Personen beschrieben, welche wohl ein ziemlich verkacktes Leben führten:)
    Für mich wars fast so à la: Ach das Leben ist sooo scheisse, hoffentlich verrecke ich bald. Diese "Trübsal-Blaserei" mag ich nicht.


    Beim Durchlesen der Gedichte bin ich fast eingenickt. Eins, zwei die taugten. Aber ansonsten :thumbdown:

  • Ich finde dieses Buch ist eines der ueberfluessigsten, welches ich je gelesen - ja leider sogar gekauft habe.
    Ein Buch voll von abgedroschenen Spruechen, Faekalsprache und unwirklichen Charakteren/Handlungen.
    Unglaubwuerdig, billig und "Literatur" der untersten Schublade, wie ich finde - das ist nicht aufruettelnd, das ist nicht schockend, das ist einfach richtig grosser Mist.


    Soviel jedenfalls meine Meinung zu diesem Werk :wink:

    "Wenn ich einer Untergrundkultgemeinschaft beitrete, erwarte ich Unterstützung von meiner Familie!" (Homer Simpson)


    :montag:

    Einmal editiert, zuletzt von Eol ()

  • Ich hab das Buch bei EMP gefunden und gekauft. Ich habs im April 07 gelesen und mir danach auch das Zweitbuch zugelegt (noch nicht gelesen).


    Man muss wirklich sagen, dass diese Art von Bücher wirklich keinem zu Gemüte geführt werden sollte, der Zeit seines Lebens nie solche Art von Erlebnissen gemacht hat.


    Das Buch ist irgendwie faszinierend finde ich, weil ich bis zu dem Zeitpunkt, wo ich das Buch zu lesen begann, gar nicht wusste, dass es auch solche Bücher gibt, die also nur über das Negative des Lebens berichten.


    Bei den Gedichten danach hab ich aber aufgehört, die werde ich mir wahrscheinlich so schnell nicht einverleiben! :-& Irgendwann kommt auch das zweite Buch dran, mal sehen.

    :winken: *~Arroganz ist das Selbstmitleid des Minderwertigkeitskomplexes~* :winken:

  • Ich finde die Tendenz, das die geschilderten Ereignisse und die Buchtitel immer extremer und marktschreierischer sein müssen irgendwie beängstigend.
    Eine Kollegin hat es vor einiger Zeit des Titels willens gekauft und war am Ende auch nicht wirklich angetan, ihr Angebot steht noch, dass sie es mir leihen würde. Aber irgendwie zieht das Buch bei mir nicht...

    Shalom, kfir


    :study: Joe Hill - Teufelszeug
    :thumleft: Farin Urlaub - Indien & Bhutan - Unterwegs 1 #2533 signiert


    "Scheiss' dir nix, dann feit dir nix!"

  • Habs gerade angefangen zu lesen. Der Inhalt ist bisher recht amüsant und die Sprache ist mal was anderes :loool:
    Ich meld mich wieder wenn ich durch bin. Bis dann.


    Liebe Grüße,


    Kali :winken:

    „Verrücktheit ist unendlich faszinierender als Intelligenz, unendlich tiefgründiger. Intelligenz hat Grenzen, Verrücktheit nicht.”


    Claude Chabrol (*1930), frz. Filmregisseur u. -kritiker

  • Hmm.. bin heut zum Ende gekommen, besser gesagt bei den Gedichten war dann auch schon Schluss. :roll: Ingesamt wars mal
    ne nette Abwechslung aber ich hatte ein wenig mehr erwartet. Tja, wieder was dazu gelernt:
    nie wieder Bücher nur wegen der Titel kaufen :!:

    „Verrücktheit ist unendlich faszinierender als Intelligenz, unendlich tiefgründiger. Intelligenz hat Grenzen, Verrücktheit nicht.”


    Claude Chabrol (*1930), frz. Filmregisseur u. -kritiker

  • Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt :cheers: Der Titel und auch der Klappentext waren ansprechend. Nun bin ich abgeneigt und spare mir das Geld ;)

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Dieses Buch hatte mal einer an der Uni dabei und weil ich generell bei jedem, der ein Buch mit anschleppt, gucke, was er liest (natürlich nur Leute die ich kenne *hihi*), hab ich auch ihn danach gefragt und er hat mir so ein bisschen erzählt. Hat aber auch nicht so meinen Geschmack getroffen, vor allem auch da ich lieber längere Werke lese als Kurzgeschichten.

    Ich :study: gerade:
    Astrid Lindgren - Los Hermanos Corazón de León
    Donal O'Shea - The Poincaré Conjecture
    Mary Janice Davidson - Undead and Unwed
    Charlotte Link - Die Rosenzüchterin

  • Oh man... Stand zum zweiten Mal vor der Wahl, dieses Buch zu kaufen, war natürlich wieder total unschlüssig und hab hier geschaut. Wusste gar nicht mehr, dass ich schonmal was zu diesem Buch geschrieben habe :) Und wieder Geld gespart .. :dance:

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Habe mal in das Buch reingeschnuppert, als ich es auf einem Stapel bei Hugendubel liegen sah - und war voll abgeschreckt! Unterstreichen kann ich vor allem die Meinungen von Eol und kfir. Bei so was wundert es mich, wie der Autor an einen Verlag gekommen ist. Allerdings scheint es ja en vogue zu sein, mit Kraftausdrücken die Literatur zu verhunzen. Ich finde das einfach nur traurig. Ich meine, ist das Leben von vielen nicht schwierig genug, muss man sich da noch von einem pubertären Herrn aufzeigen lassen, wie sch***e er drauf ist?! Ich jedenfalls nicht. Sozialkritisch kann man sich auch auf niveauvollere Art äußern.

  • Ich habe das Buch auch vor einiger Zeit gelesen und muss sagen, dass sich meine Begeisterung eher in Grenzen hält...
    Klar, es ist ein noch eher seltener Stil, den ich in dieser Form zum erstem Mal kennengelernt habe, aber die doch sehr plastische Beschreibung der Personen und deren Schicksalsschlägen, war ehrlich gesagt mehr, als ich wissen wollte.


    Meiner Meinung nach lässt sich der sozialkritische Aspekt deutlich erkennen, doch wie Yael schon geschrieben hat, kann man dies auf eine weniger anstößige Art machen.

  • Das Schöne an dem Buch ist, dass es sehr kurzweilig und unterhaltsam ist. Ich habe den ersten Teil ganz schnell durchgelesen, aber so schnell wie man's liest, so schnell ist der Inhalt auch wieder weg. Es bleibt nicht wirklich viel von dem Buch hängen, finde ich. Und die Negativität der Geschichten ist manchmal schon erschlagend. Trotzdem würde ich dem Buch 3 Sterne geben und auch das aktuelle Werk von Herrn Bernemann würde mich interessieren.

  • Das erste Buch ist wohl okay.
    Allerdings ist der zweite Band dagegen sehr gut. Die Kurzgeschichten werden immer "abgedrehter" und die Personen die einen kurzen Einblick in ihr Leben lassen werden immer unterschiedlicher. Mir gefiel Band 2 einfach sehr viel besser.

    Höflichkeit ist Klugheit, folglich ist Unhöflichkeit Dummheit.
    (Schopenhauer)

  • Ich habe beide Teile gelesen. Und auch Bernemanns drittes Buch "Satt.Sauber.Sicher".
    Den ersten Teil fand ich größtenteils noch wirklich gut. Die Zusammenhänge der einzelnen Geschichten fand ich spannend und passt auch zu meiner "Die Welt ist ein Dorf" Ansicht. Auch gabs einige Stellen die mich zum Nachdenken anregten.
    Aber der zweite Teil gefiehl mir schon gar nicht mehr. Ich fand die Geschichten zu überdreht und aufgesetzt.
    Das in unserer Gesellschaft einiges falsch läuft wissen wir ja, aber deswegen muss man Positives ja nicht total ausblenden. Ich hatte das Gefühl Bernemann wollte zwanghaft schockieren und den ersten Teil übertreffen.

    "Der Mensch unterscheidet sich vom Rechner durch die Fähigkeit der Schlamperei, durch seine Begabung Probleme zu umgehen..." Juli Zeh, Spieltrieb

  • Ha! Da bin ich aber erleichtert, dass ich nicht die einzige bin, die sich das Buch auf Grund des Titels gekauft hat, und dann nicht so begeistert war.



    Ich hab das Buch beim Stöbern in der Buchhandlung entdeckt und fand natürlich den Titel sofort interessant. Nachdem ich die Rückseite durchgelesen habe, war ich richtig euphorisch und kommt es kaum mehr erwarten, nach Hause zu kommen um gleich mal rein zu lesen.



    Leider wurde ich total enttäuscht, vorallem als ich entdeckt hab, dass knapp 1/3 des Buches voll Gedichte ist, mit denen ich überhaupt nichts anfangen konnte.



    Naja, das war mir eine Lehre, und seit dem bewerte ich Bücher nicht mehr vorschnell, nur auf Grund des Titels... :wink:

  • Irgendwie tu ich mich bei dem Buch voll schwer, mir eine richtige Meinung zu bilden. Einerseits fand ich es echt gut vom Schreibstil her und wie die einzelnen Geschichten miteinander verflochten waren, aber inhaltlich war es teilweise echt grausig... Manchmal muss man schon sagen "Ja, der Mann schreibt, wie es ist" und dann wars wieder total abwegig und so krass, dass ich das Buch aus der Hand legen musste. Die Abgründe, die sich da auftun, sind schrecklich, man will es gar nicht glauben, aber wer kann schon sagen, was im Kopf eines Menschen vorgeht, dem man vielleicht auf der Straße übern Weg läuft...


    Da ich den Doppelband hab, hab ich mir den zweiten Teil auch gleich gegeben^^ Der ist vom Inhalt her nicht mehr so krass, aber mir fehlte der Schreibstil vom ersten. Dieses abgehetzte Gefühl, das man beim Lesen hatte, die abgehackten Sätze, die die Gedankenfetzen beschreiben, als wär man selbst im Drogenrausch, das hat mir irgendwie gefehlt^^


    Naja, ist jetzt meiner Meinung nach kein Buch, das man ein zweites Mal lesen wird^^


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Mir hat das Buch, bzw die Bücher, da ich Band 1&2 zusammen habe, sehr gut gefallen.
    Es ist makaber, schockierend, stellenweise sehr eklig beschrieben und
    verstörend - andererseits stimmt es nachdenklich und an einigen Stellen
    empfand ich persönlich es als sehr emotional.


    Es stimmt, was der Rückentext verspricht, das sich ein roter Faden
    durch die Geschichten zieht und die Geschichten sich aneinander knüpfen.
    Mir ging es beim lesen oft so, das ich dachte, ach so, das ist der und
    die und das erklärt dies und jenes. Die Kapitel sind relativ kurz
    gehalten, was ich beim lesen als sehr angenehm empfand. Außerdem gefällt
    mir der Schreibstil von Dirk Bernemann sehr gut.


    Warum, kann ich gar nicht wirklich sagen, aber dieses Buch habe ich
    zur richtigen Zeit aus dem Regal gezogen und ich bin froh, das ich es
    endlich gelesen habe, nachdem es als Weihnachtsgeschenk vor ein paar
    Jahren erstmal im Regal verschwunden ist.


    Mein Fazit: Ich kann das Buch (die Bücher) weiterempfehlen und freue mich auf Teil 3, aber es ist, wie so oft, eben Geschmackssache :wink: