David Grossman - Zickzackkind

  • Inhalt:


    Nur eine Woche vor seinem 13. Geburtstag wird Amnon (Nono) Fejerberg von seinem Vater und desssen Freundin Gabrielle aus Jerusalem nach Haifa geschickt, wo er von seinem Onkel noch einige wichtige Lektionen vor seiner Bar Mizwa lernen soll. Allein im Zug fühlt er sich von seinen Lieben verraten und meint den wahren Grund für seine Reise zu kennen: er soll das Beziehungsende der beiden nicht miterleben müssen.


    Wie sehr er irrt, erfährt er allerdings schon bald durch einen Brief, der in seinem Abteil für ihn hinterlegt wird:


    Zitat

    Auf Deiner Fahrt kann allerhand geschehen! Vielleicht wirst Du nie nach Haifa gelangen! Vielleicht werden sich haarsträubende Abenteuer zutragen, von denen Du nicht zu träumen wagst! Möglicherweise wirst Du neue Freunde finden und alte Feinde! Vielleicht stößt Du ja auf uns! Achtung, es geht los!
    S. 39


    Um das Abenteuer zu starten, muss Nono nur im dritten Abteil des Waggons links von ihm eine Person mit folgenden Worten ansprechen: "Wer bin ich?"


    Diese Aufgabe spricht sowohl seinen Sinn für Abenteuer an als auch seine Erfahrungen als Juniorpolizist (er ist lange Jahre in der Polizeiarbeit durch seinen Vater geschult worden).


    Leider (oder zum Glück?) entscheidet er sich für die falsche Person und lernt Felix Glick kennen, einen Gentleman-Gauner der alten Schule. Sehr charismatisch, liebenswert und unberechenbar. Kein Wunder, dass Nono ihm nach ihrem ersten Abenteuer (eine Fahrt in der Lok des Zugs) verfällt.


    Auf dieser Reise werden er, Felix und seine Familienangehörigen viel über sich und die anderen lernen!


    Meine Meinung:


    Der Roman ist für Jugendliche ab 13 Jahre empfohlen, doch auch junggebliebene Erwachsene werden ihr Lesevergnügen an seinem lockeren Ton, den spritzigen Einfällen und liebevollen Beschreibungen haben! Neben der Handlung bekommt man als Leser auch einen bildhaften Eindruck von dem Leben in Israel und den unterschiedlichen Lebensstilen in Haifa, Jerusalem und Tel Aviv.


    Die Atmosphäre des Buches wechselt zwischen verschiedenen Stimmungen: mal ist es melancholisch, sentimental, liebevoll, amüsant, und manchmal spannend und mitreißend. Dem Autor gelingt es, eine tolle Geschichte über das Erwachsenwerden zu erzählen. Einige Lebensweisheiten bereichern die Handlung, ohne sie in das Platte oder Kitschige herabzuziehen.


    Die Vielseitigkeit der Geschichte hat mich sehr angesprochen und ich werde wahrscheinlich noch viel von dem Autoren lesen. Ich bin wirklich froh, den Roman nun endlich gelesen zu haben!


    Empfehlenswert für alle, die anspruchsvolle Jugendromane mögen! :thumleft:

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

    Einmal editiert, zuletzt von Fezzig ()

  • Im hebräischen Original trägt das Buch den Titel: Jesh Jeladim Zigzag, leider habe ich dazu keine ISBN ausfindig machen können.


    Fezzig hat den Inhalt bereits sehr schön wiedergegeben, doch kann ich mich ihrer persönlichen Meinung leider nicht anschließen.


    Ich empfand das Buch Zickzackkind in keinem Moment als spannend und war oft genug von der sprachlichen Ausarbeitung irritiert. Anfangs dachte ich noch, das Problem läge in der Übersetzung, weil möglicherweise die Übersetzerin ihre Kenntnisse der deutschen Sprache vornehmlich aus alten Heinz-Rühmann- und Peter-Alexander-Filmen schöpft?
    Doch sehr bald wurde mir klar, dass beinahe der gesamte im Buch vorherrschende Ton, und zwar nicht nur sprachlich, mich an einen rührseligen Heinz-Rühmann-Streifen erinnert. Mir persönlich kommen die Handlung selbst als auch die einzelnen Personen viel zu „seufzerlastig“ vor, oft genug fand ich eine für mich eine fast unerträgliche Kombination von Heldenhaftigkeit und Wehleidigkeit.


    Hiervon muss ich jedoch Gabis Charakter ganz klar ausnehmen: die stark übergewichtige Dame wird vom Autor im Buch als charmant-witziges Persönchen dargestellt, das meiner Meinung nach viel zu schade für den Rest des Buches ist.


    Als Nachsatz ist im Buch Folgendes zu lesen:

    Zitat

    David Grossman wurde 1954 in Jerusalem geboren und gehört heute zu den bedeutendsten Erzählern der israelischen Gegenwartsliteratur. Seine Romane, Sachbücher und Kinderbücher wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt.


    Ich weiß nicht, ob die Lobeshymnen auf den Autor und die zahlreichen Preise jemanden dazu verleiten könnten, seinem Kind das Buch Zickzackkind mit der strengen Auflage zum Durchlesen aufzunötigen (siehe dazu dieser BT-Thread).
    In diesem Fall würde ich aus meiner persönlichen Sicht heraus von diesem Buch unbedingt abraten: ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass Zickzackkind mit seinen oft altklugen Sätzen bei einem meiner Kinder positiv ankommen könnte. Ich würde eher vermuten, dass es sich hierbei um einen Titel handelt, der Kinder vom Lesen abschrecken statt sie dazu verführen könnte. Dem Buch fehlt der zeitlose Charme eines Astrid-Lindgren-Buches; wenn ich ehrlich sein soll, fehlt dem Buch eigentlich jeglicher Charme.


    Dass Spannung mit der Szene in der Lokomotive fast am Anfang des Buches erzeugt werden soll, ist klar zu spüren, aber die Szene wirkte auf mich forciert und ungeschickt. Ein anderes Kapitel, in dem Nono als Torero und vier weitere Jungs mit selbstgebastelten Banderillas auf die Zuchtkuh Pesja losgehen, um sie stilgerecht nach spanischer Stierkampftradition zu erlegen, empfinde ich als ausschließlich peinlich. Ich verstehe nicht, wie ein Autor damit bei Jugendlichen ankommen will.


    Es wäre jedenfalls für mich interessant, von jungen Menschen im Alter von etwa dreizehn bis sechzehn Jahren zu hören, was sie selbst von Zickzackkind halten, auch wenn sie es vielleicht nicht bis zum Ende durchgelesen haben sollten.

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

    Einmal editiert, zuletzt von Hypocritia ()

  • Autor: David Grossman


    Seiten: 427


    Verlag: Carl Hanser Verlag


    ISBN-10: 3423620285


    ISBN-13: 978-3423620284




    Autor:


    David Grossman, 1954 in Jerusalem geboren, ist ein israelischer Autor
    und Friedensaktivist, der zahlreiche Bücher im Bereich der Kinder- und
    Jugendliteratur veröffentlichte, aber auch verschiedene Romane und
    Essays. Anfangs studierte er an einer israelischen Universität
    Philosophie und Theater, bevor er seine Arbeit bei der
    öffentlich-rechtlichen Hörfunkanstalt Kol Israel begann. Dort war er
    federführend für eine populäre Kinderradiosendung verantwortlich und
    ließ sein erstes Hörspiel produzieren, welches später als Buch unter den
    Titel "Ein spätes Duell" verlegt wurde. Er äußerte sich mehrfach
    kritisch zum Nahost-Konflikt und der Regierungspolitik Israels, forderte
    zusammen mit anderen Schriftstellern im Rahmen der Genfer
    Friedensinitiative ein Ende der Kampfhandlungen im Libanon 2006. Wenige
    Tage später fiel sein Sohn bei Kampfhandlungen in eben diesen Konflikt.




    Handlung:


    An seinen dreizehnten Geburtstag feiert Nono Bar Mizwa. Aus diesen
    Anlass, dem Abschied von der Kindheit, hat sein Vater sich ein
    Detektivspiel ausgedacht. er schickt Nono auf eine Reise mit dem
    Auftrag, in der Eisenbahn jemanden zu finden und mit den Worten: "Wer
    bin ich?", anzusprechen. Nono entscheidet sich für die, wie sich später
    herausstellt, falsche Person. Felix Glick, einen alten Ganoven, den sein
    Vater einst dingfest gemacht hatte und erlebt die zwei aufregensten
    Tage, die sein Leben immer verändert werden. Er erfährt die Wahrheit
    über seine Eltern, deren Liebe ihn zum "Zickzackkind" gemacht hat.




    Rezension:


    Zugfahrten eignen sich offenbar als Aufhänger für einen Beginn oder den
    Anstoß einer interessanten und wundervollen Geschichte. Das war bei
    „Harry Potter“ so und ist auch im Falle vonb David Grossmans
    „Zickzackkind“ nicht anders. Nono ist ein solches. Ein chaotischer
    Junge, den Kopf voll mit Streichen und allerlei Unsinn, in der Schule
    weder von seinen Klassenkameraden und schon gar nicht von den Lehrern
    fassbar. Ein liebenswerter Sonderling, der vom Autor bzw. seinen Vater,
    einen leidenschaftlichen und einst sehr erfolgreichen Polizisten und
    dessen „Freundin“ Gabi, Nonos Ersatzmutter, auf eine Reise geschickt
    wird, für die sich die beiden Erwachsenen ein kleines Detektivspiel
    ausgedacht haben. Der „Zug“ geht nach hinten los und Nono trifft einen
    älteren Herrn und erlebt, „wie schwer es ist, eine Lokomotive zu fahren
    und sich das Lokomotive fahren, wieder abzugewöhnen“ und eine Reihe
    unglaublicher Geschichten, die sein Leben für immer verändern werden und
    alles auf den Kopf stellen, was der Junge bisher über seine Eltern
    geglaubt hat, zu wissen. Der Leser erlebt dies alles vom ruhigen
    Lesesessel aus und hat dennoch das Gefühl, selbst ein Nono zu sein und
    wünscht sich, die Abenteuer mitzuerleben, wie sie Grossman beschreibt,
    fiebert mit den Jungen und gerät genau so in Verzweiflung und
    Nachdenklichkeit. Ein Roman also, genau so zickzack wie Nono selbst,
    eine holprige Zugfahrt, deren Auflösung man mit jeder Seite mehr
    entgegenfiebert.




    Euer fidibo

  • Im hebräischen Original trägt das Buch den Titel: Jesh Jeladim Zigzag, leider habe ich dazu keine ISBN ausfindig machen können.


    Deshalb hier die englische Version: The Zig Zag Kid

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker: