Anne Rice
Blood and Gold
Ballantine (2002/Softcover)
ISBN 0-345-40932-9
564 Seiten
Den meisten Freunden von Vampirgeschichten und neo-gotischer Literatur sind die Romane von Anne Rice gut bekannt und auch die Nichtleser, die dafür lieber Filme gucken kennen zumindest „Interview mit dem Vampir“ und den eher etwas albernen „Königin der Verdammten“.
L´Estat – der bekannte Blutsauger aus diesen Romanen und Filmen – spielt in diesem Werk eine eher unbedeutende Rolle und diese eigentlich auch nur am Beginn des Romans. Thorne – ein alter Vampir – hat Jahrhundert in einer Hölle schlafend verbracht und hat nur mit Hilfe des Geistgeschenks den Vorgängen in der Welt gelauscht und sich daran erfreut. Doch die Ereignisse um L´Estat und um Akaasha (wie in den beiden Filmen und den dazu gehörigen Büchern berichtet) haben sein Interesse erweckt und er beschließt seine Höhle zu verlassen und sich die Welt anzuschauen und einen der an der Zerstörung Akaashas Beteiligten zu finden um mehr über diese Ereignisse in Erfahrung zu bringen. Nach kurzer Zeit findet er in einer Schänke Marius, der ihn freudig aufnimmt und ihm seine Lebensgeschichte erzählt. So weit die Rahmenhandlung dieses Romans.
Im Weiteren erfahren die Leserin und der Leser die ganze Geschichte Marius´ vom Moment seiner „Geburt im Blute“ bis zu den Ereignissen um Akaasha und L´Estat. Wir lesen von seiner gloriosen Zeit in Rom, in der er bereits der Wächter „Derer, die bewahrt werden müssen“ war, seine Beobachtungen des Aufstieg des Christentums und wie dieser auf die Gemeinschaft der Vampire wirkte, sein Entsetzen über den Fall Roms und die Verschiebung der weltlichen Mach nach Byzanz, sein eigener Umzug nach Byzanz und seine Bewunderung für den Maler Botticelli, den er weit über Michelangelo schätzte. Wir erfahren auch von seiner fieberhaften, Jahrhunderte dauernden Suche nach Pandora, von der er sich noch vor Christi Geburt im Streit getrennt hatte, seine Schaffung von Amadeo – später Armand – in Lorenz und seiner Tätigkeit als Lehrer für junge Sterbliche und wie diese Tätigkeit durch das Wirken der vom Christentum negativ beeinflussten Vampire beendet wurde. Dabei lernen wir auch die Umstände kennen unter denen Armand – L´Estats späterer Freund – der Anführer der Vampire in Paris wurde. Schließlich lernt Marius auch die Mitglieder der Talamasca kennen und mit deren Hilfe erfährt er Einiges über die Reisen Pandoras, die er schließlich in Dresden wiedertrifft, wo er auch einen neuen Schrein für „Die, die bewahrt werden müssen“ errichtet hat.
Der gewollt antiquierte sprachliche Stil und die damit verbundenen häufigen Wiederholungen und ständigen Betonungen von Gemütszuständen und ihren Wirkungen sorgen des Öfteren für ermüdende Längen bei der Lektüre dieses Romans, was aber seiner insgesamt eher positiven Wirkung keinen allzu großen Abbruch tut. Wer die frühen Romane Rice´ schätzte wird sie hier wieder nahe ihrer früheren Form finden und die Enttäuschungen des letzten paar Romane mit Freuden vergessen. Für Nichtvertraute mit Rice Werk ist dieser Roman allerdings höchstwahrscheinlich eher unzugänglich und diese sollten zumindest „Interview mit dem Vampir“, „Königin der Verdammten“, „Pandora“ und „Der Körperdieb“ lesen um sich auf dieses Buch vorzubereiten. Wie Kaffe und gewisse alkoholische Getränke ist die Lektüre von Rice ein acquired taste, der der Leserin und dem Leser Einiges abverlangt, genau wie manche älteren Werke der Weltliteratur.