Jean Rhys - Die weite Sargassosee / Sargassomeer / Wide Sargasso Sea

  • Antoinette Cosway wächst in der Karibik auf, im ständigen Spannungsfeld zwischen Schwarz und Weiß, mit einer exzentrischen Mutter, einem behinderten kleinen Bruder und ihrem Stiefvater Mr. Mason, der die Kinder akzeptiert, ihnen aber auch nicht allzu viel Wärme entgegenbringt. Nach einem verheerenden Brand hat Antoinette fast alles verloren: ihr Zuhause, ihren kleinen Bruder und ihre Mutter, die die Katastrophe zwar überlebt hat, aber am gleichzeitigen Verlust ihres geliebten Heims und ihres kleinen Sohnes zerbricht.


    Antoinette wird auf ein Internat geschickt und später mit einem jungen Engländer verheiratet (bei dem es sich natürlich um Edward Rochester aus "Jane Eyre" handelt, auch wenn sein Name nie genannt wird). Eine arrangierte Ehe, die hauptsächlich aus finanziellen Überlegungen heraus zustandekam, obwohl die beiden zu Beginn gar nicht unglücklich miteinander sind. Doch die Beziehung kippt immer mehr, Rochester fühlt sich unwohl auf der Insel mit ihren fremdartigen Gebräuchen und den ständig im Hintergrund schwelenden Auseinandersetzungen zwischen Schwarzen und Weißen, Armen und Reichen, und findet keinen Draht zum dortigen Leben, während gleichzeitig der Verdacht genährt wird, um Antoinettes Verstand sei es nicht allzu gut bestellt. Eine Katastrophe scheint vorprogrammiert, wenn sich nicht eine Lösung findet.


    Wer "Jane Eyre" kennt, weiß auch, wie diese Lösung am Ende aussehen wird und wie das Ganze ausgeht. Wie es dazu kommt, wird sehr eindrucksvoll im Schlusskapitel von "Wide Sargasso Sea" beschrieben, dem für mich stärksten Teil des Buches.


    Schade, dass es auch der kürzeste ist. Bis zu diesem Punkt kam ich nämlich nicht allzu gut zurecht mit dem Buch. Ein bisschen ging es mir wie Antoinette mit ihrem ganzen Leben oder auch Rochester mit dem karibischen Leben. Ich war schlichtweg überfordert von dem oft elliptischen, wenig geradlinigen Stil. Vieles muss man sich mühsam zusammenreimen aus den Brocken, die einem die Autorin hinwirft. Ich muss nicht alles auf einem Silbertablett serviert bekommen, aber in diesem Buch fiel es mir ausgesprochen schwer, auch nur ansatzweise einen Überblick zu behalten, obwohl das Werk keine 200 Seiten umfasst und einiges (zumindest in meiner Penguin-Ausgabe) in Endnoten erläutert wird.


    Aber ohne diese Anmerkungen und die Vorkenntnisse aus "Jane Eyre" hätte ich schätzungsweise gar nichts begriffen. Für mich war ein Großteil des Buches eine wilde Mischung aus seltsamen Figuren, exotischer Kulisse, Pidgin-Englisch und bruchstückhaft angedeutetem historischem Hintergrund, die sich leider nicht zu einem harmonischen Ganzen gefügt hat.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Jean Rhys - Die weite Sargassosee/Sargassomeer/Wide Sargasso Sea“ zu „Jean Rhys - Die weite Sargassosee / Sargassomeer / Wide Sargasso Sea“ geändert.