Sommersonne, Wintersonne.
Die eine bringt den Alltag, die andere die Angst. Die eine bringt Freude, die andere Schmerz. Besonders für einen Wintergeborenen wie Vain. Doch seine Sorgen übersteigen den Sonnenwechsel bei Weitem.
"Wintersonne" ist ein Wälzer der besonderen Art. Über 700 Seiten, aber meiner Meinung nach hätten es noch viel mehr sein können, denn keine einzige war langweilig. Die Charaktere, ob Haupt- oder Nebencharaktere, waren so gut ausgearbeitet, mit ihren Eigenschaften und ihren Beziehungen zu den anderen, dass ich mir auch stundenlang ein einfaches Gespräch zwischen Ronan und Omayra hätte durchlesen könne (ihr werdet verstehen, wieso). Und gerade diese Beziehungen haben das Buch perfekt gemacht. Alles scheint auf die eine oder andere Weise miteinander verknüpft zu sein. Vor allem die Vergangenheiten der Charaktere sind spannend und werden stückweise ans Licht gebracht. Der ein oder andere hat vielleicht etwas mit den seltsamen Gegebenheiten zutun, die sich um Term und Pulsa abspielen und für die keiner eine Erklärung finden kann.
Wem kann man vertrauen, wenn jeder Geheimnisse zu haben scheint?
Das Einzige, was noch besser war als die Figuren, ihre Beziehungen und ihre Entwicklungen, sind die Rätsel, welche die Autorin hervorragend gesponnen hat. Ein Buch voller Andeutungen, die nach und nach ein Gesamtbild ergeben, mit dem sicher niemand gerechnet hätte. Man sollte sich für das Buch Zeit nehmen, es ist sicher nichts für Nebenbei, denn die Geschichte ist komplex durchdacht, die Wahrheit manchmal versteckt zwischen den Zeilen, doch genau das macht es zu einem besonderen Buch. Wenn man "Wintersonne" eine Chance gibt und sich auf die Geschichte einlässt, habe ich kein Zweifel, dass darin einige ihr neues Lieblingsbuch finden werden.
Mich zumindest hat es zum lachen und zum weinen gebracht und ganz oft saß ich irgendwo und jeder um mich herum konnte meine Kinnlade nach unten fallen sehen, weil wieder etwas Unvorhersehbares geschehen ist, das aber im Nachhinein auf jeder Ebene Sinn ergab.
Was die Autorin geschaffen hat ist ein Werk, das einen mitreißt und nicht mehr gehen lässt. Ich freue mich ungemein auf den zweiten Teil und werde ihn mit Sicherheit verschlingen. Denn auch wenn am Ende einiges aufgeklärt wurde, gibt es noch immer Rätsel, die gelöst werden müssen und ein Geheimnis, das offenbart werden sollte ... oder lieber doch nicht?
"Meine Freiheit, meine Freiheit,
wenn uns anders keine Wahl bleibt,
kämpfen wir wie wildes Tier
für ein kleines Stück von dir."
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Verlag: tredition
