Jean-Claude Vinet – Mörderisches La Rochelle

  • Nach tollem Start hat es bei mir einen Nerv getroffen


    Buchmeinung zu Jean-Claude Vinet – »Mörderisches La Rochelle«


    »Mörderisches La Rochelle« ist ein Kriminalroman von Jean-Claude Vinet, der 2024 bei Bastei Entertainment erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für das Ermittlerteam um Commissaire Chevalier.


    Zum Autor:
    Jean-Claude Vinet ist das Pseudonym eines deutschen Autors von Kriminalromanen, den seine Liebe zu der wundervollen Region um La Rochelle am Atlantik dazu inspiriert hat, diese zum Schauplatz seiner neue Krimi-Reihe zu machen. Der Autor, der von sich behauptet, kein Land besser zu kennen als Frankreich, lebt mit seiner Familie in Trier.


    Zum Inhalt:
    Commissaire Chevalier muss seinen Urlaub abbrechen, da auf einem Parkplatz an der Küste drei Leichen gefunden werden, die jeweils mit zwei Kopfschüssen getötet wurden. Was hat das ermordete Urlauberpaar mit einem einheimischen Fahrradfahrer zu tun?


    Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich am Anfang sehr gut unterhalten. Ein spannender Kriminalfall, atmosphärische Beschreibungen von Land und Leuten, auflockernde Nebenhandlungen aus dem privaten Umfeld der Ermittler, ein angenehmer Schreibstil und schließlich ein paar lukullische Tipps. Insbesondere Commissaire Chevalier war mir mit seiner zurückhaltenden Art sehr sympathisch und seine Kompetenz war spürbar. Er versuchte jederzeit Fall und Familie gerecht zu werden und hatte ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter und deren Probleme. Dann gab es aber einige Ungereimtheiten, die mich sehr störten. Ein Mitarbeiter aus dem Team wurde gegenüber einem Zeugen handgreiflich und konnte trotzdem einfach so weiterarbeiten. Auch wurde aus meiner Sicht zu sehr in Richtung des ermordeten Beifahrers ermittelt, während die Ermittlungen um das ermordete Ehepaar in den Hintergrund traten. Dann kam es zu einem gefährlichen Einsatz mit Schusswaffengebrauch und einem schwer verletzten Polizisten. Auch Chevalier wurde erheblich verletzt, nahm jedoch alsbald wieder den Dienst auf. Keine Schutzsperre und keine psychologische Betreuung. Wieder ein Polizeieinsatz und mit mehr Glück als Verstand kam Commissaire Chevalier, der harte Hund, mit dem Leben davon. Zweifelsohne waren die zugehörigen Sequenzen sehr spannend, aber realistische Polizeiarbeit sieht anders aus. Übrigens wurde der Fall nach einem weiteren Twist vollständig und nachvollziehbar aufgelöst, aber das habe ich nur am Rande wahrgenommen.


    Fazit:
    Ein Kriminalroman mit allen Zutaten, die eine gute Geschichte auszeichnen. Dann geht aber die „Bodenhaftung“ verloren und grundlegende Polizeiarbeit wird ignoriert, als ob sich die Figuren in einem Freiraum bewegen. So kann ich den Titel nur noch mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) bewerten und nehme von einer Leseempfehlung Abstand.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln