Ann Petry – Country Place

  • Klappentext/Verlagstext

    Ein kleiner Ort in Connecticut: Johnnie kommt aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Die Kleinstadt ist nicht das Idyll, zu dem Johnnie sie in seiner Sehnsucht gemacht hat – ebenso wenig wie Glory die wunderbare Ehefrau ist, die Johnnie in ihr sehen wollte, wie er nach und nach erkennen muss. Johnnie empfindet sich nicht nur als Kriegsveteran, sondern auch als Veteran »des nicht enden wollenden Kampfes zwischen denen, die zu Hause blieben, und denen, die weggingen«.

    Das Städtchen Lennox ist klatschsüchtig, böswillig und dünkelhaft. Es pflegt seine Verachtung für alles Fremde: das schwarze Dienstmädchen Neola, der portugiesische Gärtner, der jüdische Anwalt und die irischen Katholiken der Stadt gelten als »anders« und nicht dazugehörig.

    Ann Petry zeigt, was passiert, wenn alle Fassaden bröckeln und ein großer Teil der Einwohner von Lennox sich als menschlich mies, intolerant, reaktionär oder gierig entpuppen. Bis auf wenige Ausnahmen: Johnnie und die alte Mrs. Gramby. Diese beiden ordnen ihr Leben oder das Leben ihrer Mitmenschen neu und besser...


    Die Autorin

    Ann Petry (1908-1997) war Journalistin, Pharmazeutin, Lehrerin und Gemeindeaktivistin. Ihre drei Romane, zahlreichen Kurzgeschichten, journalistischen Texte und Kinderbücher beschäftigen sich mit der Frage, was es bedeutet, afroamerikanisch bzw. weiß zu sein, sowie mit Rassismus in all seinen Facetten. »The Street« war der erste Roman einer afroamerikanischen Frau, der sich über 1,5 Millionen Mal verkaufte.


    Inhalt

    Als Johnnie Roane nach vier Jahren aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrt, scheint im fiktiven Lennox am Long Island Sund alles unverändert. Der Krieg, in dem Johnnie diente, fand in Europa und Afrika statt, er muss weder ein Elternhaus in Trümmern noch den Tod seiner Angehörigen befürchten. Wie auch andere Wehrpflichtige hat Johnnie kurz vor der Einberufung geheiratet, Glory, die in Perkins Lebensmittelladen arbeitet. Die Beziehung des Paars ist in Johnnies Abwesenheit nicht stehengeblieben, er erträumt sich ein Kunststudium in New York, für das er als Veteran ein staatliches Stipendium erwartet, Glory will jedoch unbedingt ihren Arbeitsplatz in Lennox behalten.


    Durch die Heirat von Glorys Mutter Lillian mit Peter Mearns Gramby rückt eine wohlhabende weiße Familie in den Focus, mit (u. a. schwarzem) Dienstpersonal und einem Dünkel, der knapp bis in Mearns 50. Lebensjahr jede Beziehung zu Frauen hintertrieben hatte. Lillian steht der Sinn danach, das Grambysche Vermögen zu erben, während Johnnies Abwesenheit hat sie jedoch ein Verhältnis zu Ed gepflegt, der praktisch jede Frau im Ort schon in seiner Hütte zu Gast hatte. Beobachtet werden all diese Verbindungen vom Taxifahrer „das Wiesel“, genialer Erzähler und Volkes Stimme der WASPs, der über umfangreiches erpressungstaugliches Wissen verfügt. Eine Figur, die ebenfalls jeden und alles im Blick hat, ist Icherzähler Doc Fraser, der alte Apotheker und Besitzer des Drugstores.


    Fraser, der täglich Krankheiten, Süchte und Schwächen seiner Kunden studieren kann, erzählt abwechselnd mit einem allwissenden Erzähler, der den provinziellen Sumpf aus Missgunst und Rassismus demontiert in einem Ort, der keine „richtige“ Stadt ist. Schon in der Einstiegs-Szene von Johnnies Rückkehr nach Lennox zieht Anne Petry ihre Leser:innen ins Geschehen und lässt sie nicht wieder von der Angel. Ein Sturm, der tagelang die Stromversorgung kappt, wird schließlich alle Geheimnisse freilegen.


    Fazit

    Beinahe spannender als die Verstrickungen von Petrys Figuren ist jedoch die Einordnung dieses zweiten, als „raceless" (eine Schwarze schreibt über weiße Figuren) bezeichneten, Romans in ihre Biografie. Sie wuchs selbst im Haushalt eines Apothekers auf, arbeitete in dem Beruf und kennt provinzielle Engstirnigkeit in Neuengland aus dem Effeff.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Anne Petry – Country Place“ zu „Ann Petry – Country Place“ geändert.