Trude Teige - Und Großvater atmete mit den Wellen / Morfar pustet med havet

  • Die Autorin erzählt in diesem Buch das Schicksal der Europäer während der japanischen Besatzung in Indonesien. Etwas das selten erzählt wird und auch in Romanen wenig vorkommt. Sie erzählt die Geschichte von Konrad und Sigrid beide sind Norweger in verschiedenen Gefangenenlagern. Beide hoffen auf ein gemeinsames Leben nach dem Krieg. Dieser Überlebenswille aber nicht um jeden Preis, ist sehr überzeugend dargestellt. Es sollen alle mitkommen in die Zeit danach und jedes Opfer nimmt auch ein Stück von den beiden mit in den Tod.

    Die Grausamkeiten der Japaner werden nicht detailliert beschrieben, das habe ich in anderen Büchern bzw. Filmen schon sehr viel drastischer und brutaler gelesen und gesehen ( James Clavell Rattenkönig oder Die Brücke am Kwai ).

    Die Menschen sind authentisch dargestellt, einige haben schon immer die Kraft in sich mit Notsituationen fertig zu werden, andere wachsen und erkennen ungeahnte Kräfte in sich, es fallen auch einige in ein schwarzes Loch und schaffen es nicht allein. Es gibt keine richtigen Helden in diesem Buch, angenehm auch das es auf japanischer Seite Menschen gab die Menschlichkeit kannten, genauso wie überall auch solche die ihre Macht ausgenutzt hatten.

    Es ist gleichzeitig die Geschichte vom Großvater der zu der Großmutter die im Regen tanzt gehört.

    Schön zu lesen das auch er ein Schicksal hat und das die beiden über eine lange Zeit eine Gemeinschaft aufgrund ihrer Kriegserfahrungen hatten, eine Beziehung die nicht auf Liebe beruht sondern auf ein grundlegendes Verständnis des Erlebten, des Traumas und seiner Folgen. Etwas was sie mit einander verbunden hat, das sie nicht mit anderen teilen konnten aber auch Ungesagtes wird weiter gegeben.

    Daraus hat sich auch für folgende Generationen ein diffuses Trauma ergeben dessen Ursachen sie nicht kennen. Das beschreibt die Autorin in ihrem Nachwort, zusammen mit dem Quellennachweis ihrer Recherche kann man die Geschichte noch einmal sehr gut einordnen.

    Eine norwegische Autorin die die Geschichten ihrer Großeltern erzählt hat, ich hoffe sie erzählt noch mehr Geschichten egal von welchen Menschen oder in welchen Zeiten. Denn ihr Schreibstil ist ruhig, trotz der Emotionen, Schmerzen und Ängste im Hintergrund. Spannend ist die Frage bis zum Schluss nach dem Ende geblieben, Ein versöhnlicher Schluss trotz der Verluste.

  • Klappentext/Verlagstext
    Ihr Großvater Konrad war immer der Fels in der Brandung für die junge Juni. Doch nie hat er von dem Ort gesprochen, der ihn am meisten geprägt hat. Erst jetzt erfährt Juni, wo ihr liebevoller Großvater gelernt hat, mit den Wellen zu atmen.

    1943: Das Handelsschiff der Brüder Konrad und Sverre wird im Indischen Ozean angegriffen. Im Krankenhaus verliebt sich Konrad in die Krankenschwester Sigrid. Doch ihr Glück ist bedroht: Getrennt geraten sie in Gefangenschaft. Welche Zukunft wartet auf sie hinter dem Meer?

    Ein Roman, der zeigt, was wahre Menschlichkeit bedeutet und wie uns die Vergangenheit prägt bis in die nächsten Generationen.

    Die dramatische Geschichte von Konrad, dem Großvater aus »Als Großmutter im Regen tanzte«, erzählt von der Enkelin Juni. Eine große Fortsetzung, aber auch ganz unabhängig zu lesen.


    Die Autorin
    Trude Johanne Teige, 1960 in Norwegen geboren, arbeitete als Journalistin für die Zeitung „Bergens Tidende“, bevor sie 1992 beim Fernsehsender TV 2 anfing. Ihr Debütroman, „Havet syng“ (dt. „Meergesang“) erschien 2002. Das erste ihrer Bücher, das ins Deutsche übersetzt wurde, war „Svik“ von 2012 (dt. 2016 „Totensommer“), Auftakt zur Krimi-Reihe um die Fernsehjournalistin Kajsa Coren. 2014 zog sich Teige aus ihrem Beruf als Journalistin zurück, um sich gänzlich dem Schreiben zu widmen.


    Der historische Hintergrund

    Internierung auf Java

    Lager


    Inhalt

    1943 erleidet das norwegische Schiff nach einem U-Boot-Angriff Schiffbruch, auf dem Junis Großvater Konrad als Matrose dient. An Bord war Treibstoff, der nach Australien transportiert werden sollte. Konrad wird nach fast 3 im Rettungsboot verbrachten Wochen gerettet und bald darauf in einem japanischen Lager interniert; verliert jedoch durch den Schiffbruch den Kontakt mit seinem älteren Bruder Sverre. Im Krankenhaus lernt er die norwegische Krankenschwester Sigrid kennen und lieben, die auf Java aufgewachsen ist. Auch Sigrid, für die ihre Eltern eher eine standesgemäße Hochzeit im Sinn hatten als eine Berufsausbildung, ihre Mutter Henny und ihre verhaltensauffällige Schwester Ingrid werden von den Japanern interniert. Das Bangen, ob die Frauen der Familie Greve und Konrad – in getrennten Lagern – Hunger, tropische Krankheiten und die brutale Behandlung durch japanische Soldaten überleben, hält den Spannungsbogen straff gespannt und lässt auf jeder Seite mit Trude Teiges Figuren mitfiebern.


    Auch wenn die Icherzählerin Juni sich die Brutalität der japanischen Soldaten so wenig erklären kann wie ihr Großvater damals als Internierter/Zwangsarbeiter, vermittelt die Autorin eine Fülle von Details zur Internierung von Europäern durch Japan im Zweiten Weltkrieg. So stellen die drei Frauen verwundert fest, dass die einheimische Bevölkerung, deren Häuser für das Lager beschlagnahmt wurden, kaum bessere Lebensbedingungen hatte als sie selbst. Teiges Erzählerin Juni blickt mit wechselndem Focus auf drei norwegisch-stämmige Frauen und ein Bruderpaar. Als Leser:innen erfahren wir, was Gefangene in aussichtslos scheinenden Situationen am Leben hielt, wie sie sich gegenseitig unterstützen und wie die Persönlichkeit eines ausländischen Lagerleiters das Überleben von Gefangenen sichern konnte.


    Fazit

    Trude Teige erklärt mit diesem zweiten Band über Juris Großeltern Konrad und Thekla deren Schweigen über ihre Kriegserlebnisse und gibt den rund 900 norwegischen Überlebenden der Internierungslager eine Stimme, die zu lange von ihrem Heimatland ungehört blieben und um eine Entschädigung kämpfen mussten. Wer den ersten Band verschlungen hat, sollte hier zugreifen.


    Es reicht nicht nach vorn zu schauen, man muss auch nach hinten schauen, um zu wissen, wer man ist und woher man kommt.“ (Opa Konrad S. 38/39 in Als Großmutter im Regen tanzte)

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Nachdem ich „Als Großmutter im Regen tanzte“ mit großer Begeisterung verschlungen hatte, war ich nun sehr gespannt auf „Und Großvater atmete mit den Wellen“. Während der erste Band die Geschichte von Juni Bjerkes Großmutter Tekla erzählt, steht hier ihr Großvater Konrad im Mittelpunkt. Der zweite Teil lässt sich jedoch auch ohne Kenntnis des ersten Teils lesen.


    Während im ersten Buch die Figur Juni Bjerke als Ich-Erzählerin mit eigenem Handlungsstrang auftrat, tritt sie hier komplett in den Hintergrund und taucht nur als fiktive Autorin von Vor- und Nachwort auf, die die eigentliche Geschichte flankieren.


    Konrad heuert als junger Mann wie sein älterer Bruder Sverre als Seemann auf der Anitra an, einem zivilen Handelsschiff. Während des Zweiten Weltkrieges transportiert dieses Treibstoff für die Alliierten nach Australien und wird von Japan mit Torpedos angegriffen. Konrad und Sverre werden hierbei getrennt, Konrad überlebt knapp und landet in einem Krankenhaus auf der von Japan besetzten Insel Java, wo er die junge norwegische Krankenschwester Sigrid kennenlernt. Beide werden von den Japanern in getrennten Arbeitslagern interniert und kämpfen um ihr Überleben, getragen von der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft nach dem Krieg.


    Die Geschichte wird chronologisch aus einer personalen Erzählperspektive geschildert, die kapitelweise zwischen Konrad, Sigrid und – seltener – Sverre wechselt. Trude Teige schreibt lebendig, und mitreißend, so dass ich mich sehr gut in die einzelnen Personen hineinversetzen und mitfiebern konnte. Sie hat auch für dieses Buch wieder historische Fakten und Zeitzeugenberichte recherchiert und vermittelt ein eindrückliches Bild von den Umständen in Indonesien während des Zweiten Weltkrieges, den grausamen Internierungslagern der Japaner und den Unabhängigkeitsbestrebungen der Indonesier von der niederländischen Kolonialherrschaft. An manchen Stellen wirkt das Buch hierdurch allerdings etwas hölzern, wenn allzu deutlich „Informationsdialoge“ zwischen den Charakteren dazu dienen, den Kriegsverlauf und politische oder gesellschaftliche Zustände zu vermitteln.


    Insgesamt kommt für mich der zweite Band leider nicht ganz an den ersten heran, der mich erzählerisch und inhaltlich mehr überzeugt hat. Bei Konrads Geschichte war von vornherein der Ausgang bezüglich Sigrid erwartbar, wenn man bereits den ersten Band kennt, so dass mir hier etwas Spannung fehlte. Der Tekla und Lilla betreffende Teil war eher lieblos und kurz abgehandelt, hier hätte ich mir gewünscht, dass ihr gemeinsames Leben mehr Raum einnimmt. Der größte erzählerische Schwachpunkt ist für mich allerdings, dass völlig unklar bleibt, woher die Enkelin Juni Bjerke plötzlich die Informationen über das Leben ihres Großvaters haben will, da ihre Großeltern, wie im ersten Band deutlich wurde, niemals mit ihr über die Vergangenheit gesprochen haben. Im ersten Band wird die Spurensuche Junis nach der Vergangenheit ihrer Großmutter detailliert vermittelt, die Erkenntnisse die sie erlangt, sind glaubhaft motiviert, und der Erzählteil Teklas ist klar getrennt von Junis Wissen. In Konrads Fall fällt seine Geschichte völlig „vom Himmel“, und Vor- und Nachwort verlieren hierzu keine Silbe.


    Fazit: Ein eindrücklicher, flüssig zu lesender und interessanter Roman, der jedoch etwas hinter seinem herausragenden Vorgänger zurückbleibt.


    4 Sterne.

  • Überleben in Gefangenenlagern – prägend im weiteren Leben.


    Die norwegischen Hauptfiguren Konrad, Sverre und Sigrid sind fiktiv eingebunden in eine Geschichte über den zweiten Weltkrieg von 1943 bis 1947, mit japanischen Gefangenenlagern für Männer getrennt von Frauen und Kindern. Darin beschriebene Lebensverhältnisse und Grausamkeiten auf Java basieren auf umfangreichem Recherchematerial aus Archiven, Tagebüchern etc. Thematisiert werden Traumata, tiefste Schuldgefühle neben wahrer Menschlichkeit, endloser Hilfsbereitschaft, aufbereitet in einem warmherzigen Schreibstil. Die Charaktere sind menschlich überzeugend porträtiert. Durch ihre Authentizität ist man als Leser emotional ergriffen, auch durch die passende Wortwahl des Übersetzers. Die historischen Fakten rund um Indonesien mit seiner Kolonisierung durch die Holländer, Eroberung durch die Japaner und schließlich mit der Befreiung durch Revolution im Land sind sehr aufschlussreich. Die schwierige und gefährliche Rolle von Frauen in diesen Kriegsjahren auf Java wird eindrucksvoll herausgestellt. Allein die Hoffnung auf Freiheit und Frieden verleiht solchen Menschen in extremer Not genug Kraft zum Überleben.


    Ein sehr lesenswerter Roman!

  • Klappentext

    Ihr Großvater Konrad war immer der Fels in der Brandung für die junge Juni. Doch nie hat er von dem Ort gesprochen, der ihn am meisten geprägt hat. Erst jetzt erfährt Juni, wo ihr liebevoller Großvater gelernt hat, mit den Wellen zu atmen.

    1943: Das Handelsschiff der Brüder Konrad und Sverre wird im Indischen Ozean angegriffen. Im Krankenhaus verliebt sich Konrad in die Krankenschwester Sigrid. Doch ihr Glück ist bedroht: Getrennt geraten sie in Gefangenschaft. Welche Zukunft wartet auf sie hinter dem Meer?

    Ein Roman, der zeigt, was wahre Menschlichkeit bedeutet und wie uns die Vergangenheit prägt bis in die nächsten Generationen.


    Über die Autorin

    Trude Teige ist eine der bekanntesten Autorinnen, TV-Moderatorinnen und Journalistinnen Norwegens. In ihren Romanen bietet sie einen bewegenden Einblick in unbekannte Stücke der Kriegs- und Nachkriegszeit und zeigt, wie das Schicksal auch die folgenden Generationen prägt. »Als Großmutter im Regen tanzte« stand monatelang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Auch ihr zweiter Roman, »Großvater atmete mit den Wellen« wird in in viele Sprachen übersetzt. Trude Teige hat drei erwachsene Kinder und lebt mit ihrer Familie am Oslofjord.


    Mein persönliches Fazit

    Schon in ihrem Buch "Als Großmutter im Regen tanzte" wurde angedeutet, dass auch Junis Großvater Konrad mit traumatischen Erlebnissen zu kämpfen hatte und ihre Großeltern sich ihr gesamtes Leben lang gegenseitig eine große Stütze waren. Jetzt lässt Trude Teige ihre Erzählerin Juni die Geschichte ihres Großvaters Konrad erzählen.


    Ich mochte das Buch ganz gerne, mir hat allerdings der Band um Tekla etwas besser gefallen. Dort ist Juni zwischenzeitlich noch selbst in Erscheinung getreten und hat die Erlebnisse mit ihren Erinnerungen ergänzt. Dadurch wurde sichtbar, welche Auswirkungen die durchlittenen Traumata auf ein ganzes Leben haben können. In Konrads Geschichte tritt sie nur im Vor- und Nachwort auf. Ich hätte mir hier gewünscht, dass sie mehr ihrer eigenen Gefühlte einbringt, vielleicht Erinnerungen an bestimmte Situationen mit ihm. Gerade als Kind, wo einem noch vieles unverständlich ist, nimmt man bestimmte Verhaltensweisen anders wahr.

    Die Erzählung aus den Kriegszeiten ist eindringlich und ging mir wirklich sehr nahe. Die Grausamkeiten, die Menschen einander zuzufügen imstande sind, schockieren mich immer wieder. Trude Teige hat hier, wie ich finde, eine ganz gute Balance gefunden, ohne das Buch noch deprimierender zu machen oder sich in allzu grausamen Details zu verlieren. Mir ist beim Lesen allerdings auch klar geworden, dass ich über diesen Aspekt des 2. Weltkrieges relativ wenig weiß. Konrads Geschichte ist also auch nochmal ein guter Anstoß, meine eigenen Wissenslücken ein kleines bisschen zu schließen.

    Konrad mochte ich. Er ist aufrichtig, klug, mitfühlend und auch ungeheuer mutig. Ich glaube nicht, dass ich in vielen Situationen auch nur halb so besonnen hätte reagieren können. Gelegentlich ist er mir persönlich etwas zu "gut" dargestellt, zu idealistisch. Auch wenn vieles Fiktion ist, blieb da für mich die Glaubwürdigkeit ein wenig auf der Strecke.


    Ein Kritikpunkt geht leider auch an das Lektorat. Nach der Verkündung der Kapitulation des japanischen Kaisers im Jahr 1945 haben die britischen Gefangenen im Lager mit Sicherheit nicht "God save our gracious Queen" gesungen.

    Insgesamt aber eine schöne und sehr berührende Geschichte.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Trude Teige - Und Großvater atmete mit den Wellen“ zu „Trude Teige - Und Großvater atmete mit den Wellen / Morfar pustet med havet“ geändert.
  • Beitrag an bestehenden Thread angehängt :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Im Jahr 1943 wird das Handelsschiff der Brüder Konrad und Sverre Bjerke von Japanern im Indischen Ozean angegriffen. Die Brüder geraten geraten getrennt voneinander in Gefangenschaft. Konrad verschlägt es auf die Insel Java, wo er die Krankenschwester Sigrid kennenlernt. Beide kommen sich näher und verlieben sich. Dann wird Java von den Japanern besetzt und Konrad gerät erneut in Gefangenschaft. Sigrid wird mit ihrer Mutter sowie ihrer kleinen Schwester in ein Frauenlager eingeliefert. Ihrer aller Zukunft ist ungewiss. Werden Konrad und Sigrid jemals miteinander leben können?


    Trude Teige hat bereits mit „Als Großmutter im Regen tanzte“ einen umfassend recherchierten Roman vorgelegt. Im Mittelpunkt der Erzählung stand Junis Großmutter Thekla. Der Roman „Und Großvater atmete mit den Wellen“ umfasst nun das Schicksal von Junis Großvater Konrad. Die Autorin erzählt anhand ihrer Hauptfiguren Konrad, Sigrid und Sverre von den Nöten und Entbehrungen, denen die europäische Bevölkerung Südostasiens unter der grausamen Herrschaft der Japaner während des 2. Weltkrieges ausgesetzt waren. In den Lagern herrschten Hunger und Krankheiten, nicht wenige Menschen wurden während der Gefangenschaft brutal getötet, was Trude Teige schonungslos schildert. Sie erzählt aber auch auch vom Überlebenswillen und der Hoffnung der Menschen, von Freundschaft, Liebe und Hilfsbereitschaft. Der Erzählstil der Autorin ist einzigartig, sie zeichnet ihre Protagonisten mit viel Empathie. „Egal, ob es stürmt oder ganz ruhig ist, die Wellen treffen das Land immer im gleichen Rhythmus. Und wenn du Angst hast oder traurig bist, musst du mit dem Meer atmen.“ So hat es Konrad immer gehalten, es hat ihm Mut und Zuversicht gegeben und er erzählt es seiner Enkelin Juni. Trude Teige ist wiederum ein sehr eindrucksvoller, berührender Roman gelungen, der mir lange in Erinnerung bleiben wird. Ich vergebe für das Buch fünf Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus.

  • Anders als im ersten Buch von Trude Teige über die Großeltern von Juni Bjerke spielt dieser zweite Band nicht auf zwei Zeitebenen. Man erkennt ihn gut als Fortsetzung des ersten Bandes, weil das Cover ähnlich gestaltet ist.


    Ganz zu Anfang stellt Juni ihren Großvater Konrad und die Familienverhältnisse kurz vor, dann wechselt die Handlung in das Jahr 1943 und mitten in den Zweiten Weltkrieg, dieses Mal allerdings am anderen Ende der Welt, im damaligen Java. Konrad hat in dieser Zeit dort Schlimmes erlebt.


    Japan versuchte Anfang der 1940er Jahre andere Länder in Asien zu unterjochen. Vor allem sollte hier die Vorherrschaft der Niederländer sowie der Engländer gebrochen werden und so fand ein gnadenloser Krieg auf dem Meer statt. Wurde ein Handelsschiff aufgebracht, so wanderte die Besatzung in japanische Internierungslager, die den deutschen Lagern in nichts nachstanden.


    Trude Teige hat diese Jahre anhand von Zeitdokumenten sehr gut recherchiert.


    Die Schilderung dieser Umstände treibt dem Leser schon mal die Tränen in die Augen, obwohl die Autorin es vermeidet, rührselig zu werden. Dennoch werden die Umstände in den Lagern sehr plastisch geschildert.


    Trotz dieser schwierigen Bedingungen gedeihen auch im Krieg Liebe und Mitmenschlichkeit. Konrad lernt im Krankenhaus Sigrid kennen, ebenfalls Norwegerin, die ihn nach seiner Odyssee in einem Rettungsboot mitten auf dem Ozean gesund pflegt. Sie verlieben sich ineinander, werden dann aber in getrennten Lagern interniert. Für beide soll das Leben nach Ende des Krieges neu beginnen, diese Hoffnung hält Konrad und Sigrid aufrecht.


    Doch Konrad muss bei Kriegsende allein nach Europa zurückkehren, seine Verzweiflung und die Schuldgefühle fressen ihn auf. Er fühlt sich verantwortlich, Freunde und seinen Bruder nicht haben retten zu können und selbst für Sigrid kein Beschützer gewesen zu sein.


    Die Geschichte Konrads berührt und lässt mich auch noch Tage später über sein Schicksal nachdenken. Es schien mir, als ob er an Teklas Kind und Enkelin gutmacht, was ihm in der Zeit in Asien nicht gelungen ist.

  • Das Meer als Seelentröster


    "Und wenn du Angst hast oder traurig bist, musst du mit dem Meer atmen.“ Das sagte der liebevolle Großvater Konrad zu seiner Enkelin Juni. Doch woher hatte er diese Weisheit?


    Die Erzählung setzt ein im Jahr 1943 mitten im Indischen Ozean vor der Küste von Java. Das Handelsschiff Anitra, auf dem die beiden norwegischen Brüder Konrad und Sverre als Seemänner arbeiten, wird von einem Torpedo getroffen. Die Hölle bricht los. Viele sterben auf qualvolle Weise entweder im Kugelhagel der Japaner oder im Wasser. Die Brüder werden getrennt. Nach einer unbeschreiblichen, fast tödlichen Odyssee auf dem Meer gelingt Konrads Rettung. In einem Hospital auf der von den Japanern besetzten Insel Java pflegt ihn die junge, norwegischstämmige Krankenschwester Sigrid aufopferungsvoll gesund. Sie verlieben sich ineinander und werden bald in verschiedene Gefangenenlager gebracht, wo sie unfassbare Grausamkeiten durch die Besatzer erfahren...


    Während Trude Teige in „Als Großmutter im Regen tanzte“ vom schrecklichen Schicksal der Großmutter erzählt, ist es hier der Großvater, dessen dramatische Geschichte vorgestellt wird. Obwohl die beiden Bücher zusammengehören, sind sie nicht unbedingt als Fortsetzung zu verstehen. Sie können unabhängig voneinander gelesen werden, zumal Konrads Erlebnisse vor dem Kennenlernen der Großmutter Thekla stattfinden. Der Kreis schließt sich für mich nach dem zweiten Buch.


    Der Autorin gelingt es in hervorragender Weise das berührende, tragische Schicksal Konrads an einem fernen Ort zu schildern, den ich als Kriegsschauplatz nie so wahrgenommen habe. Die Japaner haben sich in ihrer Grausamkeit gegenüber den Gefangenen in den Lagern auf Java in gar nichts unterschieden zu den ungeheuerlichen Gräueltaten der Nazis in Europa. Es ist sehr belastend davon in ausführlichen Details zu lesen. Die Menschen sind dem Tode näher als dem Leben und trotzdem geht es immer weiter. Da gibt es stets auch optimistische Momente in all dem Elend.


    Mir ist es verständlich, dass die Großeltern nie über die Erlebnisse im zweiten Weltkrieg und danach mit ihren Nachfahren gesprochen haben. Sie haben es sich erzählt und bei sich behalten und konnten so ihr Leben weiterführen. Sehr gut, dass sich diese Beiden gefunden haben!


    Fazit:

    Das Buch hat mich sehr bewegt, auch wegen der realistischen Erzählweise und der authentischen Figuren. Trude Teige hat es sehr gut verstanden in all der Hoffnungs- und Erbarmungslosigkeit, in der Schwere des Schicksals, am Ende den Sieg der Menschlichkeit herauszuarbeiten.

    Meine unbedingte Leseempfehlung mit der Höchstbewertung!

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