Sybille Ruge - 9mm Cut

  • Die Autorin Sybille Ruge war mir bisher unbekannt. Sie hat mich mit ihrem Werk „9mm Cut“ aber sehr überzeugt. Das Buch ist von außen schon sehr auffällig durch die durchdringende rote Farbe und die stilisierte Silhouette einer Frau auf dem Sprung (oder auf der Flucht?). Sybille Ruge ist es gelungen auf (nur) 231 Seiten eine spannende und kurzweilige Geschichte zu erzählen, die ich in 3 Tagen durchgelesen hatte.

    Ich war sehr gut unterhalten und bin schon auf ihr nächstes Werk sehr gespannt.

    Der Schreibstil war für einen Thriller sehr gut lesbar und Längen hat sie vermieden, was der Spannung sehr zuträglich war. Zum inhaltlichen Hintergrund:

    Der Thriller spielt in Zürich und vor dem Sitz einer Nichtregierungsorganisation wird ein abgetrennter Kopf in einer Plastiktüte gefunden. Zusätzlich wird auch noch der Geschäftsführer erschossen. Der Hauptmäzen der NGO setzt daraufhin seine Mitarbeiterin für spezielle Aufgabe als Ermittlerin auf die Suche nach den Ursache für die Vorfälle ein. Diese gestaltet sich dann sehr spannend und mit immer wieder neuen Wendungen. Hat mir sehr gefallen. :)

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „9mm Cut“ zu „Sybille Ruge - 9mm Cut“ geändert.
  • Konfuse Handlung dafür aber ein herrlicher Stil

    Wirklich. Sybille Ruge hat es mit dem Sprüche klopfen drauf. Wer kann bei solchen Sätzen widerstehen? “Ein Land [die Schweiz] von Schiller erfunden, um den Deutschen zu zeigen, wie Heimatliebe geht” (S. 32). oder wenn Eve das Gespräch mit renitenten Zahlern das Gespräch so eröffnet: “Die vertraulichen Einzelsitzungen zur Konsensfindung leite ich mit einer Grundsatzfrage ein. Möchtest Du Invalidenrente? Eine Win-win-situation, besonders aufgrund der geringen Bürokratie" (S. 11). Einer meiner Favoriten ist der Dialog zwischen Eve und Karnofsky: “Ich sage dir etwas. Ich habe die Bilanzen überflogen” Antwort: “Im Sturzflug oder im Heißluftballon?” (S. 132) Damit meint Ruge, der Geschäftsführer hätte die Bilanzen viel früher und genauer studieren müssen. Mein Literatenherz hat bei dem Spruch “Amazon würde Dr. Faust unter Arztroman ablegen” (S. 152) fast einen Aussetzer gemacht. Lakonisch und trocken: “Apropos Poesie, ich halte einen abgetrennten Kopf für eine starke Metapher.” (S. 157). Und so geht es das ganze Buch durch, man liest und blättert nur wegen dieser sprachlichen Bilder und brillianten Einfälle. Ruges trockener Humor ist nicht zu überbieten.

    Leider kommt bei dieser tollen Sprache der Krimi an sich etwas zu kurz. Die Handlung scheint mir verworren, etliche Gestalten versprechen einen interessanten Nebenstrang um dann doch nicht ausgebaut zu werden. Die Zwillinge Lara und Laura sind leider nichts mehr als ein Störfaktor im Buch. Ich hätte gerne gewusst, wie sich ihr Leben weiter entwickeln wird. Mit Helene, der neurotischen Mutter (Spitzname “Hell”) können die Mädchen nicht weiter leben, ob der Vater sich mehr um sie kümmern wird?

    Alles in allem, ein unterhaltsamer Krimi mit einigen Schwächen aber einem hervorragenden Gebrauch der Sprache.