Olaolu Fajembola / Tebogo Nimindé-Dundadengar – Mit Kindern über Diskriminierung sprechen

  • Klappentext/VerlagstextEs gibt viele Wege, Kinder zu diskriminieren – und jeder einzelne verletzt, untergräbt ihr Selbstwertgefühl und verhindert, dass sie ihr Potenzial ausschöpfen können. Ob Diskriminierung von mehrgewichtigen, queeren, behinderten, armen Menschen oder Rassismus gegen asiatische, jüdische, muslimische, Schwarze Menschen sowie Romnja und Sintizze: In diesem Buch verraten die Autorinnen - zusammen mit den Expert:innen Raúl Krauthausen, Melodie Michelberger und vielen anderen - Eltern, wie sie Kinder und Jugendliche für Vorurteile, Abwertung und Ausgrenzung sensibilisieren und sie davor schützen können. Mit zahlreichen Tipps zu hilfreichen Büchern, Medien und Spielen sowie Hinweisen, die Eltern und andere Erwachsene unterstützen, schwierige Gespräche zu führen und auch in belastenden Situationen angemessen zu reagieren.


    Die Autorinnen

    Olaolu Fajembola wurde 1980 in Süddeutschland geboren. Sie ist Kulturwissenschaftlerin, arbeitete bei der Berlinale und gründete zusammen mit Tebogo Nimindé-Dundadengar den Onlineshop Tebalou, der Spielwaren für Kinder in einer diversen Gesellschaft anbietet. 2019 wurden die beiden mit dem Kreativpiloten-Preis der Bundesregerung ausgezeichnet. Außerdem sind sie wichtige Stimmen in der diversitätssensiblen und rassismuskritischen frühkindlichen Bildung; ihre Anti-Rassismus-Trainings für Kinder und Erwachsene erfahren besonders in Kitas starke Nachfrage. 2016 erschien Olaolu Fajembolas erstes Buch »Afro Kids«. 2021 wurde sie im FOCUS als eine der 100 Frauen des Jahres 2021 gekürt. Mit ihrer Familie lebt Olaolu Fajembola in Berlin.


    Tebogo Nimindé-Dundadengar wurde 1981 in Norddeutschland geboren. Sie ist Psychologin mit Schwerpunkt Entwicklungspsychologie. Das Magazin Business Punk ernannte sie zur Zukunftsgestalterin 2022. (Zusammenarbeit mit Olaolu Fajembola s. a. dort) Mit ihrer Familie lebt Tebogo Nimindé-Dundadengar in Berlin.


    Inhalt

    Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar wollen Eltern und Kindern Kulturpraktiken vermitteln für eine vielfältige Gesellschaft ohne Diskriminierung und Abwertung. Die derzeitige Antidiskriminierungsbewegung sei kein kurzfristiger Trend, sondern gemeinsame Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft, so die Autorinnen. Die 10 Kapitel zu jeweils rund 25 Seiten gliedern sich in zwei Hauptteile. Für die Einzelthemen wurden jeweils Co-Autor:innen hinzugezogen, deren Berichte aus eigenem Erleben beeindrucken. Zunächst geht es um Rassismus gegenüber Schwarzen, Asiaten, Muslimen, Juden, Sinti und Roma, also aufgrund von Herkunft, Kultur oder Religion. In bi-nationalen Ehen erleben Familien häufig, dass Kinder einer Familie von Außenstehenden je nach Hautton unterschiedlich gelesen werden, so dass ein dunkelhäutigeres Kind drastischere Rassismus-Erfahrungen macht als seine Geschwister. Auch der zweite Teil (Bodyshaming, Queerness, Behinderte, Klassismus, Armut) dient dem Bewusstmachen von Stereotypen und einer oft gedankenlosen, (laut Daniela Dröscher) „ungelenken Sprache“ als Fundament für Diskriminierung. Das Autorinnenteam zeigt den Unterschied auf zwischen persönlicher Kränkung und struktureller Diskriminierung in Schule, Arbeitswelt, auf dem Wohnungsmarkt. Wichtig sind ihnen historischer Hintergrund (Kolonialisierung/Missionierung anderer Völker), das Bewusstmachen von Stereotypen aus Film u. a. Medien (Faschingskostüme, Lieder), Projektion eigener Ängste, sowie fehlende Repräsentation der o.g. Gruppen in Kinderliteratur und Lehrbüchern. Dass Diskriminierung nicht allein aus „Othering“ einer multikulturellen Gesellschaft gegenüber vermeintlich Fremdem entsteht, sondern Einwanderer oft eigene Stereotype und Abwertungen importieren, ist hier nicht Thema.


    Mangelhaft fand ich die Literatur-Tipps zum Empowern in den Einzelkapiteln. Einzelne Titel erwiesen sich in der Praxis der Literaturvermittlung als ungeeignet (zu alt, teils fehlende Alterseinstufung: ein Comic ist nicht automatisch ein Kinderbuch, Altersgruppe 9-12?, auch für männliche Leser? afrodeutsche Autor:innen für Erwachsene?). Auf diese willkürliche Auswahl weniger Titel würde ich gern verzichten zugunsten einer umfassenderen annotierten Grundbestandsliste zum Download.


    Fazit

    Positiv fällt mir die Vielstimmigkeit des Buches auf durch hinzugezogene Co-Autor:innen, sowie die bisher in der Anti-Rassismus- und Anti-Diskriminierungs-Bewegung vernachlässigten Themen antiasiatischer Rassismus und Klassismus/ungesehene Armut.


    Als Einstieg ins Thema regt „Mit Kindern über Diskriminierungen sprechen“ als optisch gelungenes, lesefreundliches Buch an, sich eigener Stereotypen und vorschneller Wertungen im Umgang mit anderen Kulturen bewusst zu werden. Auf kleinem Raum finden sich eine Vielzahl von Tipps für eine diversere Sicht - erwachsener Leser:innen - auf das Einwanderungsland Deutschland, weniger Raum erhält die Umsetzung im Gespräch mit Kindern.


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  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Olaolu Fajembola/Tebogo Nimindé-Dundadengar – Mit Kindern über Diskriminierung sprechen“ zu „Olaolu Fajembola / Tebogo Nimindé-Dundadengar – Mit Kindern über Diskriminierung sprechen“ geändert.