Karl Ove Knausgård - Der Wald und der Fluss / ‎ Skogen og elva. Om Anselm Kiefer og kunsten hans

  • Der skandinavische Starautor Karl Ove Knausgård ist ein Fan des deutschen Malers und Bildhauers Anselm Kiefer. Er folgt dem bedeutendsten zeitgenössischen Künstler des deutschen Sprachraums weltweit und erliegt der Faszination seiner Werke. Mit diesem Buch widmet er Anselm Kiefer eine literarische Bühne. Karl Ove Knausgård erzählt über persönliche Treffen zu verschiedenen Gelegenheiten und an verschiedenen Orten, und die Anziehungskraft, die seine Werke auf ihn ausüben.


    Vor Anselm Kiefers Bildern wurde man still.


    Meine persönlichen Leseeindrücke

    Ich bin kein künstlerisch veranlagter Mensch und habe seit jeher mit der Malerei und der Bildhauerei meine Schwierigkeiten. Ich bleibe gerne an der Oberflächlichkeit hängen, wage kaum einen Blick ins Werk und technisch kann ich überhaupt nicht mitreden. Kurz gesagt: mein Kunstverständnis besteht aus „gefällt mir / gefällt mir nicht“.

    Diese Unzulänglichkeit zu überwinden war der Ansporn, das Buch über Anselm Kiefer zu lesen. Ich darf schreiben, dass ich den Künstler nicht kannte, auch der Autor war mir kein Begriff. Und so begann eine Reise in eine mir bis jetzt verschlossene Welt.


    Es gefiel mir, dass die Bilder nicht auf der Basis einer inneren Vision oder Vorstellung Kiefers erschaffen wurden, sondern dass die Bilder selbst – als Folge von annähernd naturgleichen Prozessen – den Ausgangspunkt für ihre Ausformung bildeten. Er hatte seine Ideen, musste aber mit der Materie kämpfen, um sie dieser zu entreißen, und der Kampf – Idee gegen Materie – war das Kunstwerk.


    Ich kann es sofort zugeben: der Kunst von Anselm Kiefer erliege ich nicht. Sie fasziniert mich auch nicht aber ich stimme mit dem Autor überein, dass von den überdimensionalen Bildern eine Ausstrahlung ausgeht, die mich auch in ihren Bann gezogen hat.


    Jedes Mal, wenn ich seine Kunst sah, begriff ich, dass alles, was ich geschrieben hatte, weder dem Mann noch all dem, was er erschaffen hatte, gerecht wurde. Es gab dort eine solche Tiefe, eine solche Schwere, erreicht durch virtuose Leichtigkeit, und diese Kombination, das Talent für Tiefe und Oberfläche, für das Schwere und das Leichte, für Gefühl und Gedanke, besitzen nur die wenigsten Künstler.


    Zur Person des Künstlers möchte ich anmerken, dass Anselm Kiefer mir vom ersten Moment an unsympathisch war. Er lebt und schwebt auf seiner Kunstwolke, auf der ich nicht lande werde, freue mich aber, ihn durch seine Bilder an diesen Orten zu besuchen. Die Einladung dazu ist ihm ganz hervorragend gelungen und ich verstehe nun ein bisschen mehr von dem, was seine Kunstobjekte erzählen können.


    Wenn ein Bild erschaffen wird, entsteht ein neuer Ort. Ein Ort, den es vorher nicht gab und den es nur dort gibt.


    Fazit

    In „Der Wald und der Fluss“ lässt sich viel über die Arbeiten Anselm Kiefers lernen, es gibt Abbildungen seiner Werke, luzide Überlegungen zu seinem Umgang mit Geschichte, mit Material, mit Literatur, mit Mythen.

    Mehr noch aber ist dieser Essay eine Reflexion über das Verhältnis von Kunstwerk und Künstler.


    Heute, fünf Jahre später, im Frühjahr 2020, während ich diese Zeilen schreibe, nachdem ich ihm mehrere Male begegnet bin und seine Ateliers gesehen habe, ist es, als habe sich der Kreis geschlossen, denn wenn ich nun etwas denke, dann genau das, dass Kiefers Kunst außerhalb erschaffen wird – außerhalb dessen, was er sagt, außerhalb dessen, was er denkt, außerhalb dessen, was er ist -, sie ist etwas, in das er hineingeht, ein Ort.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Karl Ove Knausgård - Der Wald und der Fluss“ zu „Karl Ove Knausgård - Der Wald und der Fluss / ‎ Skogen og elva. Om Anselm Kiefer og kunsten hans“ geändert.