»Da haut’s dir’s Blech weg«
Als die Sekretärin der Flugschule Hauff an ihrem Arbeitsplatz eintrifft, liegt eine unbekannte Tote vor dem Hangar aus dem ein Flugzeug, eine Cessna fehlt. Die örtliche Polizei holt sich KHK August Häberle als Unterstützung zumal die meisten Hobbypilotinnen und Piloten ohnehin in Göttingen und Umgebung wohnen.
Während Häberle und sein Kollege Mike Linkohr sich noch mit einer Gruppe von Fliegern, die sich gerne im nahe gelegenen Wirtshaus treffen, beschäftigen, taucht im ortsansässigen Softwareunternehmen die Steuerfahndung auf, in dem der Betriebsprüfer der Finanz soeben auf dubiose Geldflüsse gestoßen ist. Steinke, der Besitzer gibt sich ahnungslos und wundert sich über die Fehlzeiten seinen Finanzchefs.
Häberle wird, ob seines gemütlichen Äußeren und seines höflichen Auftretens manchmal unterschätzt. Dabei steckt in ihm ein gewiefter Kriminalist, der nicht nur über eine sehr gute Kombinationsgabe, sondern auch über Ministerium übergreifende Kontakte verfügt.
Was Häberle und Linkohr in diesem komplexen Fall aufdecken, lässt Mike Linkohr mehrmals den Spruch »Da haut’s dir’s Blech weg« los lassen.
Meine Meinung:
Diesen zweiten Krimi mit August Häberle und Mike Linkohr habe ich grundsätzlich mit Genuss gelesen. Er bietet Spannung und Dramatik sowie Einblick in die Faszination Fliegerei. Grinsen musste ich, dass Häberle den Begriff „Abfangjäger“ ziemlich wörtlich nimmt. Wirtschaftskriminalität und ein Gewaltverbrechen sorgen für genügend Aufregung bis zum filmreifen Showdown am Schluss.
Ich mag Manfred Bomms Schreibstil, doch diesmal hat mich die Beschreibung der Protagonistinnen ziemlich gestört. Unabhängig vom Alter der Frauen sind fast alle mit knappen oder ausgefransten Shorts und knallengen Blusen sowie High Heels bekleidet. Auch die Wirtin des „DownTown“ trägt „überaus knappe Shorts“ und „legt ihre nackten Beine übereinander“. Das klingt nach Bar oder Animierlokal und nicht nach einem bodenständigen Wirtshaus. Und in einem solchen Outfit fliegen? Über den Wolken mag die Freiheit zwar grenzenlos, wird aber saukalt sein.
Eine weitere, wenn auch nur kleine Kritik muss ich auch noch anbringen: Der Spruch »Da haut’s dir’s Blech weg« wird schon recht inflationär gebraucht. Möglicherweise stört er im Sprachgebrauch nicht ganz so sehr, wie hier niedergeschrieben.
Somit bin ich gleich bei der Fliegerei: Die Beschreibung der technischen Details sowie der Formalitäten rund ums Fliegen hat mir sehr gut gefallen. Nun ja, dass Flugzeugtreibstoff wie Jet A1 nicht unbedingt umweltfreundlich ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. In Fliegerkreisen wird natürlich über mögliche Beschränkungen wegen der CO2-Belastung lautstark gemeckert.
Schmunzeln musste ich über die von vielen Menschen als ungerecht empfundene innerdeutsche Verteilung von Budgetmitteln für die Infrastruktur wie Straßen oder Bundesgebäuden. Das kenne ich auch aus Österreich, wo sich einzelne Gemeinden und Bundesländer benachteiligt fühlen.
Fazit:
Die „überaus knappen Shorts“, die sich wie eine Uniform für Frauen durch den Krimi ziehen und das all gegenwärtige »Da haut’s dir’s Blech weg« kosten diesmal den 5 Stern.