Joanna Bator - Sandberg/ Piaskowa Góra

  • Inhaltsangabe:

    Auf dem Sandberg, einer Siedlung am Rande einer polnischen Kleinstadt regieren die Frauen. Sie träumen von einem Schwiegersohn aus Castrop-Rauxel, denn wenn sie selbst schon nicht das große Los gezogen haben, sollen wenigstens ihre Töchter glücklich werden. Aber die haben eigene Vorstellungen von Glück …

    Joanna Bator erzählt von den Träumen, Ängsten und Hoffnungen einer von Krieg und Flucht traumatisierten Generation und von der Rebellion und Freiheitssehnsucht ihrer Kinder.

    Internationaler Hermann-Hesse-Preis 2018 (Quelle: Verlagsseite)


    Die Autorin:

    Joanna Bator, 1968 geboren, publizierte in wichtigen polnischen Zeitungen und Zeitschriften und forschte mehrere Jahre lang in Japan. Die deutsche Übersetzung ihres Romans Sandberg durch Esther Kinsky war ein literarisches Ereignis. Seither gilt Joanna Bator als eine der wichtigsten neuen Stimmen der europäischen Literatur. Für Dunkel, fast Nacht (2012) wurde sie mit dem NIKE, dem wichtigsten Literaturpreis Polens, ausgezeichnet. Joanna Bator ist Hochschuldozentin und lebt in Japan und Polen. (Quelle: Verlagsseite)


    Die Übersetzerin:

    Esther Kinsky wurde in Engelskirchen geboren und wuchs im Rheinland auf. Für ihr umfangreiches Werk, das Lyrik, Essays und Erzählprosa ebenso umfasst wie Übersetzungen aus dem Polnischen, Russischen und Englischen, wurde sie mit zahlreichen namhaften Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Kleist-Preis 2022. (Quelle: Verlagsseite)


    Mein kurzer Eindruck:

    Die Handlung des Romanes spielt größtenteil nahe Walbrzych, genauer einem Vorort namens Piaskowa Góra, zu deutsch "Sandberg", nahe der deutschen Grenze.

    Zu NS-Zeiten hieß Walbrzych noch Waldenburg und fiel nach dem zweiten Weltkrieg an Polen zurück. Hier wohnen viele Heimatlose, Vertriebene, die sich eine neue Existenz aufbauen wollen.

    Erzählt wird eine Familiengeschichte über drei Generationen, hauptsächlich über die Frauen. Die polnische Geschichte im 20. Jahrhundert wird gleich miterzählt.

    Im Zentrum stehen Jadzia und ihre Tochter Dominika, die im Laufe der Zeit entdecken, dass sie auch russische und jüdische Wurzeln haben. Sie leben im Plattenbau, es werden Kleider nach dem Otto-Katalog nachgeschneidert, Telenovelas geschaut. Die Atmosphäre im Plattenbau wird von Bator anschaulich und mit Ironie und Witz beschrieben.

    Arbeitslosigkeit nach anfänglichem Boom der Kohlenindustrie, Alkoholismus, Drogensucht, Klatsch, Neid und Missgunst - hier wird ein kleiner Mikrokosmos des polnischen Alltages erzählt.

    Mir ist es nicht ganz so leicht gefallen, das Buch zu lesen. Bator erzählt nicht chronologisch, die Erzählung springt hin und her und die Sicht der einzelnen Protagonisten wechselt. Das macht es ein wenig schwierig, der Handlung zu folgen. Ein aufmerksames Lesen ist jedenfalls gefragt.

    Sicher ist die gute Übersetzungsarbeit von Esther Kinsky zu erwähnen.


    Als Taschenbuch gebraucht oder e-book ist es anscheinend noch erhältlich. Ein neuer Liefertermin ist lt. Verlagsseite für den 24.03.2024 vorgesehen.