Marion Zimmer Bradley - Der Zauber von Tschardain /The Gratitude of Kings

  • Zweimal habe ich überlegt, ob ich mir das Buch tatsächlich vornehmen soll. Erst im dritten Anlauf entschied ich mich schließlich dafür. Doch was war es, das mich zweifeln ließ? Zunächst schreckte mich die Aufmachung des Hardcover-Umschlages ein wenig ab, sah er doch zu sehr nach intellektuell-feinfühliger Frauenliteratur aus. Gewundert hätte es mich bei einem Roman von Marion Zimmer Bradley sicherlich nicht. Dann war da der Covertext, der eine wenig spannende Handlung versprach; und schließlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass man in gerade mal 94 Seiten – denn mehr Umfang hat dieses Buch nicht – eine fesselnde Geschichte verpacken kann. Doch es kam ganz anders…


    >> Die Autorin


    Über die 1930 in Albany, New York, geborene Autorin Marion Zimmer Bradley (gestorben 1999), oft auch kurz nur “MZB” genannt, gibt es zahlreiche Kommentare, Abhandlungen und Biographien. Daher sei an dieser Stelle lediglich noch einmal erwähnt, dass MZB neben des weltberühmten Darkover-Zyklus noch eine ganze Reihe weiterer Romane, Zyklen und Erzählungen verfasst hat, die sie insgesamt zu einer der aktivsten Schriftstellerinnen überhaupt machten. Wer mehr über die Autorin wissen möchte, findet bei Wikipedia einen ausführlichen Artikel.

    >> Intrige am Hofe Tschardain


    Lythande ist eine Zauberin, die an den Fürstenhof von Tschardain gerufen wird, um zur Hochzeit des Herrschers Tashgan an einem Magier-Wettstreit teilzunehmen. Dort trifft sie auf ihre alte Freundin Eirthe, die als Kerzenmacherin auf dem Markt des Hofes gute Geschäfte macht. Gemeinsam stellen sie fest, dass irgendjemand aus der Hochzeitsgesellschaft ein falsches Spiel spielt. Die Braut ist nicht die, die sie auf den ersten Blick zu sein scheint. Damit wird sie zum Werkzeug für eine hinterlistige Intrige. Es kommt zu einem Showdown, das Lythande lediglich als Zuschauerin verfolgt.


    >> Die leichte Seite der Autorin


    Marion Zimmer Bradley ist oft ein Garant für schwermütige, sehr gefühlsbetonte Romane mit stark femininer Färbung (zumindest wirkt es auf mich als Mann so). Umso überraschender war es, dass sie in „Der Zauber von Tschardain“ eine federleicht geschriebene Handlung vorantreibt, die den Leser schnell in ihren Bann zieht. Mit einem geradezu gut gelaunten Schreibstil und pfiffigen, ungewohnt lebensnahen Dialogen erzeugt die Autorin eine lockere, unbeschwerte Atmosphäre. Die Beschreibung des Lebens am Hof und der Hochzeitszeremonie wirken gerade durch die Tatsache, dass sie nicht bis ins kleinste Detail gehen, erfrischend und für die Gesamtgeschichte passend. Lythande ist ein Charakter, der einerseits typisch für die Welt der Marion Zimmer Bradley ausfällt, andererseits aber viel positiver daher kommt, als man es von ihr so kennt.


    Das liegt sicherlich auch darin begründet, dass bei dem geringen Umfang des Buches nur wenig Platz für tiefgründige Psychoanalyse bleibt. So plätschert die Geschichte unterhaltsam dahin, um schließlich in einem augenzwinkernden und phantastischen Showdown zu münden. Weshalb Lythande als Mann verkleidet ist, wird kaum erklärt, doch führt es zu einigen schönen Szenen zwischen ihr und einem Werdrachen in Frauengestalt.


    >> Kurz gesagt: unterhaltsam


    „Der Zauber von Tschardain“ ist ein kurzweiliger und für Marion Zimmer Bradley ungewohnt positiver Roman. Der sonst bei ihr übliche Tiefgang fehlt, was aber der Geschichte in diesem Fall durchaus zuträglich ist. Unterhaltungswert und geringer Umfang sorgen dafür, dass man das Buch schon nach kurzer Zeit durchgelesen hat und mit einem guten Gefühl beiseite legt. Auch wenn sich die Handlung vermutlich nicht lange im Gedächtnis halten wird, hat die Lektüre dennoch Spaß gemacht und einige unterhaltsame Stunden beschert. Empfehlenswert ist der Roman insbesondere – aber nicht nur – für echte Fantasy-Fans, enthält er doch die zwei wichtigsten Komponenten des Genres: Magie und Drachen.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Marion Zimmer Bradley - Der Zauber von Tschardain“ zu „Marion Zimmer Bradley - Der Zauber von Tschardain /The Gratitude of Kings“ geändert.