Marion Zimmer Bradley / Das Schwert des Aldones

  • Kürzlich habe ich in einem Gespräch im Brustton der Überzeugung behauptet, ich lese vor allem Bücher, deren Lektüre mir Vergnügen bereitet. Ich möchte unterhalten werden und mich nicht mit Problemen anderer belasten. So halte ich es üblicherweise auch tatsächlich, wobei die wenigen Ausnahmen bekanntlich die Regel bestätigen. Daher bin ich auch zu einem großen Teil im Bereich der Fantasy und Science-Fiction unterwegs, Genres, die meist (oft auch zu Unrecht) in die Schublade der Trivialliteratur gesteckt werden. Eine Kombination aus beiden Stilrichtungen ist auch der 1962 erstmals erschienene Roman „Das Schwert des Aldones“ (eine Neufassung erschien 1981 unter dem Titel „Sharras Exil“) von der Grande Dame der Fantasy-Literatur, Marion Zimmer Bradley.

    In der Vergangenheit lag schon öfter das eine oder andere Werk der Autorin auf meinem Nachttisch, obgleich ich es als Langsam-Leser irgendwann aufgegeben habe, der aus inzwischen einer Vielzahl von Büchern bestehenden Handlung chronologisch zu folgen. So spielt die vorliegende Geschichte etwa im letzten Drittel des Darkover-Zyklus, was möglicherweise dazu führte, dass mir einige Hintergrundinformationen fehlten, die an der einen oder anderen Stelle mehr Licht in den Verlauf der Handlung gebracht hätte.

    > Worum geht es? <

    Lew Alton, halb Mensch, halb Darkovaner, kommt nach Jahren wieder in seine Heimat Darkover zurück. Den Grund, der ihn damals zum Verlassen des Planeten zwang, trägt er noch immer als Trauma und mit deutlichen Zeichen in Form einer fehlenden Hand und zahlreicher Narben mit sich herum. Sein Geburtsrecht sichert ihm einen Sitz im Rat der Comyn. Dort werden gerade Pläne geschmiedet, die einen grundlegenden Richtungswechsel bei den Beziehungen von Darkover zu den Terranern zur Folge haben würden. Als Wanderer zwischen den Welten, der sowohl die Mentalität der Menschen, als auch der Darkovaner kennt und versteht, ist er gegen diese neue Ausrichtung. Doch eine Macht, die sich einer mächtigen Matrix bedient, stellt sich ihm entgegen und bringt damit nicht nur ihn, sondern alle in seinem Umfeld in Gefahr.

    > Wirr, undurchsichtig mit einem Heer von Akteuren <

    „Das Schwert des Aldones“ ist ein sehr frühes Werk der Autorin. Sie selbst schrieb im Vorwort zur Neufassung „Sharras Exil“: „Die unbefriedigendste dieser [frühen] Arbeiten war „The Sword of Aldones“ (Das Schwert des Aldones), vielleicht weil ich es mir im Wesentlichen im Alter von fünfzehn zusammengeträumt habe.“

    Damit trifft es MZB auf den Punkt. Während des Lesens konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Geschichte unreif und voller wirrer Gedanken wirkt. Die Akteure handeln unlogisch, Emotionen sind meist entweder völlig überzogen oder deplatziert. Lew Altons Rolle als jemand, der die Handlung vorantreiben sollte, kommt schon deswegen nicht so recht in Gang, weil er selbst durch das Geschehen nicht durchzublicken scheint. Da seine geheimnisvollen Gegner mit ihrer Magie für viel Verwirrung sorgen, ist das teilweise auch nachvollziehbar, doch wird er dadurch wie ein Spielball von einer Situation in die nächste katapultiert, ohne selbst darauf Einfluss zu nehmen. Auch als die Menschen, die er liebt, in größter Gefahr schweben, wirkt sein Handel unverständlich und in Selbstmitleid versunken.

    Doch damit nicht genug. Im Laufe der Geschichte betreten immer mehr Akteure die Bühne, deren Daseinsberechtigung nicht selten eher zweifelhaft ist. Erschwerend kommt hinzu, dass sich durch den Einfluss der bereits erwähnten Macht Freund immer mal wieder zu Feind wandelt und umgekehrt. Im Showdown scheinen die Fronten dann endlich geklärt, nur um zum Abschluss noch einmal durch die handelnden Personen, einschließlich Lew Alton, durcheinander geworfen zu werden. Dem Leser fällt die Nachverfolgung der Freund-Feind-Konstellationen extrem schwer, was auch an dem oft unlogischen Agieren aller liegt. Mit einem streckenweise recht umständlichen Schreibstil, den ich so von MZB bisher nicht kannte, wird dem ganzen noch ein kleines Krönchen aufgesetzt, das es einem nicht leicht macht, echtes Vergnügen an der Lektüre des Buches zu empfinden.

    > Fazit <

    Die Darkover-Geschichte ist ein echter Klassiker der FSF-Literatur, doch man sieht an dem Roman „Das Schwert des Aldones“, dass auch Bestsellerautoren einmal klein angefangen haben. Im konkreten Fall kam dabei ein umständlich geschriebenes Buch mit unglaubwürdigen Charakteren, viel Pathos, einer verwirrenden Handlung und einer wilden Abfolge von Akteuren heraus. Im Showdown sorgen die Handelnden zwar ein wenig für Klarheit, können damit das verlorene Lesevergnügen aber nicht retten. Das kann Marion Zimmer Bradley deutlich besser. Daher sollte der interessierte Leser statt dieses Buches auf die 1981 entstandene Neufassung „Sharras Exil“ zurückgreifen. Gleiche Handlung, aber von einer reiferen und deutlich erfahreneren MZB verfasst.