Stephanie Schuster - Einfach lieben

  • Leben und Lieben zwischen den Jahrzehnten

    Dies ist der gelungene zweite Band der "Glückstöchter"-Reihe. Der Kreis schließt sich: man erfährt mehr über die Familiengeschichte von Anna und Eva. Wieder ist alles sehr menschlich, farbig und nachvollziehbar erzählt: das Leben auf einer Alm um 1911 - 1917, sowie eine Bio-WG im Bayern der 1970er Jahre. Dennoch bleiben Leerstellen, und man könnte sich fragen, ob es nicht einen dritten Band hätte geben sollen.


    Nach einem sehr starken Beginn, und vor einem dramatischen Ende mit vielen Wendungen, ist das Buch im Mittelteil eher still, was jedoch seinen ganz eigenen Reiz hatte. Der Fokus lag eher auf den Menschen, wie sie tatsächlich täglich gelebt und gefühlt haben. Der Leser sammelt zum Beispiel Kräuter mit Anna, und macht die Alm winterfest. Und man stellt mit Eva Müslis zusammen, oder erfährt mehr über Eifersüchteleien und Stimmungsschwankungen in der WG.


    Die Zeitgeschichte wird durchgehend sehr am Rande gehalten. Die Erwähnung des ersten Weltkrieges, sowie der RAF, werden auf ein absolutes Minimum beschränkt. Dies hat dem Buch und der Charakterisierung seiner Protagonisten gut getan!


    Die Autorin wollte kein heimliches Geschichtsbuch schreiben, sondern die Gefühlswelt einer Heldin damals und in den 70ern erfahrbar machen, was ihr hervorragend gelungen ist. Besonders im Handlungsteil "Eva" gab es so manchen Schmunzler - wie man zum Beispiel mit unerwarteten Polizeikontrollen umging, oder dass viele doch wesentlich "traditioneller" gedacht haben, als die Sponti-Atmosphäre glauben ließ. Fragen von Vaterschaft und Verwurzelung gibt es auf beiden Handlungsebenen - ein erkennbares Herzensthema der Autorin.


    Rein schriftstellerisch muss ebenfalls ein großes Lob ausgesprochen werden. Die Dialoge sind erfrischend, und die Schreibweise abwechslungsreich. Es gibt verschiedenste Texte, wie Tagebücher oder Zeitungsartikel. Herrlich auch die Erwähnung typischer Musiktitel! Man wollte am liebsten gleich mit auf eine Studentenfete!


    Das Thema "Naturverbundenheit" und Nachhaltigkeit ist ein weiterer Schwerpunkt, und zwar in beiden Handlungsteilen gleich. Anna lebt ganz nah an und in der Natur, während Eva in den 70ern um Kompromisse nicht herumkommt. Zudem war es erschreckend festzustellen, dass wir heute in vielen Bereichen, was die Bio-Bewegung angeht, noch nicht wirklich weiter sind!


    Die Höchstwertung wird nur deshalb knapp verpasst, weil am Ende das Buch doch ein wenig gerafft erscheint. So als habe ein Lektor oder Verlagsmensch entschieden, dass zwei Teile eigentlich reichen. Die Autorin hat sich hier achtbar aus der Affäre gezogen - das Ende wartet trotz seiner Kürze mit ein paar herzerwärmenden Überraschungen auf. Insgesamt ist das Buch sehr empfehlenswert für alle, die schon den ersten Band mochten - kann aber auch unabhängig gelesen werden.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Stephanie Schuster, "Glückstöchter - Einfach lieben"“ zu „Stephanie Schuster - Einfach lieben"“ geändert.
  • Das Band zwischen Anna und Eva

    Hierbei handelt es sich um den zweiten Band des Romans 'Glückstöchter', und die Hauptpersonen sind wieder Anna und Eva.

    Ich bin mit großen Erwartungen an diese Lektüre gegangen, da ich Stephanie Schusters Reihe über die 'Wunderfrauen' einfach fesselnd fand und nur so verschlungen habe. Leider wurde ich vom Auftakt dieser neuen Reihe, also Band 1, enttäuscht, obwohl der Prolog sehr vielversprechend war. Nun war ich sehr gespannt, wie es im zweiten Teil läuft.

    Grundsätzlich muss ich sagen, dass mir dieser 2. Teil besser gefällt. Es ist mehr Spannung vorhanden, und die Autorin hat Cliffhanger am Ende einiger Kapitel eingebaut, die einem keine Ruhe lassen. Denn wir haben auch hier wieder den ständigen Wechsel zwischen Annas und Evas Geschichte.

    Annas Geschichte berührt mich sehr, denn sie lebt naturverbunden und muss so manche Einschränkung in Kauf nehmen, während Eva ein lockeres WG-Leben führt und sich keine großen Gedanken um ihre Zukunft macht. Das Einzige, was sie intensiv verfolgt, ist die Aufklärung ihrer Herkunft. Anna führt ein Leben voller Verantwortung und benötigt Planung und Weitsicht, während Eva in meinen Augen egoistisch und teilweise auch naiv ist.

    Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und leicht verständlich. Sie gibt dem Leser das Gefühl, in der jeweiligen Situation als Beobachter dabei zu sein. Sehr geschickt fand ich die Einflechtungen in Bezug auf die Wunderfrauen, das ließ mich schmunzeln.

    Insgesamt ist das Ende des zweiten Bandes für mich unbefriedigend, denn es bleiben viele Fragen offen, auch wenn sich die Leitfrage klärt. Das mag daran liegen, dass aus der geplanten Trilogie eine Dilogie entstanden ist. So kann ich mir die Oberflächlichkeit vieler behandelter Themen erklären.

    Das Happy End lässt den Roman wie ein Märchen erscheinen, so ist das Leben aber meist nicht. Deshalb erscheint vieles unrealistisch und hinterlässt ein Gefühl der Unzufriedenheit.

    Zum Schluss habe ich mich dann noch gefragt, was mir der Titel sagen will. Denn zumindest Anna hat viel Unglück erlebt, und ich würde sie nicht als Glückstochter bezeichnen.

    Ich kann das Buch jedem empfehlen, der Bücher liebt, in denen am Ende alles gut wird.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Stephanie Schuster - Einfach lieben"“ zu „Stephanie Schuster - Einfach lieben“ geändert.
  • schöner Unterhaltungsroman
    Im zweiten Band erzählt die Autorin die Geschichte der Glückstöchter Anna und Eva weiter.

    Die Autorin wechselt immer wieder die Erzählperspektiven zwischen Anna und Eva.


    So erfährt man wie es Anna ergeht, nachdem sie aus ihr elterliches Gut vertrieben wird. Wie sie sich durchschlägt, sich findet und sich auf einer alten Almhütte niederlässt. Wie gut sie sich mit den normalen Alpenmenschen versteht und Freundschaften schließt. Sie wird ein Teil dieser Gemeinschaft und durch ihr handwerkliches Geschick kann sie auch ihren Lebensunterhalt bestreiten. Dennoch ist es für Anna alles andere als ein leichtes Leben. Hoch oben in den Bergen, stellt sie sich der Natur. Ihr Leben dort in der rauen Natur ist hart, trotzt ihr Land für ihren Garten ab und versucht sich als Selbstversorger durchzuschlagen. Aber auch für hält dieses Leben auch das Glück in Form von großer Liebe bereit. Und natürlich auch in Form von Helene.


    Auch für Eva wird diese nicht nicht nur turbulent und anstrengt sondern hält auch Überraschungen bereit. Denn Eva´s WG drohnt zu zerbrechen und somit auch ihr einziger Halt, an den sie sich klammert. Für mich passiert nun das längst Überfällige. Endlich macht sich Eva zusammen mit ihrer Oma auf die Suche nach Eva´s Wurzeln. Das sie sich dabei endlich mit ihrer Familie aussöhnt ist auch mehr als überfällig. Nicht zuletzt weil schon die nächste Generation in den Startlöchern steckt. Zugegeben Eva ist alles andere als ein einfacher Charakter. Richtig warm bin ich mit ihr erst gegen Ende der Geschichte geworden, wo sie dieses borstige und selbstsüchtige Verhalten abgelegt hat. Ja sie war zornig, sie hatte ja auch allen Grund dazu, aber sie sich dermaßen darin gesult hat und ihre Adoptivfamilie dermaßen, allen voran ihrer Oma, so unrecht getan hat, fand ich einfach nur schäbig. Auch ihr Egoismus, nicht nur was Freundschaft angeht fand ich fürchterlich. Die Autorin hat wirklich erst gegen Ende grad so die Kurve gekriegt, dass man Eva noch gemocht hat.


    Was ich allerdings wirklich Schade fand ist, dass die gemeinsame Zeit zwischen Anna und Eva gegen Ende des Romans wirklich sehr kurz gehalten ist, wo es doch im Verlaufe der Handlung doch auch einige Längen gab.


    Anna hat mir als Figur einfach wesentlich besser gefallen. Ja sie hatte auch ihre Schwächen, aber diese hat sie überwunden und ist als starke Frau daraus herausgegangen. Vielleicht färbt ja ein wenig Anna noch auf Eva ab, würde der Figur der Eva jedenfalls gut tun.


    Das Cover gefällt mir sehr gut und hat auch zum Band 1 einen Wiedererkennungswert.


    Fazit: Durch den gewohnten Schreibstil, ist man sehr rasch in der Story drin und fühlt sich als Leser pudelwohl. Auch wenn der Charakter der Eva mich Nerven gekostet hat, wird man am Ende entschädigt. Besonders gefallen hat mir auch das einige Charaktere aus der Wunderfraureihe hier und da aufgetaucht sind. Mein Favorit ist und bleibt jedoch Anna.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: